Porträt CDU-KandidatDas sagt Hermann-Josef Tebroke zu Klimaschutz und ÖPNV
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Rhein-Berg – Wenn Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU) in Berlin an das „Herz“ seines rheinisch-bergischen Wahlkreises denkt, in dem er 2017 in der Nachfolge von Wolfgang Bosbach ins Parlament gewählt wurde, dann kommt ihm als Erstes der Altenberger Dom in den Sinn: „Hier kommt so viel zusammen: eine lange, spannende Geschichte, Menschen, die dem Ort sehr verbunden sind, Tourismus und nicht zuletzt die gemeinsame Nutzung des Doms durch eine katholische und eine evangelische Gemeinde“, sagt er und schaut hinauf zum Westfenster. Ein Passant grüßt, fragt den CDU-Kandidaten, wie es ihm geht. Ein kleiner Plausch entsteht. Der Mann wünscht dem Kandidaten viel Glück.
Bevor Tebroke bei der Bundestagswahl 2017 unter sieben Kandidaten mit mehr als 40 Prozent der Erststimmen das rheinisch-bergische Direktmandat holte, war er hier Landrat. Viele Menschen im Kreis kennt er bereits aus dieser Zeit. Auch seit seinem Wechsel ins Parlament ist er häufig im Kreis unterwegs.
Tebroke: Werden häufiger mit Wetterereignissen rechnen müssen
Für die Aufnahme des Podcasts „1000 Schritte zur Bundestags“ hat er die Wanderschuhe geschnürt und einen Regenschirm dabei. Tebroke ist gerne gut vorbereitet. Und er weiß um die Schäden, die die jetzt dahinplätschernde Dhünn sowie der nahe Eifgenbach und der Pfengstbach hier vor wenigen Wochen angerichtet haben.
Um das Direktmandat für den Bundestag im Wahlkreis 100/Rheinisch-Bergischer Kreis bewerben sich bei der Bundestagswahl am 26. September Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU), Kastriot Krasniqi (SPD), Christian Lindner (FDP), Maik Außendorf (Grüne), Dr. Harald Weyel (AfD), Isabelle Casel (Linke) , Uwe Wirges (Freie Wähler), Markus Blümke (Volt) und Helga Aufmkolk (Die Basis). (wg)
„Wir werden häufiger mit solchen Wetterereignissen rechnen müssen, was sicher auch mit dem Klimawandel zu tun hat“, sagt der Politiker. Auch die zugenommene Versiegelung von Flächen, die Begradigung von Flüssen und die Unterschätzung der Notwendigkeit von Überschwemmungsflächen habe dazu beigetragen. Die Konsequenz, die der Politiker daraus zieht? Kraft und Ausdauer seien nötig, um die Folgen des Klimawandels zumindest noch abmildern zu können. „Wir gehen den Klimaschutz sofort an, aber wir müssen ihn so angehen, dass wir ihn auch über eine längere Zeit durchhalten können.“
Verkehrswende funktioniert auf dem Landers als in der Stadt
Dabei sei schon einiges unternommen worden, sagt der 57-jährige Vater von vier erwachsenen Kindern und weist unter anderem auf Projekte wie Regenrückhaltebecken hin. Jetzt müsse der Druck nochmal erhöht werden. „Ich verstehe die Ungeduld“, sagt Tebroke an die Adresse von Bewegungen wie „Fridays for future“ und bekennt, dass er selbst ungeduldig sei, „aber wir brauchen auch die Ausdauer.“ Klimaschutz könne zudem nur erfolgreich sein, wenn die Bevölkerung insgesamt mitziehe. Deshalb müssten „auch das Ökonomische und die soziale Komponente berücksichtigt werden.
Mittlerweile haben wir Altenbergs Bushaltestelle erreicht: gähnende Leere. „Wenn wir über die Verkehrswende sprechen, müssen wir darüber nachdenken, wie die Rahmenbedingungen im ländlichen Raum anders sind als im städtischen“, sagt Tebroke. „Wir brauchen auf dem Land auch weiterhin den Individualverkehr.“ Wäre er an diesem Morgen statt mit dem Auto mit dem ÖPNV von zu Hause in Lindlar nach Altenberg gekommen, so kalkuliert er, dann hätte er bei der Fahrt über Bensberg sicher eine Stunde länger gebraucht. Und: Trotz aller Taktverdichtungen, bei denen der Kreis in den vergangenen Jahren Vorreiter gewesen sei, fahre ein Bus im Bergischen eben doch weiterhin deutlich seltener als in der Stadt.
Eher Photovoltaik als Windkraft
Die Verleihstation der Bergischen E-Bikes direkt neben der Bushaltestelle begrüßt der Politiker dabei ausdrücklich: „Wir brauchen einen Mix.“ Als gebürtiger Münsterländer sei er mit dem Fahrrad groß geworden, mit dem E-Bike hole auch das Bergische diesbezüglich jetzt auf. Jetzt müssten nur noch das Fahrradwegenetz besser ausgebaut werden...
Kandidaten-Podcast
„1000 Schritte zur Bundestagswahl“: Spaziergänge, bei denen Redaktionsmitglieder mit den Direktkandidaten der im Bundestag oder Rhein-Bergs Räten vertretenen Parteien über ihren Weg in die Politik, ihre Ziele und Arbeit sprechen, kann man im Internet kostenlos anhören und herunterladen – im Podcast von Bergischer Landeszeitung, „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Radio Berg.
Was die Förderung regenerativer Energien in Rhein-Berg anbelangt, so will Tebroke eher auf Photovoltaik setzen als auf Windkraft. „Und auf Energieträger wie Wasserstoff.“ Auch da gehe Rhein-Berg mit dem Engagement für eine Wasserstoffregion Rheinland voran.
Weniger Bürokratie und mehr Personal an Schulen
Ein paar Meter weiter schweift der Blick von der Dhünn aufs Handy: Der Fluss ist malerisch, das mobile Internet eher dürftig. „Bei der digitalen Infrastruktur liegen wir auch in den Schulen noch weit hinter dem zurück, was eigentlich gewünscht wäre“, sagt der Politiker: „Da müssen wir noch einiges tun, gerade damit insbesondere junge Menschen, die in nicht so bildungsnahen Haushalten groß werden, nicht abgehängt werden.“
Der Bund könne Hilfestellung leisten, die Umsetzung aber müsse vor Ort erfolgen. Dort jedoch mangele es oft am Personal, das die Anträge bearbeiten könne. Für Tebroke auch ein Argument, sich für weniger Bürokratie bei Anträgen und Nachweispflichten einzusetzen. Das hat er als Mitglied des Finanzausschusses auch bei den Corona-Hilfen in den vergangenen anderthalb Jahren festgestellt.
Regen startet am Schluss des Spaziergangs
Apropos. Der Steuertarif müsse insbesondere zugunsten der untereren und mittleren Einkommen angepasst werden und bei der Erleichterung für Unternehmen, müsse man sich immer auch vor Augen führen, dass hinter Unternehmen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen, so Tebroke.
Fast haben wir das Ziel unserer 1000 Schritte erreicht, da öffnet der Himmel seine Schleusen. Tebroke spannt seinen Schirm auf. Kein Rettungsschirm aus Berlin, erklärt er, sondern ein Geschenk eines Gartenbaubetriebs, mit dessen Inhaber er sich darüber austauschte, wie sich Corona und CO2 -Bepreisung auf den Betrieb auswirkten. Da habe er wieder wertvolle Hinweise erhalten, sagt Tebroke, der gern aus erster Hand kennt, worüber er politisch mit entscheidet.
Damit er auch bei der Bundestagswahl am Ende nicht im Regen steht, setzt der CDU-Politiker ganz auf das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler. Abgesichert über eine Partei-Liste wie einige seiner Konkurrenten um das Direktmandat, ist er nicht. Er ist darauf angewiesen am 26. September die Mehrheit der Erststimmen in Rhein-Berg zu bekommen, um weiterhin im Bundestag bleiben zu können.
Und da ist der freundliche Zuhörer, der in den vergangenen Jahren viele Anliegen mit nach Berlin genommen und dort platziert hat, zuversichtlich: „Ich gehe fest davon aus, dass mich auch die Wählerinnen und Wähler nicht im Regen stehen lassen“, sagt er und lächelt unter seinem Schirm: „Und Regen gehört zum Bergischen eben auch dazu.“