AboAbonnieren

AusbildungsmarktIn Rhein-Berg gibt es zu wenig Bewerber für freie Lehrstellen

Lesezeit 3 Minuten
Die angehenden KfZ-Mechatroniker Simona Barthel, Maurice Kipping (M) und Louis Rose befassen sich mit dem Modell eines Modularen E-Antriebs-Baukasten von VW.

Beliebt bei jungen Leuten im Rheinisch-Bergischen Kreis: Der Beruf des Kfz-Mechatronikers.

Die Agentur für Arbeit für die Bezirke Rhein-Berg, Oberberg und Leverkusen hat die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt erläutert.

Die Lücke zwischen der Zahl der Ausbildungsplätze und der Zahl der Bewerber ist im Bereich der Gladbacher Agentur für Arbeit (Rhein-Berg, Oberberg, Leverkusen) erneut gewachsen. Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kommen aktuell nur noch 93 Bewerber.

2022 waren es noch 96 und im Jahr 2021 sogar 106, teilten Industrie- und Handelskammer zu Köln, Kreishandwerkerschaft Bergisches Land und Bundesagentur für Arbeit anlässlich einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag im Haus des Handwerks in Schildgen mit. Anlass für die gemeinsame Mitteilung war die Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt.

Im gesamten Bezirk der Arbeitsagentur (Oberberg, Rhein-Berg und Leverkusen) haben die Arbeitgeber 3044 Berufsausbildungsstellen an die Agentur für Arbeit gemeldet. Das sind 120 (4,1 Prozent) mehr als im Vorjahr (2.924) und sogar 350 Stellen (13,0 Prozent) mehr als zum 31.03.2021.

Die Entwicklungen in Rhein-Berg und Leverkusen sind grundsätzlich positiv.
Nicole Jordy, Chefin der Arbeitsagentur

Gleichzeitig haben in 2023 genau 2801 Bewerber für eine Ausbildungsstelle die Dienste der Agentur in Anspruch genommen. Das sind 24 oder 0,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Derzeit gibt es noch 1539 unversorgte Bewerber, 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Parallel dazu sind noch 2030 Ausbildungsstellen unbesetzt, 9,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Agenturchefin Nicole Jordy: „Die Entwicklungen in Rhein-Berg und Leverkusen sind grundsätzlich positiv.“ Hieri sei sowohl die Zahl der Bewerber als auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen gestiegen. Die Unternehmen versuchten, den hohen Fachkräftebedarf unter anderem durch eine verstärkte Ausbildung zu decken.

Jordy: „Was leider ein wenig fehlt, ist die Passung zwischen den gewünschten und den angebotenen Ausbildungsstellen.“ Dies führe dazu, dass sowohl die Zahl der unversorgten Bewerber als auch die Zahl der unbesetzten Stellen derzeit über dem Vorjahr liege.

Rhein-Berg: 605 unbesetzte Ausbildungsstellen

In Rhein-Berg wurden bislang 862 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 51 oder 6,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon sind noch 605 unbesetzt – 90 oder 17,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Ihnen stehen 1050 Ausbildungssuchende gegenüber, 141 oder 15,5 Prozent mehr als im Vorjahr. 563 gelten zum aktuellen Stand als unversorgt – 83 oder 17,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kommen in Rhein-Berg aktuell 122 Bewerber. 2022 waren es 113 und 2021 noch 143. Konkrete Zahlen nennt die Kreishandwerkerschaft zum Start des Ausbildungsjahres 2023 nicht. „Valide Zahlen zu nennen, ist schwierig, da wir uns bei den Abschlüssen von Ausbildungsverträgen gerade im Frühjahr in einem dynamischen Prozess befinden“, sagt Hauptgeschäftsführer Marcus Otto. Er sei aber vorsichtig optimistisch.

Noch 300 freie Lehrstellen im Handwerk in Rhein-Berg, Oberberg und Leverkusen

Aktuell sieht es für den Handwerker-Nachwuchs sehr gut aus: In der Lehrstellenbörse der Kreishandwerkerschaft gibt es rund 300 freie Plätze in Rhein-Berg, Oberberg und Leverkusen. Was die Zukunft angeht, blicken Klempner und Co. optimistisch in die Zukunft: Für Energiewende und Klimaschutz werden schließlich reichlich fitte Handwerker gebraucht.

Zuversicht strahlt auch Carsten Berg, Leiter des Bereichs Ausbildung der IHK Köln, aus. „Wir können an den Gesamt-Zahlen zum Ausbildungshalbjahr ablesen, dass Praktika und Berufsorientierung an den Schulen endlich wieder uneingeschränkt möglich sind“, berichtet er. Bislang wurden im Bezirk der IHK Köln 1204 neue Ausbildungsverträge in den insgesamt fast 200 Berufen in Industrie, Handel und Dienstleistung vereinbart, rund 9,3 Prozent oder 102 Verträge mehr als zum Vorjahresstichtag.

Schüler aller Schulformen könnten sich endlich wieder ein viel besseres Bild von den Aufgaben der Dualen Ausbildung in den Unternehmen machen, so der Experte. Von den bislang registrierten 1204 neuen Verträgen wurden 655 in Köln abgeschlossen, 83 Verträge mehr gegenüber dem Vorjahresstichtag. Zuwächse gab es auch in Oberberg und Rhein-Erft. Dagegen wurden in Leverkusen wurden 66 Verträge und damit fünf weniger geschlossen und in Rhein-Berg 87 (vier weniger).


Die Top 10 der Ausbildungsberufe

Die aktuellen Top-10-Berufe der Bewerberinnen und Bewerber im Rheinisch-Bergischen Kreis sind laut Gladbacher Agentur für Arbeit:

  1. Kfz-Mechatroniker und Pkw-Technik
  2. Kaufmann/-frau Büromanagement
  3. Verkäufer/in
  4. Kaufmann/-frau im Einzelhandel
  5. Tischler/in
  6. Mediz. Fachangestellte/r
  7. Anlagenmech. Sanit./Heiz.
  8. Industriekaufmann/-frau
  9. Friseur/in
  10. Immobilienkfm./-frau