Das Ensemble von St. Margareta feiert sein 400-jähriges Bestehen im Jahresverlauf mit vielen Veranstaltungen.
Einst gegen die Kälte angesungenKirchenchor aus Brühl erkundet 400-jährige Geschichte
Ein besonderes Jubiläum verdient eine besondere Würdigung. Davon sind die Frauen und Männer des Kirchenchors von St. Margareta überzeugt. Und sie sind bereit, angesichts des 400-jährigen Bestehens besonderes Engagement an den Tag zu legen. „Den entscheidenden Text habe ich bestimmt 20-mal gelesen“, sagt Thomas Kaufmann über das Studium eines in der längst unüblichen Kurrent-Schrift verfassten Eintrages in das Rechnungsbuch der Gemeinde.
Dieses fand man im Historischen Archiv des Erzbistums Köln. Das Papier stammt aus dem Jahr 1625. Die Zeilen belegen Ausgaben für Wein, mit dem 20 Chorsänger der Brühler Gemeinde vor 400 Jahren honoriert wurden und damit belegen sie auch die Existenz eines Sänger-Ensembles in der damals nur rund 1200 Einwohner zählenden Stadt.
Brühl: Im Jahr 1625 wurden die Sänger mit Wein honoriert
„400 Jahre Chorgesang in einer Gemeinde. Das ist ungewöhnlich und spannend. Solche Zeitspannen kennt man zumeist nur aus Klöstern“, so Kaufmann, der dem Kirchenchor angehört. Ungewöhnlich – jedenfalls aus heutiger Sicht – ist auch der Anlass, warum die Männer im Jahr 1625 an acht aufeinanderfolgenden Tagen bis in die Nacht hinein sangen.
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Mitteleuropa erlebte damals die sogenannte kleine Eiszeit. Die Folge waren strenge, langanhaltende Winter, Unwetter im Sommer und damit Missernten und Not. Hinzu kamen die Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs. „Die Chorsänger haben seinerzeit im Frühjahr gegen Frost und Kälte angesungen, die man als gerechte Strafe Gottes betrachtete“, erklärt Kaufmann.
Angesichts des damaligen Klimas werde der Wein, mit dem sie honoriert wurden, keine gute Qualität gehabt haben, glaubt Peter Klasen, Seelsorgebereichsmusiker und Chorleiter. Der Jubiläumswein seines Ensembles zum 400-jährigen Bestehen, ein Grauburgunder aus der Pfalz, den man eigens hat etikettieren lassen, dürfte deutlich bekömmlicher sein.
Der Tropfen ist aber auch nicht als Motivation für das Ensemble gedacht, sondern vielmehr als nettes Erinnerungsstück oder Geschenk. Es braucht schlicht keine materiellen Anreize mehr, um die Sängerinnen und Sänger zusammenzuhalten. Ihre Begeisterung für das gemeinsame Singen, die Proben am Donnerstagsabend und die Auftritte hat andere Gründe. Es geht um Spaß und Freude am Gesang und darum, dem Glauben eine Stimme zu geben, erklärt Sängerin Hannelore Fischer.
Reflektiert haben diese Empfindungen einige der 45 Mitglieder des Ensembles, das inzwischen mehr Frauen als Männer zählt, in der von der Gemeinde finanzierten Festschrift. Diese blickt zudem auf die lange Geschichte des Chores, der vor 125 Jahren zum eingetragenen Verein wurde, und die besonderen Ereignisse der jüngeren Vergangenheit zurück.
„In der Historie des Chores spiegelt sich die Zeitgeschichte. Letztlich ist man durch alle Zeiten durchgekommen. Pest, Kriege und zuletzt die Corona-Pandemie“, so Kaufmann.
Einblicke gewährt neben der Festschrift eine Ausstellung im Begegnungszentrum Margaretas, Heinrich-Fetten-Platz, die am Sonntag, 2. Februar,17 Uhr, mit einem Konzert des Chores in St. Margareta und anschließendem Festakt eröffnet wird. Die Schau, die ein passendes Quiz unterhaltsam machen soll, ist bis Samstag, 15. Februar, zu sehen. In den folgenden Monaten stehen viele weitere Aktionen an – darunter auch Auftritte des Ensembles. Eine detaillierte Übersicht gibt es online.
Highlights im Rahmen des Jubiläums
2. Februar, 17 Uhr: Konzert in St. Margareta, anschließend Festakt und Ausstellungseröffnung im Margaretas. 4. Februar, 19.30 Uhr: Musik und Verkündigung: Vortrag und Gespräch mit Werner Höbsch. 14. Februar, 19.30 Uhr: Filmabend im Margaretas. 18. April, 15 Uhr: Karfreitag mit dem Kirchenchor in St. Margareta. 19. April, 21 Uhr: Osternacht mit dem Kirchenchor in St. Margareta. 8. Juni, 11.30 Uhr: Pfingstsonntag mit dem Kirchenchor in St. Stephan, Rheinstraße. 19. Juni, 10 Uhr: Fronleichnam mit dem Kirchenchor und Gastsängern vor dem Rathaus. 19. September, 19 Uhr: Nacht der offenen Kirchen – ökumenische Veranstaltung in den christlichen Kirchen der Innenstadt. 1. November, 10 Uhr: Allerheiligen mit dem Kirchenchor in St. Margareta. 23. November, 17 Uhr: Konzert in St. Margareta, anschließend Ausklang im Margaretas.