Bergisch Gladbach – Die Zeit drängt: Für etwa 100 Geflüchtete, die noch im Containerdorf in Lückerath leben, muss die Stadt Wohnungen suchen. Denn der Standort muss aus baurechtlichen Gründen Ende April geschlossen werden. Zu Hilfe kommt jetzt die Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft (RBS) mit ihrem Angebot, kurzfristig drei Wohnhäuser im Stadtteil Paffrath zur Verfügung zu stellen. Zwar handelt es sich nur um eine Übergangslösung. Dafür steigt die Chance, die städtische Unterkunft doch noch fristgerecht räumen zu können.
Chance auf fristgerechte Räumung besteht
„Es ist sind glückliche Umstände, die unser Angebot möglich gemacht haben“, berichtet Sabine Merschjohann, RBS-Geschäftsführerin, „wir sind sehr froh, dass wir der Stadt helfen können.“ Einzugstermin könnte bereits der 1.März sein. Es habe schon länger festgestanden, die drei zweistöckigen Häuser abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Durch glückliche Fügungen seien die Gebäude nun viel früher frei geworden als gedacht, erzählt Merschjohann.
310 Container
Die Anlage in Lückerath besteht aus 310 Einzelcontainern. Der Rückbaukosten trägt die Stadt. Die Kosten werden auf über 1,5 Millionen Euro kalkuliert. Ein Teil der Module soll zum Nicolaus-Cusanus-Gymnasium wechseln als Klassenzimmer während der Umbauphase. (ub)
Das Angebot der RBS, dass in den Häusern bis zum geplanten Abbruch Ende 2021 Bewohner der Lückerather Flüchtlingsunterkunft wohnen könnten, habe die Stadtverwaltung mit Dank angenommen. „Das ist eine gute Lösung, die das Problem, vor dem die Stadt steht, deutlich entzerrt“, sagt Stadtsprecher Martin Rölen. So sei die Möglichkeit „in greifbare Nähe gerückt“, die Unterkunft Lückerath bis zum Ende der Genehmigungsfrist leerzuziehen. Dem Wohnungsmarkt werde aktuell auch kein Raum entzogen, da die Häuser der Siedlungsgesellschaft nur zwei Jahre zur Verfügung stünden: „Diese zwei Jahre sind aber für die Stadt zur Überbrückung willkommen.“
Nicht alle Asylbewerber werden in neue Häuser ziehen
„Da die Wohnungen bis vor wenigen Tagen noch bewohnt waren, sind sie mit geringem Aufwand für eine befristete Nutzung wiederherstellbar“, sagt Sabine Merschjohann. Die zwölf Wohnungen in unterschiedlichen Größen benötigten im Prinzip nur einen neuen Anstrich. Die Geschäftsführerin sieht für die neuen Bewohner den Vorteil, sich in einen gewachsenen Stadtteil zu integrieren: „Damit steigen auch ihre Chancen, dort langfristig eine Wohnung zu finden.“
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Rölen kündigt an, dass nicht alle Personen, die zurzeit noch in Lückerath leben, eins zu eins in die drei RBS-Häuser umziehen könnten. Die städtische Sozialverwaltung entwickle hier unter Einbeziehung weiterer angemieteter Objekte Lösungen, die sozial sinnvoll seien.
Geplante Gesetzesänderung
Die Sondergenehmigung für Flüchtlingsquartiere ermöglichte es der Stadt Bergisch Gladbach , im Jahr 2017 auf dem Grundstück an der Bergisch-Gladbacher-Straße in Lückerath ein Containerdorf zu eröffnen. Angesichts des Andrangs von Asylsuchenden waren im Jahr 2015 Sonderregelungen ins Baugesetzbuch aufgenommen worden, um den Bau von Unterkünften auf Flächen ohne Baurecht zu erleichtern. Der Bundesrat hat einer Verlängerung der Laufzeit um weitere drei Jahre bereits zugestimmt. Das Thema soll dem Bundestag in Kürze zur Beratung vorgelegt werden. (ub)
Das unverhoffte Angebot der RBS könnte also dafür sorgen, dass die Stadt nun doch nicht angewiesen ist auf eine mögliche Gesetzesänderung des Bundes, die die Laufzeit für solche Unterkünfte um weitere drei Jahre verlängert. Wie berichtet, hatte sich Bürgermeister Lutz Urbach aufgrund des Mangels an bezahlbaren Wohnungen mit der Bitte um Unterstützung dieser Gesetzesinitiative an den Bundestagsabgeordneten Hermann-Josef Tebroke (CDU) gewandt. Fraglich ist jedoch, ob die Gesetzesänderung überhaupt rechtzeitig bis April zustande kommt.
Standort gibt viel mehr Wohnfläche her
Die Planungen für das Neubauvorhaben auf dem Paffrather Grundstück beginnen in diesen Tagen, berichtet Merschjohann. An diesem Standort könne deutlich mehr Wohnfläche als bisher geschaffen werden. Die RBS-Geschäftsführerin schätzt, dass die Anzahl der Wohnungen von zwölf auf 40 erhöht werden könnte. Die drei bestehenden Häuser seien zum Abbruch einklassifiziert worden, weil sie nicht den modernen Standards entsprächen. Sie seien unter anderem nicht wärmegedämmt.