Overath – Die Overather machen Ernst. Vor knapp einem Jahr hatte der Stadtrat nach einer Initiative der CDU beschlossen, eine Energiegenossenschaft zu gründen. Dann kam Corona und legte erst einmal vieles lahm, doch am Dienstag folgten rund 40 Personen einer Einladung der Stadtwerke Energie GmbH.
Die Gründung der Genossenschaft war das zwar noch nicht, aber ein Schritt dorthin, nämlich eine Veranstaltung, um potenzielle Genossen zu gewinnen. Begrüßt vom scheidenden Bürgermeister Jörg Weigt (SPD) ließen die Interessenten, darunter mehrere Ratsmitglieder, die Dinge auf sich wirken und stellten. Unterschiedliche Interessen kamen da zusammen: Der Wunsch, im Kleinen etwas gegen die zunehmende Erderwärmung zu tun, war ebenso vertreten wie die Hoffnung auf eine hübsche Rendite.
Traut man den Aussagen der Referenten, den SW-E-Geschäftsführern Christoph Schmidt und Waldemar Bogdans sowie dem Energie-Experten Bernd Schnabel vom Aachener Beratungsinstitut „Campus-EW GmbH“, passt das durchaus zusammen. Denn der Trend geht laut Schnabel weg von zentralen, auf der Nutzung von Kohlenstoff basierenden Lösungen und hin zu dezentralen Produktionsstätten. Schnabel zu den Zuhören in der Cyriax-Aula: „Sie haben Interesse, an dieser dezentralen, erneuerbaren Welt in Overath mitzubauen.“
Die grundsätzliche Geschäftsidee: Unzählige Dächer, auf denen per Photovoltaik Strom erzeugt werden könnte, sind bislang ungenutzt. Die Dächer öffentlicher Gebäude betrifft das ebenso wie die von Privathäusern oder Lagerhallen.
Wenn nun Overather Bürger und Unternehmer halbwegs unabhängig von ihrem persönlichen Geldbeutel in einer Genossenschaft zusammenfinden, könnte das gut für die Umwelt und gut für die Geldbeutel werden. Jeder Genosse erwirbt einen Anteil über 500 Euro, der ihm eine Stimme garantiert; weitere Anteile können zwar erworben werden, erhöhen aber nicht das Stimmrecht. Es winke eine jährliche Rendite von zwei bis drei, im Einzelfall vielleicht sogar vier Prozent, sagten die drei Referenten – das aber natürlich ohne Garantie. Ein erstes Referenz-Projekt gibt es bereits: Auf der neuen Kita in Marialinden erzeugt seit Ende vergangenen Jahres eine PV-Anlage munter Strom.
„Die Saftmacher“, so der Arbeitstitel der Genossenschaft, soll vier wesentliche Zwecke haben: Erstens die „Initiierung von Projekten zur Erzeugung von regenerativer Energie in Overath“, zweitens die Produktion regenerativer Energie durch Photovoltaik-Anlagen, drittens die Veräußerung und Einspeisung des Stroms in öffentliche Netze und, was besonders lukrativ ist, die Nutzung in sonstiger Weise - also beispielsweise im Direktverkauf an die Hausnutzer. Vierter Zweck soll schließlich die Beteiligung an Projekten sein.
Bleibt die Frage, wie der Grundversorger in Overath, die Aggerenergie, zu der Idee steht. Schmidt auf eine entsprechende Frage: „Wir haben mit der Aggerenergie explizit über dieses Thema noch nicht gesprochen.“ Das sei auch nicht geplant.