Rösrath – Eine flotte Gruppe weißgrün gekleideter Radrennfahrer durchkurvte am Sonntagnachmittag Landstraßen zwischen Kürten über Herkenrath und Moitzfeld nach Bensberg, dann durch den Königsforst über Forsbach nach Rösrath auf die Brander Straße und direkt rechts ab über Kammerbroich zum Heideportal Turmhof an der Wahner Heide – durch die Deutsche Alleenstraße und den Königsforst.
Start an der Nordsee
Als die 20 Sportler und Sportlerinnen um 17 Uhr unter dem Jubel der wenigen Zuschauer auf das Gelände des Turmhofs einfuhren, hatten sie seit dem Start in Holzwickede gut 120 Kilometer zurückgelegt. Von Müdigkeit keine Spur, nur ein Reifen hatte ein paar Probleme gemacht während der Tour. Ansonsten kein Unfall, keine Schramme, und auf Corona getestet werde täglich, berichtete Christian Archeth, der den Pannenbegleitbus steuerte. Empfangen wurden sie unter anderem von Johannes Schweinem, Vorsitzender des ADFC Rösrath (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club), Karin Stagge, Rösrather Chefin des Naturschutzverbands BUND und des Turmhofs, und Vize-Bürgermeister Hardy Schumacher (Grüne). Sogar Posaunenmusik aus dem Lautsprecher gab es.
Denn die Radrennfahrer strampelten nicht einfach zum Vergnügen bei Hitze, Wind und Wetter die Strecken ab, sondern mit ernstem Anliegen: Die Radfernfahrt „Deutsche Alleenstraße“, gestartet am 1. Juni in Dangst an der Nordsee, führt über 2900 Kilometer über die Kulturstraße – von Niedersachsen nach NRW, dann über Rheinland-Pfalz nach Hessen, Bayern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern – bis zum 21. Juli.
Sportler wollen auf Alleen als Natur- und Kulturerbe aufmerksam machen
„Mit der Radfernfahrt entlang dieser Kulturstraße sehen wir eine große Chance, auf den unschätzbaren Wert der Alleen als Natur- und Kulturerbe und auch als touristische Aktion hinzuweisen und bei Behörden und Politik mehr Engagement für deren Schutz und Neuanpflanzungen zu fordern“, erklärte Katharina Dujesieken vom BUND Mecklenburg-Vorpommern. Eigentlich wollte sie mit Vertretern der Stadt einen Baum pflanzen, möglichst an der Bergischen Landstraße. Da wurden nämlich bereits 2020 vom BUND und ADFC fünf Bäume in Unterlehmbach gepflanzt, nach der Abholzung des Altbestandes. Doch aus dem Rathaus kam eine Ablehnung: Coronabedingt durften die Radler die Neuanpflanzungen nicht besichtigen.
Das stieß auf großes Unverständnis. Denn schließlich ist das Projekt „Deutsche Alleenstraßen“ auch politisch gewollt. Vor zwei Jahren, zum zehnjährigen Bestehen des Projektes in NRW, würdigte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, Alleen als ein Symbol für Lebensqualität und Heimat.
Doch Schweinem rettete die Situation, bereitete der Gruppe einen herzlichen Empfang und versprach: „Morgen werde ich auf der Sülztalstraße, eine der schönsten Alleen, in Richtung Koblenz mitfahren.“ Auch Karin Stagge stimmte zu: „Alleenstraßen statt Leitplanken!“ Wie die Heide seien sie ein bedeutendes Natur- und Kulturgut. Im Vizebürgermeister fand sie einen kundigen Mitstreiter. „Die Idee, Straßen, wenn möglich, wieder zu Alleen zu gestalten und somit auch alte Baumarten zu erhalten und ins Bewusstsein der Menschen zu bringen, ist ein sehr gutes und begrüßenswertes Anliegen,“ formulierte Schumacher.