Besonders Familien mit Kindern nutzten die zweitägige Feier des Naturparkzentrums zum Entdecken, Lernen und Experimentieren.
Naturparkzentrum Gymnicher MühleFeuchtfröhliches Fest in Erftstadt zum zehnjährigen Bestehen
„Verehrte Eintags- und Köcherfliegen“ – an die Anrede muss man sich erst mal gewöhnen. Auch daran, dass die offiziellen Gäste als „Gemeinschaft der Kleinstlebewesen“ tituliert werden. Aber so ist das eben, wenn man Post von der Erft bekommen hat. Flaschenpost, genauer gesagt. Die Schauspielerin Carolin Keufen las den vor der Bühne Versammelten vor, was der Fluss geschrieben hatte. Ihr Auftritt als Müllerin, mit (echtem) Baguette als Kopfschmuck, lockerte das Programm auf, mit dem das zehnjährige Bestehen des Naturparkzentrums Gymnicher Mühle gefeiert wurde.
Wobei das Bühnenprogramm insgesamt nicht nur informativ, sondern durchaus unterhaltsam war. Julia Drexler von Radio Erft moderierte mehrere Gesprächsrunden, in denen es um die Geschichte, aber auch um die Zukunft des Naturparkzentrums ging. Der sei ein besonderer Ort, ein Kleinod, befand Landrat Frank Rock.
Der Kreis konnte 2007 die Fläche kaufen
Ein Kleinod, das durch die Zusammenarbeit von Rhein-Erft-Kreis, Erftverband und Naturpark Rheinland entstanden ist. Hartmut Hoevel vom Erftverband nahm die Zuhörer mit zu den allerersten Anfängen: Er und Heinz Geusen, beim Kreis für Kreisplanung und Naturschutz zuständig, hätten vor 25 Jahren auf der Umwallung der benachbarten Kiesgrube gestanden, so erzählte es Hoevel, auf das Gelände an der Erft geschaut und sich gefragt: „Was könnten wir machen, wenn wir das alles hätten?“
Alles zum Thema Erftverband
- Hochwasserschutz Der Wettlauf gegen die nächste Katastrophe
- Hochwasserschutz Bau eines Rückhaltebeckens in Bad Münstereifel beginnt frühestens 2029
- Keine Verletzten Heißluftballon gerät nach Landung bei Zülpich in Stromleitung und fängt Feuer
- Schwermetalle im Veybach Mechernicher Umweltsünde soll endlich beseitigt werden
- Nach der Flut Die Pläne der Stadt Euskirchen für den Hochwasserschutz
- Größtes NRW-Renaturierungsprojekt Die Verlegung der Erft zwischen Erftstadt und Kerpen hat begonnen
- Einstauhöhe festgelegt Der nächste Schritt beim Wiederaufbau der Steinbachtalsperre
Damals sollte an der Gymnicher Mühle ein Golfplatz entstehen, das Gelände war schon modelliert, als das Vorhaben scheiterte. 2007 konnte der Kreis die Fläche kaufen, und heute erstreckt sich dort ein 135 Hektar großes Naturschutzgebiet. Herzstück ist das Naturparkzentrum, das Ausflugsziel und Lernort ist. Mehr als 10 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nehmen dort jährlich an Kursen teil, in denen es um Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Ökologie geht.
Und es sollen noch mehr werden, wie Daniel Mazander, Leiter des Naturparkzentrums, versicherte. Professor Heinrich Schäfer, Vorstand des Erftverbandes, lobte Hartmut Hoevel und Heinz Geusen als Visionäre. Er gab einen Ausblick auf die Renaturierung der Erft, die begonnen hat. Auf gut 5,5 Kilometer wird der Fluss aus seinem Betonbett befreit, er darf sich wieder durch eine Aue schlägeln.
Familien breiteten ihre Picknickdecken aus
Das Engagement des Erftverbandes im außerschulischen Lernort Gymnicher Mühle sah Schäfer als Beitrag zu mehr Bildung – ein kleines bisschen auch mit dem Hintergedanken, dass dabei Interesse an Wasserwirtschaft geweckt wird. Davon waren die vielen Kinder am Sonntag allerdings noch weit entfernt. Sie matschten und planschten im Wasserpark, marschierten mit Gummistiefeln in den Bach, um dort mit Kescher und Becherlupe nach kleinsten Lebewesen zu fahnden.
Auf den Wiesen hatten Familien ihre Picknickdecken ausgebreitet und Sonnenschirme aufgespannt. Schließlich war der Geburtstag ja das, was Geburtstage nun mal sein sollen: ein Familienfest. Die Familie der Naturpark-Schulen hat an diesem Tag noch einmal Zuwachs bekommen. Die Hermann-Gmeiner-Schule aus Bergheim-Glesch und das Bedburger Silverberg-Gymnasium sind künftig Partnerschulen des Naturparks Rheinland.
Landrat Rock überreichte die Urkunden und Koffer mit Lehr- und Forschungsmaterial. Im Gegenzug verpflichten sich die Schulen, Themen aus der Natur und der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) regelmäßig im Unterricht zu behandeln.