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SchloßstraßeStadt Bergisch Gladbach könnte wegen Stolperfallen in Haftpflicht genommen werden

Lesezeit 3 Minuten
Ein Zollstock zeigt einen Höhenunterschied von zwei Zentimetern zwischen Regenrinne und Bodenbelag.

Das frisch verlegte Pflaster in der Schloßstraße in Bensberg wird zur Stolperfalle. Zwei Gladbacherinnen sind bereits gestürzt und haben sich schwer verletzt.

Immer Ärger um die Schloßstraße in Bensberg: Stadt Bergisch Gladbach prüft Haftungsfrage, CDU stellt sich hinter den Hilferuf der Einzelhändler.

Der Ärger um die Schloßstraße in Bensberg hört nicht auf: Die Stadtverwaltung bestätigt zum ersten Mal, dass auf dem Abschnitt zwischen Emilienbrunnen und Kreissparkasse einige hochstehende Kanten beim neu verlegten Granitpflaster außerhalb der DIN-Norm liegen. Und die CDU stellt sich jetzt hinter den Hilferuf der Einzelhändler. Die Forderung lautet: Die Einkaufsstraße soll in diesem Straßenstück wieder für den Autoverkehr freigegeben werden.

Nachdem zwei Fußgängerinnen über die Unebenheiten im neuen Natursteinpflaster gestolpert sind, ist die Haftungsfrage immer noch nicht geklärt. Beide Frauen haben sich, wie berichtet, schwer verletzt. „Wir warten weiterhin auf Rückmeldung von unserem Haftpflichtversicherer. Wir haben dort nochmals nachgehakt und um eine zeitnahe Bearbeitung gebeten“, teilt Stadtsprecher Patrick Ortmanns auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Einige Steinplatten stehen höher als andere.

Das frisch verlegte Granitpflaster in der Schloßstraße in Bensberg gleicht an vielen Stellen einer Holperpiste.

„Zu festen Einbauten wie Schächten, Schieberkappen oder Rinnen sind Überstände bis zu einem Zentimeter im Toleranzbereich“, sagt Stadtsprecher Patrick Ortmanns, „größere Überstände müssen von der beauftragten Baufirma nachgearbeitet werden.“ Die Nachbauarbeiten liefen sukzessive, heißt es weiter, ohne konkret zu werden. Die Fragen, wann die Stolperfallen beseitigt werden und ob sie bis dahin kenntlich gemacht oder abgesperrt werden, beantwortet die Stadtverwaltung nicht.

Zwei Zentimeter hoch – also einen Zentimeter über dem Toleranzwert – ist der Versprung am Übergang zwischen Regenablaufrinne und Pflaster, der Kathi Lückerath zum Verhängnis geworden ist. Die 89-jährige Bensbergerin blieb mit dem Fuß an der scharfen Kante etwa auf Höhe des Emilienbrunnens hängen, stürzte mit voller Wucht auf den Boden und brach sich mehrfach das Becken sowie den Oberschenkel. Sie ist jetzt ein Pflegefall.

Die Detailaufnahme zeigt die Unebenheiten im Straßenpflaster.

Manche Steinplatten in den bereits sanierten Abschnitten der Bensberger Schloßstraße sind lose und wackeln hin und her.

Eine zweite Gladbacherin brach sich den Arm, als sie aus einem Geschäft trat und ebenfalls unvermittelt über eine hochstehende Granitplatte stolperte und hinfiel. Die Angehörigen von Kathi Lückerath sowie das zweite Sturzopfer haben wegen der mangelnden Bauausführung rechtliche Schritte gegen die Stadt angekündigt, um Schadenersatz zu fordern.

Und ein zweites Thema rückt jetzt in den Fokus der Politik: die großen Existenznöte der Geschäftsleute in der Bauphase. Der CDU-Ortsverband Bensberg stellt sich hinter die Einzelhändler. Kurzfristig, noch im Weihnachtsgeschäft, müsse die Strecke zwischen Emilienbrunnen bis zu einem Wendebereich vor der Kreissparkasse befahrbar werden, lautet die Forderung der CDU.

Dabei hat die Stadt die Ausweisung zur Fußgängerzone dieses Streckenabschnitts vor einer Woche erst manifestiert: Die bis dahin mobilen Verkehrsschilder sind fest montiert worden, um rechtswidriges Verschieben und Umlegen der Schilder zu verhindern.

Die Situation der Händler und Gewerbetreibenden auf der Schloßstraße sei gerade jetzt, wo das Weihnachtsgeschäft laufe, kritisch. Zu dieser Einschätzung sind Bettina Mittenbühler, CDU-Ortsverbandsvorsitzende, und Alexander Welsch, CDU/FDP-Bürgermeisterkandidat nach Gesprächen mit Händlern gekommen. Im Zuge der Baustelle seien bereits Umsatzeinbußen von 30 Prozent zu verzeichnen. „Jetzt muss dringend gegengesteuert werden“, sagt Felsch, der zum ersten Mal in seiner Rolle als Bürgermeisterkandidat Position zu einem Gladbacher Streitthema bezieht.

Damit die Einbußen durch die Großbaustelle so gering wie möglich ausfielen, müssten laut CDU weitere Maßnahmen schnell umgesetzt werden: die Auslage breiter und stabiler Matten, die Ausweisung zusätzlicher Querungen, um Zuwege zu Geschäften zu schaffen, sowie eine bessere Ausschilderung der Parkmöglichkeiten.