AboAbonnieren

Friseure im Lockdown„Diese zwei Tage sind wie eine Henkersmahlzeit“

Lesezeit 3 Minuten
225743463

Ab Mittwoch müssen auch die Friseursalons in Deutschland geschlossen bleiben (Symbolbild).

Rhein-Berg – Für Friseurbetriebe und alle Nonfood-Geschäfte ist das Weihnachtsgeschäft mit dem „harten Lockdown“ heute Abend gelaufen. „Das geht jetzt vielen Friseuren an die Existenz“, ist Thomas Stangier, Obermeister der Friseurinnung Bergisches Land, besorgt um die Kollegen seiner Handwerkszunft. Seit Montagmorgen 6 Uhr hat der Friseurmeister Kamm und Schere in seinem Geschäft kaum noch aus der Hand gelegt. „Ab Mittwoch haben wir Zeit genug uns auszuruhen“, sagt er mit bitterer Ironie.

Die Enttäuschung darüber, erneut in der Pandemie das Geschäft schließen zu müssen, ist bei den Friseurbetrieben groß. „Es trifft die Betriebe im Handwerk wie im Handel hart. Denn die Tage vor Weihnachten zählen zu den umsatzstärksten im gesamten Jahr“, stellt Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land und Geschäftsführer des Handelsverbands NRW-Rheinland fest.

„Wie eine Henkersmahlzeit“

Angesichts der steigenden Infektionen mit Corona sei die Entscheidung von Bund und Land nachzuvollziehen. Otto: „Zahlreiche Friseure haben sich von der sechswöchigen Schließung im Frühjahr nicht erholt. Das darf man dabei nicht vergessen.“ Zudem reichten die Hilfsprogramme nicht aus. „Diese zwei Tage sind wie eine Henkersmahlzeit“, beschreibt der Obermeister sein Gefühl. Schon am Sonntag habe er gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter die ersten Kunden im Geschäft bedient. „Unter Familienangehörigen ist das erlaubt“, sagt Stangier. Seine Termine für Haarschnitte reichen Montagabend und heute Abend bis nach 22 Uhr.

Die späten Abendstunden kalkuliert auch Rüdiger Stroh, Vize-Obermeister der Innung, in seinem Geschäft in Bergisch Gladbach-Refrath ein. „Wir haben am Sonntag versucht unsere Kunden zu erreichen und die Termine auf gestern und heute sowie nach dem 10. Januar verlegt“, erklärt der Friseurmeister auf Nachfrage. „Wir hätten gerne die Chance gehabt, wenigstens bis Samstag öffnen zu dürfen.“

Verluste in Millionenhöhe

Auch der Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks macht seiner Enttäuschung Luft. „Mit einem umfangreichen und konsequenten Hygienekonzept hat unser Handwerk bewiesen, dass unsere Dienstleistungen auch in der Corona Pandemie sicher erbracht werden können“, betont Verbandspräsident Harald Esser. Der Hashtag #friseuregegencorona sei zudem ein klares Statement der gesamten Branche mit rund 80 000 Friseursalons bundesweit.

Zahlreiche Beschäftigte würden wahrscheinlich erneut von Kurzarbeit betroffen und müssten mit weniger Geld auskommen, befürchtet Otto. Im Handel in Bergisch Gladbach seien etwa 825 Frauen und Männer tätig, in Gummersbach etwa 410 und in Leverkusen 1200 Menschen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Darüber hinaus würden Umsätze nicht generiert, die die laufenden Betriebskosten wie unter anderem die Miete abdecken. Otto: „Für den Handel sprechen wir hier allein für Bergisch Gladbach von einem Umsatzverlust an den im Dezember vom Lockdown betroffenen Tagen von etwa 16,5 Millionen Euro.“ In Leverkusen schätzt er den Verlust auf mehr als über 24 Millionen Euro.

Klar sei auch, eine Pleitewelle in den die Innenstädten zu verhindern, so Otto und fordert Unterstützung der Politik. „Die Überbrückungshilfe III muss angepasst werden. Das wird derzeit in vielen Gesprächen forciert.“