Bergisch Gladbach – Das ist ein heftiger Schlag ins Kontor für die Bensberger: Die fehlende Freitreppe an der neuen Schlossgalerie (Fluchtweg) verhindert eine Eröffnung im Sommer. Das neue Einkaufszentrum wird frühestens im November eröffnen, und damit erst zum nächsten Weihnachtsgeschäft. Fertiggestellt ist das Einkaufszentrum aber schon im Juni. In der Zwischenzeit passiert an und in der Schlossgalerie – nichts.
Allerdings wird die Stadt in den Monaten dazwischen die noch fehlende Freitreppe bauen. Sollte im November noch an der Freitreppe gebaut werde, will die Stadt notfalls mit Gerüsten einen Fluchtweg schaffen. Es werde in der Verwaltung alles getan, um den Novembertermin zu halten, versichert Stadtsprecherin Marion Linnenbrink.
Ohne Freitreppe wird Schlossgalerie nicht eröffnet
Grund für die zeitlichen Kalamitäten sei die Freitreppenanlage aus dem Integrierten Handlungskonzept für die Schloßstraße, erklärt Centerscape-Prokurist Thomas von Einem. Wie schon von der Politik in der vergangenen Woche diskutiert, bestätigt auch er: Ohne Freitreppe wird es keine Eröffnung geben. Im Infrastrukturausschuss war es insbesondere um den Notausgang aus dem Kaufhaus gegangen. Dafür ist die Treppe zwingend erforderlich. Über die Gestaltung und das Material wird in zwei Wochen (26. Februar) politisch entschieden.
„Für die Mieter im neuen Einkaufszentrum ist es eine unbedingte Voraussetzung, dass die Schlossgalerie ohne Baustelle zugänglich ist“, erklärt der Vertreter von Centerscape. Die fehlende Freitreppe sei der entscheidende „Stolperstein“, der die Eröffnung verhindere. Eine Eröffnung mit Baustelle vor der Haustür gefährde das Invest. Die Mieter könnten aus einem von mehreren möglichen Übergabeterminen wählen.
Bauzeit für Freitreppe liegt bei vier Monaten
Danach starte unwiderruflich die Logistik mit Einbau der Ladenlokale, der Kühltheken und Kassen, auch mit der Einstellung des Personals. „Ab dann kostet ein Geschäft, abhängig von der Verkaufsfläche, bis zu mehreren zehntausend Euro im Monat.“ Diese Ausgaben müssten „natürlich auch verdient werden.“ Das gelinge aber nur mit einem Einkaufszentrum, „das einen einladenden Eindruck“ mache.
Die reine Bauzeit liege schon bei vier Monaten, heißt es jetzt bei Centerscape. „Dazu kommen Absprachen und Genehmigungsprozesse.“ Auch der Novembertermin werde nur zu halten sein, wenn der Bau der Treppe reibungslos gelinge. An die Stadt appelliert von Einem: „Jetzt müssen alle an einen Strang ziehen, dass es auch klappt.“
Was passieren würde, wenn sich der Bau der Freitreppe ins nächste Jahr verschieben würde, lässt die Mitteilung des Investors offen. Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag wird Centerscape angesichts seines Bensberger Millionen-Invest sicher nicht warten wollen. In Fällen, in denen es zu Bauverzögerungen bei Großprojekten kommt, sind Regresszahlungen üblich.
In diesem Fall läge der Schwarze Peter bei der Stadt. Soweit will auf Nachfrage Projektentwickler Engelbert Leibl nicht denken. „Bis November liegt alles im vertraglichen Korridor.“ Würde sich der Starttermin weiter verschieben, hätten die Mieter theoretisch ein vertragliches Rücktrittsrecht aus dem Mietvertrag; so etwas wolle aber niemand. „Die Abstimmung mit der Stadt ist eng.“ Centerscape gehe davon aus, dass der Novembertermin gehalten werde.
Enttäuschung bei Händlern riesig
Stadtsprecherin Marion Linnenbrink weist auf den ursprünglichen Bauzeitplan von Centerscape hin. Nicht die Stadt sei langsamer, sondern der Investor schneller geworden. „Nach der ursprünglichen Planung von Centerscape sollte die Fertigstellung im Herbst sein.“ Jetzt liege es an der Politik, Ende Februar die Weichen für die Treppenanlage zu stellen.
Eine Verschiebung des Beschlusses könnte gegebenenfalls Auswirkungen auf die Auftragsvergabe habe. „Wir tun alles, damit der Novembertermin bleibt.“ Notfalls mit Gerüsten als einem provisorischen Ersatzfluchtweg. Stadtplanung und Investor arbeiteten Hand in Hand, wollten die Beschlüsse des Ausschusses aber nicht vorwegnehmen. Die Gestaltung der Schloßstraße vor der Schlossgalerie werde der Investor unterstützen.
Bei den Bensberger Händler war die Enttäuschung am Montag riesig. „Wenigstens im Erdgeschoss könnte eröffnet werden“, meint Joachim Daubenbüchel, Vorsitzender der Händlergemeinschaft IBH. Die Kunden könnten doch als Notausgang nach vorne das Geschäft verlassen. „Das sollte doch möglich sein.“ In einer gemeinsamen Erklärung mit der ISG, der Immobilien-Gemeinschaft Schloßstraße heißt es: „Wir hoffen, dass der Rat und andere mit den Entscheidungen vertraute Personen schnelle Entscheidungen treffen können, um weitere Verzögerungen zu vermeiden. Den Entscheidern wünschen wir weiterhin ein gutes Gelingen im Sinne von Bensberg.“ Die Verschiebung sei „bedauerlich, aber offensichtlich unvermeidbar.“