Von der Schließung sind rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Die Rahmenbedingungen seien zu schlecht, teilt das Haus mit.
Rettung gescheitertKrankenhaus Bedburg schließt Ende Januar
Das Bedburger Hubertusstift ist nicht mehr zu retten. „Trotz intensiver Bemühungen um eine Sanierungslösung muss das 80-Betten-Krankenhaus in der Bedburger Innenstadt zum Ende dieses Monats seine Pforten für immer schließen“, teilt das Krankenhaus mit. „Hintergrund hierfür sind in erster Linie die sich kontinuierlich verschlechternden Rahmenbedingungen, wie zuletzt durch die Mitte Dezember des abgelaufenen Jahres veröffentlichte neue Krankenhausplanung NRW.“
Diese sehe unter anderem vor, dass die bislang in Bedburg praktizierte Leistungsgruppe der Endoprothetik ab 2026 nicht mehr angeboten werden kann. „Neben der ohnehin anhaltend angespannten finanziellen Situation und einem erheblichen Investitionsstau in baulichen Anlagen und Medizintechnik sehen die Verantwortlichen daher keine tragfähige Möglichkeit mehr, das Haus zu erhalten“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Bedburg: Mitarbeiter wurden über den Schritt informiert
Die rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien am Donnerstagnachmittag (9. Januar) informiert worden. Nach jetzigem Stand soll die Schließung bereits Ende Januar 2025 vollzogen werden. Das zum KVE (Klinikverbund Erft), zu dem auch das Krankenhaus in Frechen zählt, gehörende Haus hatte im Februar vergangenen Jahres ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet.
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Im August 2024 sei der von den generalbevollmächtigten Rechtsanwälten André Dobiey und Dr. Christoph Niering vorgelegte sanierende Insolvenzplan zunächst einstimmig von den Gläubigern angenommen worden. „Seitdem haben sich aber die Aussichten für eine stabile Fortführung deutlich verschlechtert“, sagt der Dobiey. Neben der perspektivischen Einschränkung der angebotenen Behandlungen ab 2026 sei auch die Belegung des Hauses im zweiten Halbjahr unter den Planungen gewesen.
„Kleine Krankenhäuser haben es in der heutigen Zeit ohnehin besonders schwer“, ergänzt der vom Gericht bestellte Sachwalter, Rechtsanwalt Dr. Mark Boddenberg. „Wir haben wirklich alles versucht – aber die absehbaren Verluste wären für niemanden zu stemmen gewesen“, resümiert KVE-Geschäftsführer Jakob-Josef Schall. Er bedankte sich zugleich beim Erzbistum Köln und der katholischen Kirchengemeinde St. Lambertus in Bedburg für die konstruktive Unterstützung bei den Sanierungsbemühungen. Die wesentlichen Ansprechpartner auf kommunaler und Landesebene wurden vorab über den Schritt unterrichtet.
Trotz des Einschnitts ist allerdings keine erhebliche Beeinträchtigung für die Gesundheitsversorgung in Bedburg und Umgebung zu befürchten. Allein im Rhein-Erft-Kreis stehen unter anderem in Frechen und Bergheim mehrere aufnahmebereite Häuser zur Verfügung. „Aufgrund des Fachkräftemangels gerade im Bereich der Gesundheitsversorgung gibt es auch gute Aussichten für viele von der Schließung betroffene Mitarbeitende, sehr zügig eine Anschlussbeschäftigung zu finden“, zeigt sich Schall optimistisch.
Bedburgs Bürgermeister: Kein guter Tag für die Stadt
„Das ist kein guter Tag für unsere Stadt“, sagt Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach (SPD). „Ich bin überzeugt, dass auch kleine Häuser ein wichtiger Arm der Daseinsvorsorge einer Stadt sind. Insbesondere ältere Menschen und Familien schätzten die direkte Versorgungsmöglichkeit vor Ort.“ Zu klären sei nun, wie die Notarztversorgung sichergestellt werden könne und welche weiteren Perspektiven der Standort haben könnte.
„Bereits im Sommer 2020 habe ich mit ansässigen Ärzten und Apothekern über die Perspektive eines Medizinischen Versorgungszentrums oder einer Poliklinik als Ergänzung zu den sehr guten, aber auch am Limit arbeiteten Medizinern vor Ort diskutiert“, sagt Solbach. „Diese Diskussion müssen wir nun erneut führen, denn der Ernstfall ist nun jetzt unausweichlich eingetreten.“
„Das ist sehr traurig“, sagt der Bedburger CDU-Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexperte Georg Kippels. Alle Verantwortlichen hätten bis zuletzt versucht, das Haus, das in der Schlossstadt als Kleinod angesehen werde, zu retten. „Aber letztlich waren es trotz jahrzehntelanger Bemühungen um den Erhalt des Krankenhauses zu viele Faktoren, die gegen eine Weiterführung gesprochen hatten.“
Mit Bedauern müsse man die Schließung zur Kenntnis nehmen, sagt der Bedburger SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Nitsche. „Gleichzeitig ist dieses Ende des Bedburger Krankenhauses nun aber auch Auftrag für die Verwaltung und die Lokalpolitik in Bedburg, alle Möglichkeiten zu prüfen, wie die ärztliche Versorgung und die Notfallversorgung sicherzustellen ist.“
Die Krankenpflegeorden erlebten im 19. Jahrhundert eine Blütezeit. 1862 ließen sich in Bedburg die „Armen Dienstmägde Jesu Christi“ nieder – kurz: die Dernbacher Schwestern. Sie unterhielten ein kleines Krankenhaus mit 17 Betten an der Friedrich-Wilhelm-Straße, von den Bedburgern liebevoll „Klösterchen“ genannt. Die Nachfrage nach medizinischer Hilfe war groß. 1894 beschloss dann der Bedburger Bauunternehmer Hubert Hucklenbroich, ein Krankenhaus mit Schwesternwohnheim für 30 000 Mark zu errichten.
Ein Jahr später, am 4. August 1895, war es fertig. 1905 wurden eine Wasserleitung, 1924 eine Heizungsanlage und 1927 sogar Radios auf den Zimmern installiert. Am 1. März 1920 nahm Dr. Offermann, der erste Chirurg im St. Hubertus-Stift, seinen Dienst auf.
1909 hatte das nach seinem Gründer benannte Hubertusstift 30 Betten, 1950 waren es 70, Anfang der 1990er-Jahre sogar mehr als 150. Die Dernbacher Schwestern betrieben das Krankenhaus bis 1972.
Der Operationstrakt wurde 1982 grundlegend umgebaut und laut Krankenhaus „an die modernen Anforderungen einer Operationsabteilung eines Krankenhauses dieser Größenordnung angepasst“. Heute ist das Hubertusstift eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.