Brühl – Veränderungen gab es schon immer im Brühler Einzelhandel. Doch während in den vergangenen Jahrzehnten meist alte Geschäftsideen von neuen abgelöst wurden, scheint der Wandel nun tiefgreifender zu sein. Der Abschied vertrauter Händler geht nicht selten mit monatelangem Leerstand der Ladenlokale einher und die Vielfalt leidet.
In diesem Jahr schlossen mit dem Juwelier Klug und Hosen Birgel zwei Geschäfte, die jahrzehntelang zu den vertrauten Adressen des Brühler Einzelhandels und damit zur guten alten Zeit zählten. Bei Hosen Birgel setzte man beim Verkauf von Pullovern, Hosen und Blusen stets auf Beratung und die gute Beziehung zur Kundschaft. Hippes Interieur und eine große Verkaufsfläche suchte man dort vergebens.
Geschichte, die weit zurückreicht
Wenige Monate nachdem Chefin Christine Fischenich nach kurzer Krankheit verstorben war, schloss das Geschäft in dem denkmalgeschützten Eckhaus an Markt und Bahnhofstraße. Fischenich hatte Hosen-Birgel zunächst mit Wolfgang Bleyer geführt und als dieser 2014 starb, allein weitergemacht. Gegründet wurde das Geschäft bereits 1966 von Siegfried Bleyer.
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Die Geschichte des Juweliers Klug reicht noch weiter zurück. Von 1855 an verkaufte die Familie Uhren und Schmuck in Brühl. Doch Anfang des Jahres sperrte Maria Butsch die Tür ihres Ladenlokals für immer zu. Es war ein schmerzhafter Abschied. In dem Geschäftshaus an der Kölnstraße hatte sie ihre Kindheit verbracht und in Verkaufsraum und Werkstatt nicht selten ihrem Opa und Vater beim Arbeiten über die Schultern geschaut. Rund 20 Jahren mischte sie selbst im Laden mit, den ihr Bruder Norbert Klug von 1991 an führte. Nach dessen Tod im Herbst 2019 war die Geschäftsaufgabe absehbar. Ohne den Uhrmachermeister konnte man keinen Service mehr anbieten. Das Ladenlokal steht nun genau wie das von Hosen Birgel leer.
Sorge um die Anziehungskraft der City
Dieses Schicksal drohte auch dem größten Geschäft der Stadt. Im Juni beschloss das Management des angeschlagenen Warenhaus-Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof, die Filiale am Steinweg dicht zu machen. Die übrigen Einzelhändler sorgten sich um die Anziehungskraft der City und mancher Brühler sah ebenfalls schwarz. Denn während sich die Liebe zu dem klotzigen 70er-Jahre-Gebäude in Grenzen hielt, wusste man doch, wo es Spielzeug, Suppentöpfe und Socken gab.
Das eifrige Bemühen der Stadt um einen neuen Mieter fruchtete aber – trotz Corona-Krise. Schon im November, wenige Wochen nachdem der Kaufhof Geschichte war, eröffnete das Modehaus Sinn eine Filiale im Erdgeschoss und erstem Obergeschoss. Dabei wird es nicht bleiben. Denn der Abriss des Baus ist beschlossene Sache. Immerhin hat die Sinn GmbH bereits angekündigt, im Erdgeschoss des Neubaus weitermachen zu wollen.