Rhein-Berg – Da staunten selbst altgediente Unionspolitiker: Die Wahlnachlese der CDU nutzte CDU-Kreisparteichef Uwe Pakendorf gestern Abend auch zu einer deutlichen Kampfansage gegen NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).
Wie berichtet hatte der Interesse für eine Kandidatur in einem der beiden rheinisch-bergischen Wahlkreise für die Landtagswahl im Mai nächsten Jahres angekündigt. In genau diesem Wahlkreis 22 (Rheinisch-Bergischer Kreis II), der die Kommunen von Reuls Heimatstadt Leichlingen über Burscheid, Wermelskirchen, Odenthal und Kürten bis Overath umfasst, hat nun auch Pakendorf seinen Hut in den Ring geworfen.
Pakendorf will Zäsur bei Kandidierenden
Das Bundestagswahlergebnis der Union auf Landes- und Bundesebene müsse in der CDU als Zäsur wahrgenommen werden, sich inhaltlich und personell neu aufzustellen. Die Idee von Reul zu kandidieren sei „gut“, es bedürfe aber für eine Zäsur auch „junger und auch mal weiblicher Kandidaten“, so der CDU-Kreisvorsitzende.
Daher, so schlug Pakendorf vor, solle Reul über einen sicheren Platz auf der Landesliste kandidieren und „im Kreis zwei neue Kandidaten“, wobei Pakendorf selbst die Kandidatur im auch von Reul favorisierten Wahlkreis beanspruchte. So könne Rhein-Berg am Ende mit drei Kandidaten im Landtag vertreten sein, befand Pakendorf. Mit Reul hatte er über diesen Vorschlag zu diesem Zeitpunkt unterdessen noch nicht gesprochen.
Reul will Mitglieder im Wahlkreis entscheiden lassen
Der Ehrenvorsitzende der Kreis-CDU und NRW-Innenminister ließ im Gespräch mit dieser Zeitung am Abend unterdessen keinen Zweifel daran, dass er Pakendorfs Vorschlag keinesfalls mittragen werde: „Eine Schlafwagennummer über die Landesliste? Das kommt für mich nicht in Frage“, so der 69-Jährige am Abend im Gespräch mit dieser Zeitung.
„Ich habe immer mit offenem Visier gekämpft, das werde ich auch jetzt tun“, so der Minister. „Dann können ja die Mitglieder im Wahlkreis entscheiden, wer es machen soll. Wo wohnt Herr Pakendorf eigentlich?“, spielte Reul darauf an, dass Pakendorf im anderen rheinisch-bergischen Landtagswahlkreis 21 (Bergisch Gladbach/Rösrath) zu Hause ist.
Parteiinterne Frist für Kandidatur endet
Dass die Parteibasis über die Kandidatur entscheiden soll, daran hatte auch Pakendorf keinen Zweifel gelassen. Zumal die CDU Rhein-Berg auch auf Bundesebene einen entsprechenden Antrag formuliert hat, bei wichtigen Entscheidungen wie Kandidaturen und Vorsitzendenfragen ein Mitgliedervotum vorzusehen. Somit dürfte es im Wahlkreis 22 in jedem Fall zu einer Kampfkandidatur kommen, mindestens zwischen dem Kreisparteichef Pakendorf und dem Ehrenvorsitzenden und NRW-Innenminister Reul.
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Im anderen Landtagswahlkreis 21 (Bergisch Gladbach, Rösrath) gebe es eine Reihe guter Bewerber, so Pakendorf am Sonntagabend, ohne Namen nennen zu wollen. An diesem Montag, 12 Uhr, endet die parteiinterne Frist, bis zu der der Kreisvorstand Bewerbungen für die Landtagswahl im nächsten Mai erbeten hatte.
Am Abend will sich der Kreisvorstand neben einer Nachlese zur Bundestagswahl auch mit der Kandidatenfrage für die Landtagswahl im Mai befassen. Nachdem der Overather Landtagsabgeordnete Rainer Deppe im Mai angekündigt hatten, 2022 nicht erneut im Wahlkreis 22 kandidieren zu wollen, und der CDU-Abgeordnete im Wahlkreis 21, Holger Müller vor zwei Jahren im Amt verstorben war, hat die CDU in beiden Wahlkreise neue Direktkandidaten zu nominieren – und offenbar eine Reihe von Bewerbern.