Kürten – Der Hochwasserschutz wird bei diesem Bauprojekt eine bedeutende Rolle spielen: Der Lebensmittelkonzern Rewe plant am Ortsausgang Richtung Wipperfürth den Neubau eines Vollsortiment-Markts (1600 Quadratmeter Verkaufsfläche) mit Drogeriemarkt (700 Quadratmeter, Rossmann) und 125 Parkplätzen.
Ein großes gemeinsames Gebäude (fast 3500 Quadratmeter groß, davon 2300 Gesamtverkaufsfläche) soll dafür in der Sülzaue entstehen und diese zu großen Teilen überbauen, eine Fläche von mehreren Fußballfeldern könnte versiegelt werden. Der alte Rewe in Kürten soll als Geschäftshaus umgenutzt werden, für Tierfutter oder Bekleidung.
Wipperfürther Straße 412 soll abgerissen werden
Das neue Gebäude, für die Gemeinde einmalig in seiner Gesamtgröße, ist eingeschossig geplant, das im Weg stehende Wohnhaus Wipperfürther Straße 412 möchte Rewe abbrechen. Der Komplex soll sich entlang der Landstraße über mehr als 100 Meter bis an das Wohnhaus Wipperfürther Straße 414 erstrecken. Dafür hat sich Rewe diverse Flurstücke gesichert.
Geplant wurde der Großmarkt vor dem 14. Juli, dem Tag des historischen Hochwassers. Auch in Kürten war die Sülz aus ihrem Ufergekommen und hatte den Ort großflächig überflutet. Von der Siedlung am Meiersberg/Kürten-Mitte, auf der anderen Seite des Tals, war das Wasser ebenfalls ins Dorf geschossen.
Bauliche Aufwertung des Ortseingangs wünschenswert
Zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser wurden in Mitleidenschaft gezogen. Nun muss von den Planern zwischen Ökologie und Wirtschaft abgewogen werden. Behandelt wird das Rewe-Projekt im Kürtener Bau- und Planungsausschuss am 26. August. Es ist der erste „Aufschlag“ vor der Einleitung des Planverfahrens mit Änderungen von Flächennutzungsplan und dem Aufstellen eines Bebauungsplans mit Bürgerbeteiligung.
Bürgermeister Willi Heider (parteilos) und seine Verwaltung befürworten den Antrag „grundsätzlich“, der vorhandene Rewe sei nicht mehr zeitgemäß, auch eine bauliche Aufwertung des Ortseingangs sei wünschenswert. In der Sitzung sollen die Mitglieder formal dem Antrag des Konzerns zunächst nur „stattgeben“
Offen, ob Rewe Pläne nach dem Hochwasser anpasst
Auch zum Hochwasserschutz und zu Rückhalteräumen der Kürtener Sülz meldet sich die Verwaltung bereits zu Wort. Geplant werde in der Sülzaue, „im weiteren Planungsverlauf ist daher besonderes Augenmerk auf eine mögliche Überflutung des Gebietes durch die Sülz als auch auf den Wegfall der Flächen als potenzieller Retentionsraum gelegt.“ Der Rewe-Konzern betont in seiner Projektbeschreibung, das Gebäude habe „genügend Abstand zum Fluss, damit auch die Bestandssituation bezugnehmend auf die Sicherung des natürlichen Raums gewährleistet ist.“
Ob Rewe nach dem Hochwassertag seine Planungen anpasst, ist offen. Vertreter des Konzerns werden in der öffentlichen Sitzung erwartet. Die Frage: Sind diese Pläne nach der Hochwasser-Katastrophe noch durchführbar? Nachgeprüft werden soll auch, ob die beiden neuen Märkte die vorhandenen Lebensmittelgeschäfte in Kürten beeinträchtigen. Dafür wird ein Gutachten erstellt.
Noch kein Hinweis zur Größe des Gebäudes
Für die Politik kommt das Projekt in dieser Dimension überraschend. Vor den Ferien hatte Bürgermeister Willi Heider (parteilos) berichtet, dass die Gespräche zwischen Rewe und den Grundstückseigentümern abgeschlossen seien und das Planverfahren bald beginne. Zur Dimension des Gebäudes gab es aber keinen Hinweis.
Die Fraktionen, die in diesen Tagen aus der Sommerpause zurückkehren, haben damit gleich eine knifflige Sache zu beraten. Erwartet wird von den Planungspolitikern eine Aussage der Verwaltung, ob in diesem Gebiet überhaupt gebaut werden dürfe. Im angrenzenden Gewerbegebiet Broch hatte zuletzt Ladenbauer Korte zwei große Produktionshallen in der Sülzaue errichtet.