Die Misere an den Förderschulen für geistige Entwicklung will der Rheinisch-Bergische Kreis beenden und ein neues Gebäude schnell anmieten.
RaummisereKreis Rhein-Berg will kurzfristig Gebäude für neue Förderschule mieten

Eine Lehrerin unterrichtet Kinder an einer Förderschule (Symbolfoto).
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Zwei Förderschulen mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ (GE) hat der Rheinisch-Bergische Kreis aktuell, und beide platzen seit langem aus allen Nähten, da der Bedarf immer größer wird. Das soll sich schnell ändern: Einstimmig hat der Schulausschuss des Kreises grünes Licht für die Anmietung eines dritten Standortes gegeben. Die Entscheidung muss noch durch den Kreisausschuss.
Aktuell ist die Lage an den beiden GE-Förderschulen des Kreises bedrückend: Zwar redet alle Welt vom Geburtenrückgang, doch wird der Bedarf an Förderschulplätzen (früher Sonderschulen genannt) immer größer. „Das ist im ganzen Land so, und keiner weiß, warum“, sagt dazu Thorsten Schmalt (CDU), Vorsitzender des Kreis-Schulausschusses aus Wermelskirchen und selbst Schulleiter.
Beide Schulen in Rhein-Berg sind drastisch überbelegt
Die Friedrich-Fröbel-Schule in Bergisch Gladbach-Moitzfeld ist eigentlich gedacht für 120 Kinder, unterrichtet im kommenden Schuljahr aber 200 Schülerinnen und Schüler; an der Martin-Buber-Schule in Leichlingen werden es 130 statt 90 sein.
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Die Überzeugung, dass nicht ausgerechnet die Kinder mit dem höchsten Förderbedarf die widrigsten Bedingungen haben sollten, hat bereits im Frühjahr auf Antrag von CDU, Grünen und SPD zu einem einstimmigen Kreistagsbeschluss geführt. Danach soll die Kreisverwaltung ein „Gesamtkonzept zur Raumplanung“ erarbeiten. Dessen Ziel solle „ein den Schülerzahlen entsprechendes, angemessenes und wirtschaftliches Schulraumangebot“ sein.
Jetzt hat die Kreisverwaltung geliefert: Bis 2035 sollen die Förderschulen insgesamt „zukunftssicher“ aufgestellt sein. Bis dahin aber, so heißt es in einem Papier von Dezernentin Aggi Thieme weiter, seien „weitere flankierende Maßnahmen als kurz- und mittelfristige Lösungen notwendig“. Und dabei ist die Kreisverwaltung fündig geworden und will einen „dritten GE-Standort“ anmieten, um dort 100 Schüler unterrichten lassen zu können.
Mit dem Vermieter ist sich der Kreis bereits einig, ebenso mit der Oberen Schulaufsicht bei der Bezirksregierung. Diese empfiehlt, zumindest zunächst nicht eine neue Schule zu gründen, sondern sie als Dependance zu führen. Nach dem Schulausschuss soll der Kreisausschuss in seiner Sitzung am 5. Dezember der Anmietung des fraglichen Gebäudes, das früher bereits einmal als Schule diente und auf mehreren barrierefrei erreichbaren Etagen 2500 Quadratmeter Mietfläche bietet, zustimmen.
Wir wollen die betroffenen Eltern vorher mit ins Boot holen.
Erst nach diesem Beschluss soll auch der Standort des Gebäudes veröffentlicht werden. Angesichts der Zurückhaltung bei der Benennung des neuen Standortes wirbt der Schulausschuss-Vorsitzende Thorsten Schmalt um Verständnis: „Wir wollen die betroffenen Eltern vorher mit ins Boot holen. Sie sollen es nicht aus der Zeitung erfahren.“
Bereits bei der vorübergehenden Verlagerung von zwei Klassen der Fröbelschule in die LVR-Förderschule nach Rösrath in diesem Jahr habe es allerlei Probleme gegeben. Der neue Schulstandort werde zahlreiche Kinder betreffen, die dann per Schulbus dorthin gefahren würden. Nach der Entscheidung im Kreisausschuss am 5. Dezember sollten die Informationen aber öffentlich werden.
Im öffentlichen Teil der Schulausschuss-Sitzung hatten Rednerinnen und Redner von CDU, Grünen und SPD die Entwicklung einhellig begrüßt.