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Weniger ChaosStadt will vier Schulen in Bergisch Gladbach für Elterntaxis sperren

Lesezeit 3 Minuten
Auf der schmalen Straße parken Autos und verengen die Fahrbahn. 

Kurz vor Schulbeginn geht es vor vielen Schulen in Bergisch Gladbach, wie hier auf der Kauler Straße, chaotisch zu.

Die Stadt will Schulstraßen ausschildern, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Kinder haben den Mut aufgebracht und um eine schnelle Lösung gebeten.

Kurz vor Schulbeginn geht es vor vielen Schulen chaotisch zu: Autos halten in zweiter Reihe oder auf den Gehwegen und verstopfen die Straße vor dem Schulgebäude. Dazwischen schlängeln sich Kinder zu Fuß hindurch. Das Problem: zu viele Elterntaxis. Die Verkehrsinitiative Kidical Mass Bergisch Gladbach fordert zusammen mit vier Grundschulen die Stadtverwaltung auf, zur Schulwegsicherung als kurzfristige Maßnahmen Schulstraßen einzurichten.

In der Sitzung des Ausschusses für Anregungen und Beschwerden bringen vier Kinder der Concordiaschule den Mut auf und bitten um eine schnelle Lösung: Kaothar sagt ins Mikrophon: „Viele Kinder beschweren sich bei uns. Wir wollen, dass es besser wird. Mein kleiner Bruder ist beinahe angefahren worden. Seitdem hat er Angst und ich versuche, auf ihn aufzupassen.“ Michel sagt: „Das ist laut, stinkt und nervt.“ Und auch Nils fasst sich ein Herz und ergreift das Wort: „Wir wünschen uns, dass ihr euch überlegt, dass Schulstraßen gut für uns sind.“

Anwohner können in die Schulstraße ein- und ausfahren

Die Kinder gehören dem Schülerparlament an. An ihrer Seite haben sie Anna Thoms vom Aktionsbündnis Kidical Mass. Sie bestätigt die chaotischen Szenen, die sich morgens, aber auch nachmittags abspielen. „Hol- und Bring-Zonen werden ignoriert. Die Eltern fahren bis vors Gebäude und starten dort noch waghalsige Wendemanöver.“ Appelle der Schulleitungen an die Vernunft der Eltern, ihre Kinder besser zu Fuß zum Unterricht gehen zu lassen, liefen ins Leere.

Als Gegenmaßnahme, um die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommenden Kinder zu schützen, schlägt Thoms konkret vor, vier Schulstraßen mit temporären Sperrungen zu den Stoßzeiten für den Durchgangsverkehr einzurichten: Heimstättenweg an der GGS Hand, Burgstraße an der GGS Kippekausen, Concordiaweg an der Concordiaschule und Kauler Straße an der EGS Bensberg. „Die Anwohner können zu den Sperrzeiten ein- und ausfahren“, erklärt Thoms. Die rechtlichen Grundlagen dafür sind da, geregelt in einem Erlass des Verkehrsministeriums NRW. In Köln gibt es nach einem Pilotprojekt bereits vier dauerhafte Schulstraßen.

Auf der Straße steht ein von Kindern gemaltes Plakat, auf dem steht: „Ich will sicher zur Schule“.

Die Verkehrsinitiative Kidical Mass Bergisch Gladbach setzt sich für einen sicheren Schulweg durch Schulstraßen ein.

„Im Frühjahr ist es in der Kauler Straße in Bensberg zu einem Unfall gekommen, bei dem ein Kind von einem Auto angefahren worden ist“, betont Thoms den großen Handlungsbedarf.

Auch am Donnerstagmorgen, 7.45 Uhr wird auf der schmalen Kauler Straße trotz Halteverbots geparkt. „Kinder, die zu Fuß kommen, müssen sich irgendwie zwischen den Autos durchschlagen“, sagt Schulleiterin Kerstin Bacher auf Anfrage der Redaktion. Sie habe sich schon wie eine Verkehrspolizistin morgens auf die Straße gestellt, um den Verkehr zu regeln. Das sei bei den Eltern nicht gut angekommen.

„Dabei tut den Kindern die frische Luft und die gemeinsame Unternehmung des Fußwegs so gut.“ Im Unterricht wirkten diese Kinder glücklich. Deshalb begrüßt Bacher den Vorschlag einer Schulstraße ausdrücklich: „Eine Sperrzeit von 30 Minuten morgens und 30 Minuten nachmittags würde uns ausreichen.“

Stadt schlägt ein Gesamtkonzept für Schulstraßen vor

Martina Klupp (Grüne) stimmt den Schilderungen der Kinder, auch aus eigener Beobachtung, „mit vollem Herzen zu.“ Das gilt auch für Ulrich Gürster, Bezirkspolizist und Vertreter der CDU im Beschwerde-Ausschuss. Er gibt aber zu bedenken, dass es für die Polizei aufgrund Personalmangels schwer sei, solche Einfahrverbote zu überwachen. Jannes Komenda (SPD) stellt fest: „Auf die Hol- und Bringzonen wird immer wieder hingewiesen. Das bringt aber nichts.“

Franz Wilhelm Schmitz, Geschäftsführer der städtischen Infrastruktur-Projektgesellschaft, gibt zu, dass das Thema „jahrelang stiefmütterlich behandelt wurde“. Er regt an: „Wenn, dann sollten wir die Schulstraßenregelung für alle Schulstandorte prüfen. Das würde aber dauern.“ Diese gesamtstädtische Sichtweise helfe in den konkreten Fällen nicht weiter, sind sich dagegen die Ausschussmitglieder einig.

Stattdessen sollen – so lautet der einstimmige Beschluss – zunächst die vier Straßen in Hand, Kippekausen, Bensberg und Schildgen auf Eignung untersucht werden. Der Mut der Kinder hat sich gelohnt.