Gewässer in Gierath ausgetrocknetAnwohner und Ämter ringen um Gestaltung des Betts
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Bergisch Gladbach – „Das ist mein Problembach“, sagt Günter Jünger. Er steht am Rande der Schluchter Heide, der Grünzunge zwischen Gierath und Refrath. Direkt vor ihm: das Bett des Hasselsbachs. Zu sehen ist: nichts. Eine kleine Mulde im Wald deutet an, wo der Hasselsbach verläuft. Er ist ausgetrocknet in diesem Sommer. Wäre er nicht in allen amtlichen Karten eingezeichnet, würde ihn hier nur Eingeweihte vermuten. Zwischen braunem Laub ist der Bachlauf fast nicht mehr zu erkennen. Es war einmal der Hasselsbach, könnte man fast sagen.
Mit dem Hasselsbach beschäftigt sich Jünger seit Jahren. Und mit ihm die Kreisverwaltung, die Stadt und der Strundeverband, der für die Gewässerunterhaltung zuständig ist.
Schieber im Wald
Kurz hinter der Stelle im Wald passiert der Bach, so er denn flösse, ein Absperrbauwerk. Was kaum ein Spaziergänger weiß: Bei Hochwasser kann der Bach hier an dieser Stelle mit einem großen Schieber gesperrt und in den Rechtsrheinischen Kölner Randkanal umgeleitet werden, einige Schritte entfernt. Das Randkanal-Bachbett zweigt rechtwinklig ab und läuft in Richtung der nahen Stadtgrenze Köln, um seine Flut in den Rhein zu führen. Sogar ein großes Rückhaltebecken liegt in Sichtweite. Für die Umleitung ist ein eigener Zweckverband der Städte Köln und Bergisch Gladbach zuständig.
Der Durchlass aber, durch den der Hasselsbach im Normalfall weiter nach Gierath und zur Strunde fließt, ist eher schmal als groß. Wenige Meter entfernt verschwindet der Bachlauf dann im Untergrund. Er läuft unter der Gierather Straße durch und auch unter der nächsten Straße, dem Rosenhag. Im Garten von Günter Jünger tritt er wieder ans Tageslicht, und zwar aus einem sehr, sehr großen Rohr. Und es passiert Seltsames: Bei Regen fängt der Hasselsbach im Jüngerschen Garten an zu plätschern und sprudeln.
Diese wundersame Wasservermehrung verwundert den Eigentümer. Im Wald liegt das Bachbett auch bei Normal-Regen trocken, nichts fließt in die unterirdische Verrohrung. An der Gartenseite kommt aber Wasser aus dem Rohr. Nach einem Ortstermin steht laut Jünger fest: Das Regenwasser der Wohnstraße wird über den unterirdischen Bach entwässert. Weil auf natürliche Weise kein Wasser rinnt, hält Jünger den Hasselsbach für einen Regenwasserkanal.
Im konstruktiven Dialog mit den Behörden sucht der Gierather seit Jahren nach einer Lösung. Die Gespräche laufen dazu, Jünger ist wie auch die Behörden an einer einvernehmlichen Lösung interessiert. Jünger regt an, den Hasselsbach künftig am Schieber über den Rechtsrheinischen Randkanal zu führen – dafür sei dieser 1973 gebaut wurden. Die unterirdische Konstruktion mit Einbauten auf Jüngers Garten wäre dann ein Regenwasserkanal. Eine Renaturierierung, die die Behörden wünschten, könnte dann weniger umfassend ausfallen. Noch gibt es deswegen Gespräche, ein naturnaher Uferstreifen auf seinem Grundstück würde viele Quadratmeter Garten kosten, sagt Jünger. Nächster Schritt sei eine Vermessung und die Neuanlage eines Bachgefälles.
Der Rechtsrheinische Kölner Randkanal ist im Übrigen eine Spezialität des heimischen Hochwassers und dient tatsächlich als Schutzkordon der Millionenstadt Köln. Das Wasser aus Gladbach, was die Strunde und andere Bäche anliefern, könnte sonst Köln überfluten. Nicht nur der Rhein ist also ein Hochwasser-Gefährder, auch die Strunde. Das haben zuletzt die Baumaßnahmen für das Hochwasserschutzprojekt Strunde hoch vier eindrucksvoll belegt. 1977 war es der damalige Stadtdirektor Otto Fell, der die aktuelle Satzung des Zweckverbands Rechtsrheinischer Kölner Randkanal mitunterzeichnete. Auf etwa zwölf Kilometern Länge führen die rechtsrheinischen Kanäle als Entlastung der Bergisch Gladbacher Bäche zum Rhein. Sie nehmen in der Stadtmitte auch das gereinigte Wasser der Zandersschen Kläranlage auf und in Refrath-Beningsfeld das bearbeitete Wasser des städtischen Zentralklärwerks. Und wenn der Hasselsbach Hochwasser führt, auch sein Wasser.