Mit interaktiven Stationen können Besucherinnen und Besucher sich über Ursachen und Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe informieren.
ErftmuseumNeue Ausstellung in der Gymnicher Mühle in Erftstadt erinnert an die Flut 2021
Der Titel ist schlicht. „Die Flut 21“ heißt die Dauerausstellung, die künftig im Erftmuseum in der Gymnicher Mühle zu sehen ist. Dabei ist die Aufgabe, die sich der Naturpark Rheinland als Museumsbetreiber gestellt hat, ausgesprochen komplex. Die Ausstellung soll die Katastrophe im Juli vor zwei Jahren abbilden, ohne zu dramatisieren. Sie soll spannend sein, ohne zu verharmlosen. Sie soll zum Nachdenken über Ursachen der Flut anregen, ohne zu belehren.
Und sie soll das Museum, das es seit 2014 gibt, interessanter machen. Rund 130 000 Euro, größtenteils aus dem Landesförderwettbewerb Naturpark.NRW.2024, sind investiert worden. An acht Stationen können die Besucherinnen und Besucher nun viel Wissenswertes erfahren über die Flut, die am 14. und 15. Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen 49 Menschen das Leben gekostet hat.
Angesichts dieser Dimension haben die Verantwortlichen schon das Entree ins Museum geändert. Dort läutete bisher eine Totenglocke, der Teufel, der als Figur auf einem der alten Fachwerkbalken in der ehemaligen Scheune hockt, lachte schauerlich. Auch ohne diesen Gruseleffekt dürfte die Ausstellung manchen Besucher zurückkatapultieren in die dramatischen Stunden und Tage der Katastrophe.
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„Wir haben das Team des Museums eigens für solche Situationen geschult“, sagt Frank Scheer, stellvertretender Geschäftsführer des Naturparks. Außerdem liege eine Broschüre aus, mit Anlaufstellen aus für Menschen, die Hilfe benötigten, um mit den psychischen Folgen der Flut umzugehen.
Im Kinosaal im Keller ist für ein halbes Jahr eine Leihgabe des Stadtmuseums Euskirchen zu sehen. Das hatte die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, Fotos einzuschicken. Die 2500 Einsendungen sind zu einer beeindruckenden Collage zusammengestellt. Auf der Leinwand laufen Filme zum Thema Hochwasser, darunter ein Video, das Schülerinnen und Schüler des Euskirchener Thomas-Eßer-Kollegs gedreht haben.
Im Obergeschoss geht der erste Blick zurück in die Geschichte, ins Jahr 1416, als ein Erfthochwasser Bad Münstereifel zerstörte. Gleich nebenan werden die Besucher mit der „Flut der Medien“ konfrontiert, auf unzähligen Zeitungsseiten gibt es Berichte über die Flut. Auf einem Monitor laufen Videos, unter anderem auch die Flutprotokolle dieser Zeitung, die mit dem Theodor-Wolff-Preis gewürdigt worden sind.
Spielerisch kann man sein Wissen über die Katastrophe testen
Es gibt spielerische Elemente – schließlich soll sich die Ausstellung auch Kindern erschließen. An einem Modell kann man nachvollziehen, wie ein gewundener Flusslauf die Kraft des Wassers bricht. Kleine Stahlkugeln rollen gleichzeitig durch eine gerade und eine sich schlängelnde Rinne, die einen schnell, die anderen deutlich langsamer.
Einige Stationen der neuen Ausstellung sind interaktiv. So kann man sein Wissen über Zahlen zur Flutkatastrophe überprüfen und am „Klimarad“ drehen, um zu erfahren, was jeder einzelne gegen die Erderwärmung tun kann. „Wir wollen zum Nachdenken anregen, aber nicht belehrend wirken“, sagt Frank Scheer. Drei Führungen durch die neue Ausstellung sind konzipiert.
Bis Ende 2024 ist der Eintritt ins Erftmuseum frei. Vom 17. November bis 9. Dezember bietet der Naturpark samstags und sonntags kostenlose Museumstouren an, inklusive Shuttlebus der REVG. Insgesamt stehen 500 Plätze zur Verfügung, die ab sofort im Internet gebucht werden können. Geöffnet ist das Erftmuseum donnerstags und freitags, von 14 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr.