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Zahlreiche FahrraddiebstähleOtto-Hahn-Schulen fordern sichere Abstellanlage

Lesezeit 4 Minuten

Bei ihren Raubzügen haben Fahrraddiebe auf der ungesicherten Abstellanlage der Otto-Hahn-Schulen leichtes Spiel.

Bergisch Gladbach – Keine sechs Monate hat die Freude an dem neuen Rad gedauert. Nun ist es fort. Gestohlen, am helllichten Tag, vor der zweiten Pause auf der Abstellanlage der Otto-Hahn-Schulen. Die 13-jährige Paula, die das gerade erlebt hat, ist eine von vielen. Seit „anno pief“, wie Karl-Josef Sulski Schulleiter des Gymnasiums sagt, „fordern wir eine ausreichend große und sichere Abstellanlage.“ Die Stadt hat sie dem Schulzentrum längst zugesagt, vor einem Jahr sogar schriftlich, nur passiert ist nichts. Die Stadtverwaltung will das Versäumnis jetzt nachholen.

Eltern sind sauer

Zurückgeblieben sind nur die beiden Schlösser, mit denen Paula ihr Fahrrad morgens an den Bügel am Boden und – doppelt hält besser, dachte sie – an das Hollandrad ihrer Freundin angekettet hatte. Mit dem Schlüssel in der Hand steht sie jetzt da und muss verzweifelt feststellen: Ihr Mountainbike, auf das sie so stolz war, ist verschwunden. Es war praktisch neu, ein Weihnachtsgeschenk, grau mit neon-grüner Schrift.

„Da sind sofort die Tränen geflossen“, erzählt ihre Mutter Senta Krasser. Nicht nur sie, sondern viele andere Eltern an den Otto-Hahn-Schulen seien richtig wütend: „Das Schulzentrum ist top saniert, aber die Stadt hat vergessen, einen sicheren Abstellort zu schaffen.“ Manche Kinder hat es schon mehrfach erwischt: „Ich kenne einen Mitschüler, dem ist hier schon vier Mal ein Rad geklaut worden“, berichtet ein Schüler aus der Oberstufe.

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40 bis 50 Diebstähle pro Jahr

Die Diebe haben bei ihren Raubzügen aber auch leichtes Spiel. Der Hauptabstellplatz hinter dem Schulzentrum in Richtung KVB-Haltestelle ist offen zugänglich. Die Anlage wirkt verwahrlost, matschiger Untergrund, die rostigen Bügel auf dem Boden sind teils mit Unkraut überwuchert. Und bei weitem nicht für alle Räder ist hier Platz.

Viele müssen ihre Zweiräder woanders auf dem Schulgelände abstellen, ohne sie anketten zu können. „Ich schätze, mindestens 800 Schüler kommen Tag für Tag mit dem Rad“, berichtet Sulski, „im Schnitt werden hier pro Jahr 40 bis 50 Räder gestohlen.“ Bereits Jahre vor der Sanierung habe das Schulzentrum um eine bessere Abstellanlage gebeten: „ein mit Code abschließbaren Käfig oder eine Videoüberwachung“, meint Sulski.

Versicherung für an Schulen geparkten Räder

Die Stadt Bergisch Gladbach hat eine Fahrradversicherung abgeschlossen. Während des lehrplanmäßigen Unterrichts gelten Räder laut Auskunft der Stadtverwaltung gegen Beschädigung und Diebstahl als versichert, nicht jedoch zusätzlich angebrachtes Zubehör wie Satteltaschen, Fahrradcomputer, Werkzeug oder Luftpumpe. Die Höchstentschädigungsgrenze beträgt, vorbehaltlich einer eventuell selbst abgeschlossenen und vorrangig in Anspruch zu nehmenden Versicherung, 300 Euro.

Die Aufklärungsquote der Polizei ist niedrig: Nur vier von 479 Fällen in 2020 konnten aufgeklärt werden. In 2020 sind zwar 36 Fahrräder mehr als 2019 gestohlen worden, aber alle 36 Räder waren nicht gesichert, teilt die Pressestelle mit. Die Polizei empfiehlt den Radlern hochwertige Fahrradschlösser, die nur mit roher Gewalt mithilfe von Akkutrennschleifern oder Bolzenschneidern zu öffnen sind und Gelegenheitsdiebe an öffentlichen Orten abschrecken. Fahrräder, die an öffentlichen Orten abgestellt werden, sollten in Kombination mit zwei oder mehreren Schlössern gesichert werden – möglichst angekettet an den Rahmen eines Abstellbügels oder an eine Laterne. Zumindest sollten aber die Räder mit dem Fahrradrahmen miteinander verbunden werden. Auch in geschlossenen Räumen sollten die Räder immer abgeschlossen werden. Hilfreich seien Schlösser, die bei Aufbruchversuchen einen Alarmton auslösen. Weitere Tipps finden sich im Internet. (ub)

www.adfc.de/artikel/fahrraddiebstahl-vorbeugen

Stadtsprecherin Marion Linnenbrink bestätigt, dass es wegen der Lage des Schulzentrums Saaler Mühle in der Nähe zur Straßenbahnlinie 1 immer wieder zu Fahrraddiebstählen kommt: „Das Ausmaß ist sehr hoch, an sonst keiner Schule im Stadtgebiet gibt es diese Delikte in so hoher Zahl.“ Linnenbrink räumt ein: „Jedoch standen keine personellen Ressourcen für die Planung und Realisierung einer neuen Abstellanlage zur Verfügung.“

Stadt versichert Besserung

Im städtischen Haushalt seien aber bereits 180 000 Euro für die Umsetzung vorgesehen. Der neu zuständige Dezernent Thore Eggert sage nun zu, „dass die Maßnahme zeitnah von der Stadtverwaltung bearbeitet wird.“ Ein Datum für die Fertigstellung könne aber nicht genannt werden.

479 Fahrraddiebstähle hat die Polizei 2020 in Bergisch Gladbach registriert. Hochgerechnet auf das Jahr vergeht also kein Tag ohne Diebstahlsanzeige. Das gefährlichste Pflaster sind aus Sicht der Polizei aber nicht die Schulhöfe. „Wir haben nur 25 Fälle gefunden, bei denen der Tatort Schule angegeben wurde“, sagt Polizeisprecher Christian Tholl. Besonders beliebte Tatorte seien Bahnhaltestellen und Mehrfamilienhäuser mit Kellerverschlägen.

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Viele Taten seien einzelnen Intensivtätern zuzuschreiben. Gelegenheitsdiebe nutzten vor allen nicht abgeschlossene Räder, um von A nach B zu kommen und ließen sie dann einfach stehen. Organisierte Bandenkriminalität, nach dem Motto mit dem Lastwagen vorfahren Laderampe auf und reihenweise Räder rein und weg, gebe es auch, bestätigt Tholl: „Aber die Regel ist das nicht.“

„Eine Stadt, die sich gerade fürs Stadtradeln zum Klimaschutz stark macht und dafür auch die Schulen einspannt, sollte sich endlich um sichere Plätze kümmern“, fordert Senta Krasser. Und wie kommt ihre Tochter jetzt zur Schule? Paula geht zu Fuß. Was sonst?