Die Gladbacher Karnevalisten sind fassungslos. Der Dachverband „Bund Deutscher Karneval” erwägt, mögliche Teilnehmer eines Nachholzuges im März auszuschließen.
Nach der sturmbedingten Absage des Zuges am Sonntag waren die Jecken glücklich, einen neuen Termin gefunden zu haben.
Wie es jetzt weitergeht.
Bergisch Gladbach – Gegenwind aus unerwarteter Richtung gibt es gegen die Entscheidung, den am Sonntag wegen Sturmwarnungen kurzfristig abgesagten Gladbacher Karnevalszug am 22. März nachzuholen. „Der Präsident des Bundes Deutscher Karneval hat angekündigt, Vereine, die teilnehmen, gegebenenfalls auszuschließen“, sagt ein sichtlich aufgebrachter Rolf Woschei.
Er ist Präsident des Regionalverbands Rhein-Berg (RRB) im Bund Deutscher Karneval (BDK) und hat kurz vor dem Prinzenessen am Karnevalsdienstag einen Anruf vom BDK-Präsidium erhalten, wie er berichtet. Begründet habe BDK-Präsident Klaus-Ludwig Fess die angedrohten Sanktionen mit dem Termin. Dieser liege außerhalb der Session, die mit Aschermittwoch ende. Damit verstieße ein Karnevalszug am 22. März gegen die erweiterte Ethik-Charta des BDK, die alle Mitgliedsvereine zu befolgen hätten.
Wie berichtet hatte der Zug-Veranstalter von der Gladbacher Brauchtumsvereinigung den 22. März gemeinsam mit Stadtverwaltung, Polizei, Feuerwehr und weiteren Beteiligten abgestimmt und zudem auch Kreisdechant Norbert Hörter konsultiert. Auch der sah keine Probleme, weil der Nachhol-Zug an einem Sonntag stattfinden solle und Sonntage aus der Fastenzeit ausgenommen seien. Der 22. März sei zudem der Laetare-Sonntag, der besondere Freudensonntag in der Fastenzeit, und passe daher besonders gut als Nachholtermin für den Zug, so Hörter gestern im Gespräch mit dieser Zeitung.
Der BDK sehe das anders, zitiert Rolf Woschei. 89 Züge seien bundesweit ausgefallen, wenn der Gladbacher Zug nachgeholt werde, würde ein Präzedenzfall geschaffen, den der BDK verhindern wolle.
Auch in Düsseldorf wurde der Rosenmontagszug unterdessen vor vier Jahren wegen einer Sturm-Absage nachgeholt. Dort hätten sich die Beteiligten ebenfalls über die Ethik-Charta des BDK hinweggesetzt, so Woschei. Damals habe aber auch noch ein anderer Präsident an der Spitze des BDK gestanden.
In jüngerer Zeit sei in Bonn ein geplanter Nachhol-Zug nach Intervention des BDK wieder abgesagt worden, so Woschei. Danach sahen die Reaktionen beim Gladbacher Prinzenessen nicht aus: „Es war die richtige Entscheidung, den Zug am Sonntag abzusagen, und es ist richtig, dass wir ihn am 22. März nachholen“, sagte Brauchtumsvereinigungsvorsitzender Martin Gerstlauer.
Es gebe zwei Möglichkeiten, das Problem mit der Zugabsage in den Fokus zu nehmen, so Bürgermeister Lutz Urbach: „Kritische Töne anzustimmen oder Probleme, die da sind, zu lösen. Auch der BDK sollte für den Karneval da sein.“ Noch deutlicher wurde Ehrenpräsident Wolfgang Bosbach im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich finde das eine unmögliche Haltung. Der Zug ist ja aus einem wirklich triftigen Grund abgesagt worden. Ich bin auch nicht für den Ganz-Jahres-Karneval, aber unter den besonderen Umständen sollte der BDK den Karneval unterstützen.“
„In Düsseldorf war es kein Problem, dann darf es auch in Gladbach kein Problem sein“, sagte Prinz Philipp I.
„In Düsseldorf war es kein Problem, dann darf es auch in Gladbach kein Problem sein“, sagte Prinz Philipp I.
Tenor der Verantwortlichen: Rolf Woschei solle sich für den Nachholtermin im BDK einsetzen. „Ich hab ja Verständnis für die Vereine, aber so einfach wird das nicht gehen“, sagte der RRB-Präsident nach dem Prinzenessen.
Traditionszug statt Karnevalszug?
Die einzige mit dem BDK besprochene mögliche Lösung sei, am 22. März keinen Karnevals- sondern einen Traditionszug durch Gladbach ziehen zu lassen. Dann aber dürften sie keine Narrenkappen, Orden und Litewkas und das Dreigestirn auch kein Ornat tragen, so Woschei. Dass sich die Gladbacher Karnevalisten darauf einlassen werden, scheint nach den Reaktionen beim Prinzenessen fraglich.