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Die Eichhörnchen-RetterinBergheimerin hilft Tieren in Not

Lesezeit 4 Minuten

Manuela Weiß füttert eines der Eichhörnchen.

  1. Seit 20 Jahren hilft die Bergheimerin Manuela Weiß hilflosen Eichhörnchen zu neuen Kräften.
  2. Die Erfahrung macht sich bemerkbar: Mittlerweile ist sie zur Eichhörnchen-Expertin geworden und übt mit den Tieren sogar das Nüsse knacken.
  3. Das Wort Hobby beschreibt den Einsatz der 40-Jährigen für die Hörnchen nur unzureichend. 42 Tiere hat sie in diesem Jahr bekommen, zehn leben noch bei ihr.

Bergheim-Auenheim – Mehr als 20 Jahre ist es her, dass Manuela Weiß ihr erstes Eichhörnchen gefunden hat. Sie habe rumtelefoniert und versucht, Rat zu bekommen, wie sie das kleine Tier aufpäppeln könnte. Die Zeiten haben sich geändert: Mittlerweile ist sie Expertin für die flinken Nager. Und das hat sich herumgesprochen. Wer sich beispielsweise an die Eichhörnchenhilfe Bergisch Gladbach wendet, wird an die Bergheimerin verwiesen. Auch die Polizei und Tierschutzvereine bringen ihr manchmal Tiere.

Bergheim: 42 Tiere hat Weiß in diesem Jahr bekommen

Das Wort Hobby beschreibt den Einsatz der 40-Jährigen für die Hörnchen nur unzureichend. 42 Tiere hat sie in diesem Jahr bekommen, zehn leben noch bei ihr. Und einige wird sie vor dem Winter wohl auch nicht mehr auswildern können. Dabei ist das ihr erklärtes Ziel: „Eichhörnchen kann man nicht als Haustier halten“, sagt sie klipp und klar. Das bestätigt ein Blick in die Käfige, in denen vier „Halbstarke“ wohnen: Da ist Toben angesagt. „Wenn sie in die Pubertät kommen, wollen sie raus.“

Mit Katzenaufzuchtmilch aus der Spritze werden die ganz jungen Fundtiere gefüttert. Dann geht das Training Schritt für Schritt weiter, bis die Tiere Nüsse knacken können.

Das Problem ist allerdings, dass sie vorher lernen müssen, sich in Freiheit zu ernähren – sprich, sie müssen lernen, Nüsse zu knacken. Für Manuela Weiß ist diese Phase schon eine der entspannteren. Bekommt sie ein Jungtier, das aus dem Nest – Kobel genannt – gefallen oder sonst wie in Not geraten ist, hat sie Dienst rund um die Uhr. Alle anderthalb Stunden brauchen die Kleinen anfangs Milch, Katzenaufzuchtmilch, wie Weiß erklärt. Später stellt sie sie um auf Babybrei – Zwieback mit Banane und Apfel –, unter den sie im Laufe der Zeit immer größere Stücke Obst und Nüsse mischt.

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Im nächsten Schritt gibt es geschälte Nusskerne, dann werden die Walnüsse in der halben Schaler serviert. Mit einer Rohrzange knackt sie die Nüsse dann nur noch an, und schließlich müssen die Nager es schaffen, Walnüsse und Haselnüsse aus eigener Kraft aufzubeißen. Dann sind die Eichhörnchen „futterfest“ und können umziehen in die Auswilderungsvoliere.

Die Corona-Krise hat Weiß in die Klemme gebracht

Zwei dieser großen Käfige hat sie an gut geschützten Plätzen aufgestellt. Dort bekommen die Tiere erst noch Futter, aber keine Streicheleinheiten mehr. Auch, wenn die Tür schon geöffnet ist, haben sie noch die Möglichkeit, dort Nahrung und Schutz zu finden. Bis sie irgendwann ihrer Wege klettern.

Der kleine Kerl, den sie jetzt noch vorsichtig mit der Spritze füttert, wird in diesem Jahr die Freiheit nicht mehr kennenlernen. Er verschläft die Zeit in einer Katzentransportbox, auf einer Wärmeplatte, in Tücher gekuschelt. Rund 100 Euro koste allein die Grundausstattung, um ein Eichhörnchen großzuziehen, berichtet die Tierfreundin. 44 der Nager hat sie allein in diesem Jahr durchgefüttert.

In einer Katzentransportbox, auf einer Wärmeplatte in warme Tücher gehüllt, verschläft das jüngste Hörnchen die meiste Zeit, während die Halbstarken im Käfig toben.

Die Corona-Krise hat sie arg in die Klemme gebracht. Weiß führt eine Wäscherei, die vor allem Gaststätten als Kunden hat. Und damit brachen ihre Einkünfte für mehr als vier Monate weg. „Meine Ersparnisse sind aufgebraucht“, sagt sie sorgenvoll.

Fressen wollen bei ihr nicht nur die Eichhörnchen, sondern auch Hunde, eine Katze, ein Minischwein, ein Frettchen und unzählige Vögel vom Wellensittich bis zur Elster. Viele der Vögel sind ebenfalls Fundtiere, die ihr gebracht worden sind.

Eichhörnchen: Am wichtigsten ist Wasser

Eichhörnchen sind zwar nicht vom Aussterben bedroht, trotzdem hat die Fachfrau Tipps, wie man den possierlichen Kletterern das Leben leichter machen kann. „Futter finden sie meistens, wichtiger ist Wasser“, sagt Manuela Weiß. Flache Schalen könne man auf den Boden stellen, aber auch einer Astgabel anbringen. Fast genau so wichtig ist es aber, zu verhindern, dass die Tiere ertrinken: Also Regentonnen abdecken oder einfach einen Ast schräg hineinstellen. Das rette auch anderen Kleintieren das Leben.

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Während man die Nachkommen anderer Wildtiere, wenn man sie vermeintlich verlassen finde, auf keinen Fall mitnehmen sollte, suchten Eichhörnchen in Not tatsächlich die Hilfe des Menschen. „Wenn ein Eichhörnchen all seinen Mut zusammennimmt und vielleicht sogar am Hosenbein hochklettert, gibt es nichts zu überlegen: Dann muss man ihm helfen“, sagt Manuela Weiß.