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In ModellbauweiseDie erste Turbo-Kita kommt in den Bergisch Gladbacher Stadtteil Sand

Lesezeit 4 Minuten
Man sieht ein Stück von der Wiese, davor am Straßenrand parkt ein Transit.

Auf einem Wiesengrundstück an der Schulstraße im Stadtteil Sand soll die neue Sofort-Kita mitten in einem Wohngebiet errichtet werden.

Die neue Kita in Modulbauweise an der Schulstraße wird mit 5,765 Millionen Euro teurer als gedacht.

Mit einem kurzfristigen Notprogramm kämpft die Stadt gegen das alarmierende Defizit von Kita-Plätzen. Für die erste von vier neuen Sofort-Kitas auf dem Grundstück an der Schulstraße im Stadtteil Sand liegt jetzt der Entwurf vor. Demnach klettern die geschätzten Kosten für die Kindertagesstätte um rund 300.000 Euro auf 5,765 Millionen Euro. Die Anwohner im Wohngebiet machen sich Sorgen wegen des zusätzlichen Verkehrs in ihrem Wohnviertel.

Der Zeitplan ist ehrgeizig: Bereits im Juli 2025 soll die neue zweigeschossige Kindertagesstätte im Baukasten-System für 70 Kinder in vier Gruppen an der Schulstraße in Betrieb gehen. Der rasche Bau von zwei Sofort-Grundschulen in Refrath und Hebborn dient als Vorbild. Unter großem Zeitdruck übernimmt auch jetzt die städtische Schulbau GmbH die Projektsteuerung. Aktuell fehlen im Stadtgebiet 300 Kindergarten-Plätze.

Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung beauftragt ein Verkehrskonzept

Erstmals sind die Anwohner rund um den Standort bei einer Versammlung über Details des Bauvorhabens informiert worden. „Wir haben 106 Haushalte eingeladen. 50 Personen sind gekommen“, berichtet Claudia Werker, Projektverantwortliche im Fachbereich Jugend und Soziales, in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses. Die Hauptsorge der Nachbarn sei der steigende Verkehr durch Hol- und Bringfahrten der Eltern.

Vor allem im Eingangsbereich könnte es beim Ein- und Ausparken in der Tat eng werden
Claudia Werker, Fachbereich Jugend und Soziales

Das 3800 Quadratmeter große Wiesengrundstück neben dem katholischen Friedhof liegt mitten in einem kleinteiligen Wohngebiet mit überwiegend Einfamilienhäusern an engen Sträßchen. Auch der Wegfall von Parkmöglichkeiten sei ein großes Thema bei der Versammlung gewesen, sagt Werker.

Die Anfertigung eines Verkehrsgutachtens soll nun bei der Suche nach Lösungen helfen. „Vor allem im Eingangsbereich könnte es beim Ein- und Ausparken in der Tat eng werden“, meint Werker und sagt in der Ausschusssitzung zu, die Anwohner erneut zu informieren, wenn das Gutachten vorliegt. Alle Anregungen und Bedenken, die am Info-Abend vorgebracht worden seien, würden geprüft.

Holzbauweise und Photovoltaik

Die Stadtverwaltung betont die Hochwertigkeit des Gebäudes aus Holz unter Prinzipien der Nachhaltigkeit. Das Dach wird begrünt, die Wärmegewinnung erfolgt über eine Photovoltaikanlage sowie eine Wärmepumpe. Ob die PV-Anlage ausreicht, um den Eigenbedarf an Strom zu decken, vermag Werker zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen: „Das kann sich erst im laufenden Betrieb herausstellen.“

Wie die Küche im Erdgeschoss aussieht, ist noch nicht entschieden. Geplant werde mit zwei unterschiedlichen Varianten: als Cook and Chill im Sinne einer Aufwärmküche mit angeliefertem Essen sowie der Möglichkeit zum Frischkochen. Je nach Trägerkonzept sollen die entsprechenden Ausstattungselemente installiert werden. „Technisch wird die Küche für beide Fälle entsprechend vorbereitet“, berichtet Werker.

Die Stadt sucht noch nach einem freien Träger

Die Stadt will an der bisherigen Praxis festhalten und einen Träger der freien Jugendhilfe mit dem Betrieb der Kita beauftragen. Ein Ausschreibungsverfahren sei in der Vorbereitung, heißt es.

Bei der Gebäudeplanung handelt es sich um eine sogenannte Typenplanung in Modulen. Das beauftragte Architekturbüro hat die einzelnen Bausteine so entwickelt, dass sie je nach Zuschnitt der Grundstücke, nach Topografie oder individuellen Ansprüchen auch an anderen Standorten zusammengesetzt werden können. Für die barrierefreie Erschließung gibt es innerhalb des Gebäudes einen Aufzug.

Wie die Stadtverwaltung mitteilt, entspreche das Raumkonzept den aktuellen pädagogischen Standards. Der Landschaftsverband Rheinland habe das künftige Gebäude bereits ausdrücklich als ein vorbildlich geplantes „Haus für Kinder“ gelobt. Über die Baumaßnahme entscheidet der Stadtrat endgültig in seiner Sitzung am 14. Mai. Das positive Votum des Jugendhilfeausschusses fiel einstimmig aus.


Künftige Projekte

Im Jugendhilfeausschuss informiert Claudia Werker vom Fachbereich Jugend und Soziales über den Planungs- und Baufortschritt der parallel zum Bauvorhaben in Sand laufenden Kita-Projekte. Bei der im Bau befindlichen neuen fünfgruppigen Awo-Kita Reiser/Mondsröttchen in Bensberg mit 93 Plätzen geht die Verwaltung davon aus, dass der Eröffnungstermin im August dieses Jahres gehalten werden kann. Der Innenausbau sei fertig, sagt Werker. Aktuell werde die Fassade angestrichen.

Die Abbrucharbeiten der Flüchtlingsunterkunft an der Jakobstraße in der Nähe des S-Bahnhofs seien Ende Mai abgeschlossen. Anschließend soll auch dort der Neubau einer Sofort-Kita in Holz-Modulbauweise mit Platz für 70 Kinder aufgebaut werden und zum Ende des Kindergartenjahres 2025 in Betrieb gehen können.

Die Planungen für die umstrittene Errichtung einer Sofort-Kita auf der Lena-Wiese an der Straße Am Fürstenbrünnchen in Lückerath liefen ebenfalls. Wie in Sand soll es auch in Lückerath voraussichtlich im Juli eine Informationsveranstaltung für Anwohner geben, kündigt Werker an. (ub)