Als zweite Kirche im Bistum Köln produziert Herz Jesu in Schildgen Solarstrom. Ein Pilotprojekt, denn der Böhm-Bau ist denkmalgeschützt.
Modellversuch für BaudenkmälerVom Dach der Herz-Jesu-Kirche in Bergisch Gladbach kommt jetzt Strom
Die katholische Herz Jesu Kirche in Bergisch Gladbach-Schildgen liefert nicht nur Glockenklänge, sondern auch Strom. Auf dem Dach ist eine Solaranlage installiert. Eine kleine Sensation. Denn die Herausforderung war besonders groß, weil das Gottfried Böhm-Gebäude unter Denkmalschutz steht. „Mit diesem Projekt setzen wir ein Zeichen für den Klimaschutz und die Verantwortung für die Schöpfung“, sagt Pfarrer Wilhelm Darscheid.
Von der Altenberger-Dom-Straße aus ist nichts zu sehen. Doch aus der Vogelperspektive wird deutlich, was an der Kirche Herz Jesu so besonders ist. 58 Solarmodule mit einer Neigung von zehn Grad bedecken einen Teil des 600 Quadratmeter großen Dachs. Jede einzelne Solarplatte hat eine Leistung von 410 Watt. Das entspricht einer Gesamtleistung von 23,78 Kilowatt. Die PV-Anlage kostet laut Gemeinde 50.000 Euro.
58 Solarmodule bedecken einen Teil des Kirchendachs
„Damit können wir zu Spitzenzeiten sowohl die Kirche als auch den Pfarrsaal mit Strom versorgen“, sagt Pfarrer Darscheid. Der Strom, den die Kirchengemeinde nicht verbraucht, wird ins öffentliche Netz eingespeist. „Es geht uns nicht rein um die Wirtschaftlichkeit“, betont Achim Rieks, Vorstandsmitglied und Projektleiter, „sondern darum, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“
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Die Idee für die Photovoltaikanlage hatte der Kirchenvorstand vor zwei Jahren. Doch bis zur Umsetzung gab es viele Stolpersteine, berichtet Rieks. Eine denkmalschutzrechtliche Erlaubnis war erforderlich. Diese wird von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Bergisch Gladbach nach Einholung einer fachlichen Stellungnahme des Amtes für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) erteilt.
„In der Regel ist Denkmalschutz ein K.-o.-Kriterium“, sagt Philipp Weingarten. Als Referent für Energietechnik des Erzbistums Köln hat er das Projekt in Schildgen technisch beraten. „Bei der Installation einer Solaranlage darf das überlieferte Erscheinungsbild nicht gestört werden“, erklärt er.
Familie Böhm gab die urheberrechtliche Zustimmung
Um alle Bedenken auszuräumen, wurde zur denkmalrechtlichen Beurteilung eigens ein Dummy auf dem Kirchendach von Herz Jesu aufgebaut. „Zum Denkmalschutz gehört auch, wie das Gebäude von oben aussieht“, erläutert Weingarten. Außerdem musste die Statik des Dachs geprüft werden.
Die Stützen der Konstruktion wurden nicht geschraubt, sondern mit Bitumenstreifen verklebt. Am Ende gab der LVR grünes Licht. Die Denkmalbehörde habe das Schildgener Kirchenprojekt als Modellversuch zur Umsetzung der Energiewende in Baudenkmälern begleitet. „Trotz anfänglicher Skepsis hat auch Professor Paul Böhm die urheberrechtliche Zustimmung für das Pilotprojekt gegeben“, berichtet Rieks.
Die Herz Jesu Kirche war eine der ersten Kirchbauten von Paul Böhms Vater, dem weltbekannten Architekten Gottfried Böhm. Er starb 2021 im Alter von 101 Jahren. Das Bauwerk in Schildgen wurde 1960 geweiht. Im Erzbistum gebe es bislang nur die Pfarrei St. Peter in Zülpich, die eine PV-Anlage auf dem Dach eines Kirchengebäudes errichtet habe, so Weingarten. Aber Anfragen von Kirchengemeinden gebe es viele.
„Kirchendächer sind prädestiniert für die Gewinnung von Solarenergie“, meint Weingarten. Nicht nur wegen der Größe und der Neigung der Dächer, sondern auch wegen ihrer Ausrichtung. Seit 13. September ist die PV-Anlage in Schildgen in Betrieb. Zum Ausklang der Fairen Woche in Bergisch Gladbach ist das Solardach am Donnerstag bei einem Segnungsgottesdienst offiziell eingeweiht worden.