Rhein-Berg – Zuversicht und Geschlossenheit betonten Rhein-Bergs Christdemokraten am Samstag bei ihrem 73. Kreisparteitag und stellten am Ende mit einer Mehrheit von mehr als 92 Prozent ihren Bundestagsabgeordneten und früheren Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke erneut als Direktkandidaten für die Bundestagswahl im September auf – auch wenn es hinter den Kulissen wegen der Vorwürfe gegen Landrat Stephan Santelmann (CDU) angesichts der Krise im Kreishaus heftig brodelte (siehe „Wir können da nicht mehr zugucken“).
Die Perspektive am Samstag lautete: Nach vorne blicken. Einstimmig hatte der CDU-Kreisvorstand den Bundestagsabgeordneten Tebroke erneut als Kandidaten vorgeschlagen, Gegenkandidaten gab es anders als bei Tebrokes erster Nominierung vor vier Jahren nicht. Und Tebroke holte viele CDU-Mitglieder, die den hybrid organisierten Parteitag teils im Saal, teils per Videochat von zu Hause verfolgten, mit seiner Rede ab.
„Ja, wir haben nicht alles sofort 100-prozentig richtig gemacht“, bekannte Tebroke mit Blick auf die Corona-Pandemiebekämpfung und räumte Versäumnisse etwa bei der Beschaffung von Impfstoffen und bei den Hilfsprogrammen ein. Nun gelte es, so der Bewerber, aus den Fehlern zu lernen, sie aber nicht denen nachzutragen, die wohlgemeint, gut überlegt eine Entscheidung in der Krise getroffen hätten. Nötig sei vielmehr eine Fehlerkultur, man müsse Menschen auch in unsicheren Zeiten Mut machen zu entscheiden. „Es kann auch etwas danebengehen, es darf nur nicht ein zweites Mal passieren.“ „Wir können Krise“, zeigte sich Tebroke überzeugt und verwies auch auf die Solidarität vieler Menschen in der Pandemie, den großen Einsatz von Pflegekräften und Medizinern.
Und politisch? Die „Vernunftehe“ mit der SPD auf Bundeseben habe länger gehalten als zunächst gedacht und die CDU habe darin Kurs gehalten. Nun komme es darauf an, die Richtung zu halten. In einem Modernisierungsprogramm gelte es, um das hohe Wohlstandsniveau, eine wettbewerbsfähige Wirtschaft, das hohe Beschäftigungsniveau und das Bildungssystem zu kämpfen, so Tebroke, der sich gegen Grün-Rot-Rot, die „verkehrte Ampel“ und andere „Experimente“ aussprach. „Wir als Union haben die Kompetenzen“, rief er seinen Parteikollegen zu und nannte neben Wirtschaft, Familie und Bildung auch Klima und Nachhaltigkeit. „Unsere Politik ist verlässlich.“
„Lieber Hermann-Josef, das hat gut getan“, dankte CDU-Kreisparteivorsitzender Uwe Pakendorf. Die Bundestagswahl sei eine „Richtungsentscheidung für unser Land“. Gerade nach der Pandemie müsse der „Staat der Freiheit“ wieder in den Mittelpunkt gerückt werden, forderte Pakendorf und sagte mit Seitenhieb gegen den „härtesten politischen Gegner“: Statt Verbote von Swimmingpools, Verbrennungsmotoren oder ganzen Einfamilienhäusern, wie sie die Grünen proklamierten, gehe es der CDU um den Erhalt eines ihrer Kerne, der Sozialen Marktwirtschaft. „Und wer könnte die PS der Sozialen Marktwirtschaft besser auf die Straße bringen als ein ausgebildeter Betriebswirt, ehemaliger Professor, Bürgermeister und Landrat!?“, warb Pakendorf für Tebroke: „Wir können stolz darauf sein, einen solchen Kandidaten zu haben“, sagte er unter dem Applaus der im Saal Anwesenden.
Diese sowie weitere rund 120 Parteimitglieder, die den Parteitag per Videochat von zu Hause aus verfolgt hatten und dann zur coronakonformen Stimmabgabe zum Gladbacher Bürgerhaus Bergischer Löwe gefahren waren, wählten Tebroke schließlich mit 164 Ja-Stimmen, bei drei Enthaltungen und 14 Nein-Stimmen. „Jetzt geht’s los“, dankte Tebroke für die Nominierung und rief zu einem selbstbewussten Wahlkampf auf.