Vor 20 Jahren haben Overather Unternehmer ein Wirtschaftsgremium gegründet. Zu einem Feier-Abend kam sogar IHK-Chefin Grünewald an die Agger.
20 JahreOverather Wirtschaftsgremium stimmt Lobeshymnen am Feier-Abend an
„Scheuen Sie sich nicht, Herrn Nicodemus anzusprechen. Der verträgt das“: Nicole Grünewald, Chefin der Industrie- und Handelskammer zu Köln, ermunterte ihre Zuhörer bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen des Overather Wirtschaftsgremiums nachdrücklich, die eigenen Bedürfnisse als Werte schaffende Wirtschaft beim Bürgermeister der Stadt zu artikulieren.
Aber eigentlich hätte es dieser Worte der promovierten Präsidentin angesichts des besonderen lokalen Klimas an Agger und Sülz gar nicht bedurft. Overath sei „etwas Besonderes“, sagte Gremiumsvorsitzender Michael Metten in seiner Begrüßung – und als Bergisch Gladbacher Bürger und Overather Unternehmer muss er es ja wissen.
Die Overather Wirtschaft sei äußerst aktiv, was man nicht nur an der Zahl der Gremiumsmitglieder ablesen könne, sondern auch an ihren Aktivitäten im Zeitalter der vielen Krisen. Metten nannte zwei Beispiele: die vielen Hilfsaktivitäten in Richtung Ukraine, wobei er namentlich Norbert Kuhl, Overather Ehrenbürger und Ehrengast des Abends, würdigte.
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Und zum Zweiten erinnerte Metten an die große Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit und für Demokratie und Vielfalt unlängst auf dem Bahnhofsplatz. Hier erwähnte er von den Teilnehmern der Geburtstagsfeier namentlich die Unternehmerin Maja Supe-Dienes als Vertreterin der Wirtschaft und Bürgermeister Nicodemus.
Auf der Demonstration, so Metten, habe man den besonderen Overather Geist gespürt: „Es war unglaublich familiär, es war freundlich, es war konstruktiv, es war positiv, nach vorne gerichtet, und es war keine Aggressivität zu spüren.“ Das habe ihn auch persönlich berührt, sagte der Unternehmens-Chef, und er habe gedacht: „Overath ist schon der richtige Standort.“
IHK-Präsidentin Grünewald begrüßte besonders herzlich die langjährige frühere Leiterin der Geschäftsstelle Leverkusen, Eva Babatz. Sie hatte das Overather Gremium vor 20 Jahren gegründet und viele Jahre lang betreut. Das Team von Nachfolger Jörg Hausmann in Leverkusen wird noch einmal ausgebaut.
IHK-Chefin lobt das Kölner Umland
Grünewald: „Die IHK Köln ist die IHK zu Köln. Wir haben mindestens die Hälfte unserer starken Wirtschaft in der Region, und dessen sind wir uns sehr bewusst.“ Schmunzelnd fuhr sie fort: „Ich bin immer gerne im Umland. Da funktionieren Sachen noch.“ Das gelte für den ÖPNV wie für die Straßen und Verkehrsbeziehungen — und zudem höre man hier noch auf die Wirtschaft.
Die Zuhörer im Kulturbahnhof – rund 20 Unternehmer aus dem Wirtschaftsgremium und ebenso viele Gäste aus Politik und IHK – stellte Grünewald auf schwierigere Zeiten ein, in denen die IHK wichtig wie nie sei. In der Corona-Pandemie habe es ein enges Zusammenwirken von Wirtschaft und Politik gegeben, doch das habe mittlerweile wieder stark nachgelassen.
„Wir sehen in der Bundesregierung, aber auch in Teilen der Landesregierung, dass man die Bedürfnisse der Wirtschaft nicht so auf dem Schirm hat, wie man sie haben müsste“, so die IHK-Chefin weiter. Aufgaben der Politik sei es, dafür zu sorgen, dass es „unserem Land gut geht. Unserem Land wird es nur gut gehen, wenn es der Wirtschaft gut geht.“ Es sei an der Zeit, nicht nur den „rechten Strömungen etwas entgegenzusetzen“, sondern auch denen, die den Industriestandort infrage stellten.
Bürgermeister Nicodemus gratulierte dem Wirtschaftsgremium zu „20 Jahren Erfolgsgeschichte“. Dass die Politik die Wirtschaft nach Corona aus den Augen verloren habe, gelte gewiss nicht für Overath, wo es nach wie vor einen ganz kurzen Draht gebe — immerhin gehörten an dem Abend auch die Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP im Stadtrat, Oliver Hahn und Hermann Küsgen, zu den Ehrengästen, und auch zwei Altbürgermeister waren zu Gast, Andreas Heider und Heinz-Willi Schwamborn (beide CDU).
Bürgermeister Nicodemus bekennt sich zu aktiver Wirtschaftsförderung
Der parteilose Verwaltungschef relativierte zugleich ein wenig die vermeintlich so herausragenden Verkehrsverhältnisse, indem er an die Bahnlinie RB 25 erinnerte („Meistens fährt sie“), an Autostaus und an die „kommunikative Katastrophe“ der Autobahn GmbH in Sachen Neubau der Autobahnbrücke Untereschbach. Die Overather seien aber nach Kräften bemüht, lokal positive Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen, wie man es unter anderem an den Arbeiten zum neuen Flächennutzungsplan ablesen könne.
Nach Nicodemus hielt Dr. Ulrich Soénius, Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv, einen kurzweiligen Vortrag zur Overather Wirtschaftsgeschichte. Diese, so der Fachmann, sei erst recht spät auch zur Industriegeschichte geworden.