Wenn im Herbst der Kaufhof in Brühl seine Pforten schließt, wird die Modekette Sinn in das leere Kaufhausgebäude einziehen.
Sinn will auch in dem geplanten neuen Büro-, Wohn- und Einzelhandelsgebäude, das an der Stelle des Kaufhauses gebaut werden soll, eine große Filiale betreiben.
Bis dahin werden aber noch Jahre Zeit vergehen.
Brühl – Das weiß getünchte Gebäude der Brühler Kaufhoffiliale, deren Schließung seit Juni feststeht, wird nur noch gut zwei Jahre das Gesicht der Innenstadt prägen. Der Mitte der 1970er-Jahre eröffnete, nahezu fensterlose Bau zwischen Steinweg und Bleiche wird abgerissen. Lediglich die Tiefgarage soll erhalten bleiben. Darüber plant der Eigentümer, ein Privatmann, der nicht in Erscheinung treten will und von einer Investmentgesellschaft vertreten wird, ein neues Gebäude.
Dieses soll im Erdgeschoss Platz für Einzelhandel bieten. In den oberen Etagen dürften teils Praxen und Dienstleister einziehen, in erster Linie sollen dort aber Wohnungen entstehen. Offen ist, ob auch die Bleiche zum Teil bebaut werden kann.
Bis die Abrissbagger anrollen und die Planungen für die Nachfolgebebauung stehen, wird das Unternehmen Sinn das Haus mit seinen 5700 Quadratmetern Verkaufsfläche anmieten. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss soll Herren- und Damenmode des mittleren bis gehobenen Preissegments angeboten werden.
Das zweite Obergeschoss will das Modehaus stilllegen, um keine Überkapazitäten zu schaffen. Der Kaufhof wolle die Filiale offenbar letztmals Mitte Oktober öffnen, am 2. November übernehme dann seine Firma das Haus, erklärte Friedrich-Wilhelm Göbel, der Generalbevollmächtigte der Sinn GmbH, die vielen noch unter dem einstigen Namen Sinn-Leffers bekannt sein dürfte.
Sinn zieht auch in den Neubau ein
Das Unternehmen mit Sitz in Hagen, das bislang in 23 Filialen rund 230 Millionen Euro Umsatz macht, wolle sich langfristig in Brühl ansiedeln, so Göbel. Man sei von diesem Standort angesichts der hohen Kaufkraft und der attraktiven Innenstadt überzeugt. Daher wolle man auch in dem Nachfolgebau auf 3500 Quadratmetern eine Niederlassung betreiben.
Zum Eigentümer pflege man ein gutes Verhältnis. Der Kontakt zum bisherigen Mieter Galeria Karstadt Kaufhof ist hingegen offenbar weniger gut. Göbel bemängelte insbesondere den Zustand der Immobilie. Hier herrsche Handlungsbedarf. Auch wenn man den Bau nur noch zweieinhalb Jahre nutzen werde, wolle man die Verkaufsfläche bis zur Eröffnung der Filiale Ende November „aufhübschen“, so Göbel.
Die wenigen Fenster des Gebäudes sollen freigemacht, die Etagen und die Tiefgarage besser ausgeleuchtet und frisch gestrichen werden. Auf rund 250.000 Euro schätzt er die Kosten dafür. Ob man Kaufhof-Personal übernehme, sei noch offen. Er rechne mit 35 bis 40 Angestellten, davon rund die Hälfte in Teilzeit, so Göbel.
Bürgermeister Dieter Freytag nannte den schnellen Nutzerwechsel eine gute Nachricht für Brühl. Wie das spätere Gebäude aussehen werde, müsse die Bauleitplanung ergeben. Ein Hintertürchen bleibt noch für die Nutzung des zweiten Obergeschosses offen.
Die Verantwortlichen der Wirtschaftsförderung um Maria Müller sähen dort gern einen Sportartikelhändler oder ein Spielwarengeschäft, denn in diesen Segmenten entsteht mit der Schließung des Kaufhofs ein großes Loch. Göbel sagte, man habe nichts gegen ein weiteres Geschäft im Haus, er sei jedoch angesichts der Situation in diesen Sparten des Einzelhandels skeptisch, dass dies zu realisieren sei.
Zuversichtlicher zeigte er sich für die absehbare Suche nach einem Interimsquartier für sein Unternehmen. Auch während der 18 bis 24 Monate dauernden Bauzeit werde man wohl in Brühl eine Filiale betreiben.