Overath – Kommt nach der Hochwasser-Katastrophe vom 14./15. Juli 2021 jetzt das offizielle Aus für das seit Jahren höchst umstrittene Gewerbegebiet Unterauel an der Sülz bei Untereschbach? Nachdem Uwe Pakendorf, seines Zeichens nicht nur CDU-Kreisvorsitzender, sondern auch Kreistagsabgeordneter und Vorsitzender des Kreis-Zukunftsausschusses, bei einem Ortstermin in Unterauel einen „Planungsstopp“ für alle „potenziell gefährdeten Bereiche“ gefordert hatte, meldete sich umgehend der parteilose Overather Bürgermeister Christoph Nicodemus zu Wort.
„Bereits seit Beginn dieser Ratsperiode steht die Frage im Raum, ob überhaupt, wenn ja, wie und in welchem Umfang, eine Umsetzung des Flächennutzungsplans an der Stelle überhaupt sachgerecht sein kann“, schreibt Nicodemus. Vor dem Hintergrund des Hochwassers bekomme diese Diskussion eine „völlig geänderte Perspektive“. Er verspricht eine öffentliche Diskussion im Rat.
Keine weiteren Planungsschritte für Gewerbegebiet
Eine klare inhaltliche Ansage ist das aber noch nicht. Schon vor elf Monaten, am Tag nach seiner Wahl zum Nachfolger von Bürgermeister Jörg Weigt (SPD), war Nicodemus im Interview auf Distanz zu den von seinem Vorgänger und dessen damaligem Bau-Beigeordneten Wolfgang Bürger (CDU) betriebenen Plänen gegangen. Er wolle sich das Gebiet genauer ansehen, sagte Nicodemus damals dieser Zeitung, „ich finde den Standort suboptimal, weiß aber nicht, welche Investitionen da schon geflossen sind.“
Aktuell weist Nicodemus darauf hin, dass es am vergangenen Samstag einen Ortstermin gegeben habe, an dem außer ihm selbst und Anwohnern auch Vertreter der Fraktionen von CDU, Grünen, SPD und FDP sowie des Vereins „Lebenswertes Sülztal“ teilgenommen hätten. Nicodemus: „Alle Anwesenden haben festgestellt, dass es zunächst keine weiteren Planungsschritte in Bezug auf das Gewerbegebiet geben kann. Zuvor muss eine umfassende Analyse der Rahmenbedingungen erfolgen.“
„Auch künftig keine vollständige Vorsorge“
Sodann gibt Nicodemus einen Hinweis, der sich insbesondere als Fingerzeig in Richtung der Rösrather Nachbarn lesen lässt: „Und danach wird der Rat der Stadt Overath, der hier die alleinige Planungshoheit hat, eine sachgerechte, vernünftige, und verantwortungsbewusste Entscheidung treffen.“
Für ein „Starkregen- und Hochwasserereignis eines Ausmaßes, wie wir es im Juli erleben mussten“, werde es „realistisch betrachtet auch künftig keine vollständige Vorsorge geben können“, so Nicodemus weiter. Dennoch sei es „kommunale Aufgabe, die Auswirkungen möglichst auf ein Minimum zu reduzieren“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Pläne der Stadt Overath für ein Gewerbegebiet an der Sülz in Unterauel sind von Beginn an umstritten. Zunächst waren sie Thema in der nicht-öffentlich tagenden Stadtentwicklungsgesellschaft, dann wurden im Januar 2017 der Planungsausschuss und im Folgemonat der Rat hinter verschlossenen Türen informiert.
Im März 2017 wurde das Projekt durch einen Bericht in dieser Zeitung öffentlich, seitdem baut sich Widerstand dagegen auf: Zunächst von Anwohnern und vom Rösrather Verein Lebenswertes Sülztal und danach auch von der Jägerschaft. Von den aktuell im Overather Stadtrat vertretenen Fraktionen haben sich bislang die Grünen eindeutig gegen die Pläne positioniert.