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An Karneval niemanden angestecktWie Overaths Vize-Bürgermeister Corona überstand

Lesezeit 4 Minuten
RB Isolierstation

„Ohne meine Frau und meine Familie hätte ich das nicht so durchgestanden“, sagt Guido Lazotta und schickt ein Bild von seiner Frau Martina Lazotta und sich im heimischen Garten.

  1. Einer der ersten Corona-Kranken war der Overather Vize-Bürgermeister und Bundespolizist vom Flughafen Köln/Bonn Guido Lazetta.
  2. Er berichtet über den heftigen Krankheitsverlauf bis zur Isolierstation.
  3. Doch wie durch ein Wunder steckte er an Karneval niemanden an.

Overath – So richtig kann es Guido Lazotta immer noch nicht fassen: Der 54-jährige Overather war einer der ersten Corona-Patienten in Rhein-Berg, kämpfte auf der Isolierstation einer Kölner Klinik um jeden Atemzug und hat doch weder seine Frau und Töchter noch mehrere hundert Kontaktpersonen angesteckt, die er im Karneval und als Overaths erster stellvertretender Bürgermeister getroffen hatte – bevor er die ersten Symptome bekam.

„Das war am Donnerstag nach Karneval“, erinnert sich Lazotta. An diesem Tag hatte er dienstfrei bei der Bundespolizei, für die er am Flughafen Köln/Bonn arbeitet. „Zuerst habe ich das für eine ganz normale Karnevalserkältung gehalten“, sagt der 54-Jährige. Nicht ungewöhnlich um diese Jahreszeit. An Corona dachte er da nicht. „China war zu der Zeit ja noch weit weg.“

Kurz davor der Besuch beim Overather „Prinzenausziehen“

Zwei Tage zuvor noch hatte er das Overather „Prinzenausziehen“ besucht, eine Veranstaltung zum Ausklang des Karnevals am Abend vor Aschermittwoch. „Eigentlich habe ich jedes Jahr nach Karneval eine Erkältung“, sagt Lazotta. Doch diesmal war das anders. Gliederschmerzen und Fieber hielten sich. Lazottas Hausarzt schrieb ihn krank.

Vier Tage später habe er angerufen, dass die Anforderungen für Corona-Tests gesenkt worden seien und er ihn gern auf Grippe und Corona testen lassen würde, erinnert sich Lazotta. Die Atembeschwerden verschlimmerten sich: „Bald musste ich für einen Satz zweimal Luft holen. Von 24 Stunden habe ich 20 geschlafen, musste mich zum Essen richtig zwingen. Es ging mir wirklich dreckig.“

Mit dem Krankenwagen zur Isolierstation

Am Sonntagvormittag kam der Anruf von Lazottas Hausarzt. Der hatte gerade ein Fax mit dem Ergebnis des Corona-Testes erhalten. Ergebnis: positiv. „Das war für mich wie ein Schlag vor den Kopf“, sagt Lazotta. Ihm schossen Gedanken durch den Kopf, dass auch er durch eine Rheumaerkrankung zu den Risikogruppen gehören könne.

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Viel Zeit zum Nachdenken blieb dem 54-jährigen Familienvater nicht. „Das ging Ruck-Zuck, schon stand der Krankenwagen vor der Tür.“ Der brachte ihn ins Evangelische Krankenhaus Köln-Weyertal – auf die Isolierstation. „Über die Terrasse wurde ich direkt ins Zimmer gebracht, damit ich niemandem begegne.“ Der Corona-Patient aus dem Bergischen kam an den Tropf, erhielt Antibiotika, Schmerzmittel – und Flüssigkeit für den Körper. „Ich hatte zwölf Kilo abgenommen, die Zeit bevor ich ins Krankenhaus kam, war wirklich die Schlimmste.“

250 bis 300 Kontakte in Quarantäne

Vor allem, wenn man dann keine Luft mehr bekomme, „dann denkst du schon daran, wie das enden soll“, erinnert sich Lazotta an existenzielle Sorgen. Nicht allein um sich selbst, sondern auch um Menschen, die er vor den ersten Symptomen getroffen hatte und die nun alle als Kontaktpersonen vom Kreisgesundheitsamt kontaktiert und – sofern sie direkten Kontakt mit Lazotta gehabt hatten – unter Quarantäne gestellt wurden. „Ich hatte rund 250 bis 300 Kontakte gehabt.“ Darunter waren auch an die 180 Besucher des Overather „Prinzenausziehens“ vom Karnevalsdienstag. „Als stellvertretender Bürgermeister war ich noch bei einem Diamanthochzeitpaar gewesen“, berichtet Lazotta. „Da hatte ich im Nachhinein ein fürchterlich schlechtes Gewissen, obwohl ich ja nicht wissen konnte, dass ich an Corona erkranken würde.“

Auch seine Frau und die beiden 16 und 19 Jahre alten Töchter kamen in Quarantäne. Für alle Overather Kontaktpersonen, die Erkältungssymptome hatten, wurde gleich am folgenden Tag vor Ort ein eigenes Abstrichzentrum eingerichtet.

Nach vier Tagen fieberfrei

Ergebnis: Alle 80 Tests waren negativ. „Da fällt einem schon ein Riesenstein vom Herzen“, sagt Lazotta. Mit dem Handy hielt er aus der Isolierstation Kontakt zu seiner Familie. „So bin ich wirklich ein Teil der Familie geblieben, das hat sehr gut getan“, erinnert sich Lazotta. „Tag für Tag ging es mir dann im Krankenhaus besser und am vierten Tag war ich zum ersten Mal fieberfrei.“

Nach zwei weiteren Tagen durfte er nach Hause, bestand aber zuvor auf einem erneuten Corona-Test. Ergebnis: negativ. „Puuh!“ In Abstimmung mit dem rheinisch-bergischen Kreisgesundheitsamt durfte seine Frau ihn an der Kölner Klinik abholen, dabei aber, – da sie noch unter Quarantäne stand – das Auto nicht verlassen. „Es war einer der schönsten Augenblicke der letzte Wochen“, sagt Guido Lazotta.

Überwältigt von Unterstützung durch Nachbarn und Freunde

Ob er sich Gedanken gemacht hat, wo er sich infiziert hat? „Natürlich habe ich bei meiner Arbeit am Flughafen viele Pässe in der Hand, aber ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, woher ich’s hab“, sagt Guido Lazotta. „Wenn man nur von Stunde zu Stunde denkt, hat man dafür auch keinen Gedanken.“

Zurück daheim war er überwältigt von der Unterstützung durch Nachbarn und Freunde. „Vom Einkauf bis zur Lottozettelabgabe haben die alles gemacht“, sagt der Familienvater, „und als ich am nächsten Tag Geburtstag hatte, habe ich von draußen sogar ein Ständchen gesungen bekommen.“ Mittlerweile habe sich der Alltag wieder fast normalisiert. Die Quarantäne von Frau und Töchtern sei seit einer Woche vorüber, nur er müsse sich noch kurieren. „Die Lunge will noch nicht ganz, aber das wird schon wieder,“ sagt er mit fester Stimme. „Und da freue ich mich drauf.“