Pfarrer Christof Dürig sieht das Ende der Kirchenmusik kommen und fordert den Erzbischof zum Handeln auf.
Konzert abgesagtPfarrer in Frechen hat wegen GEMA-Gebühr Sorge vor Aus der Kirchenmusik
Für Sonntag, 5. Mai, war in der Kirche St. Severin in Frechen ein Chorkonzert geplant, die Flyer waren bereits fertig. Doch die Organisatoren haben die Musikveranstaltung mit geistlicher Musik aus fünf Jahrhunderten abgesagt – nicht aus Krankheits- oder Termingründen, vielmehr wurde das Konzert „Opfer“ der GEMA-Pflicht.
So jedenfalls nennt es Christof Dürig, leitender Pfarrer in Frechen. In den aktuellen Pfarrnachrichten macht er in Form eines „Zwischenrufs“ seinem Ärger darüber Luft, dass seit diesem Jahr auch Katholische Kirchengemeinden für öffentliche Musikveranstaltungen Gebühren an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) entrichten müssen.
Kirchenmusik: So funktionierte es bislang mit der GEMA
Bisher waren diese Kosten über Pauschalverträge zwischen der GEMA und dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) abgegolten. Über die neuen Pflichten der Kirchengemeinden informierte am 8. April das Erzbistum Köln in einer E-Mail, in der es heißt: „Seit dem 1. Januar 2024 müssen Sie sämtliche GEMA-pflichtigen Veranstaltungen der GEMA melden wie auch vergüten. Dies gilt insbesondere auch für Veranstaltungen, die bisher über den Vertrag abgegolten waren, wie beispielsweise Konzerte mit ernster Musik, Gospelkonzerte, Gemeindefeste, Kindergartenfeste, Seniorenveranstaltungen und adventliche Feiern.“
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Und weiter: „Die Vergütung ist von Ihnen beziehungsweise vom Veranstalter selbst aufzubringen. Eine Übernahme der Kosten durch das Erzbistum wird nicht erfolgen.“ Das Erzbistum mahnt zudem, die Meldungen an die GEMA korrekt auszuführen: „Bitte beachten Sie, dass eine unterlassene oder verspätete Meldung die GEMA unter anderem zu Schadenersatz in Höhe der doppelten Normalvergütung berechtigt.“ Dazu Pfarrer Dürig: „Bei unseren Kirchenmusikern und mir besteht schon viel Verunsicherung, was zukünftig musikalisch noch machbar ist.“
Das von Kirchenmusiker Gregor Schüller lange geplante Chorkonzert sei allen beteiligten Organisatoren zu heikel gewesen, und letztlich auch nicht finanzierbar, berichtet Christof Dürig. „Bei Konzerten mit freiem Eintritt und lediglich freiwilligen Spenden sind gegebenenfalls mehrere Hundert Euro GEMA-Gebühren einfach nicht drin.“
Frechen: Ein wenig allein gelassen vom Erzbistum
Schon im Pfarrbrief hatte er kommentiert: „Es muss eine umfangreiche Meldung vor und nach jeder Veranstaltung gemacht werden und es treten locker einige Hundert Euro Kosten auf! Viel Bürokratie, die auf jeden einzelnen zukommt. Und viel Geld: Wer soll das bezahlen?“ Er fühle sich ein wenig alleingelassen vom Erzbistum, das sich seiner Meinung noch deutlicher für die Kirchenmusik und die musikalischen Veranstaltungen als wichtige Bestandteile der Gemeindearbeit einsetzen müsse.
„Wir dürfen gespannt sein, ob es zu einem neuen Vertrag kommt oder nun das Ende der Kirchenmusik eingeläutet wird, beziehungsweise es einen Rückschritt gibt zu Musik, die unserem modernen Verständnis entgegensteht. Es ergeben sich Fragen: Was unternehmen unser Erzbischof (und die anderen Bischöfe) für die Kirchenmusik?“, schreibt Dürig im Pfarrbrief.
Andere Gemeinden sensibilisieren, sich mit GEMA-Pflicht auseinanderzusetzen
Natürlich sei die Frage nach dem Ende der Kirchenmusik in ihrer bisherigen Form in seinem „Zwischenruf“ provokativ formuliert gewesen. Doch wollte er damit auch andere Gemeinden, Vereine oder auch Kommunen sensibilisieren, sich mit dem Thema GEMA-Pflicht auseinanderzusetzen. „Es betrifft letztlich alle öffentlichen Veranstaltungen, bei denen Musik gespielt wird“, mahnt Pfarrer Dürig.
Die Frechener Kirchenmusiker und er müssten sich jetzt erst einmal mit der „Materie“ beschäftigen und abwägen, ob und in welchen Umfang zusätzliche Kosten für GEMA-Gebühren von der Kirchengemeinde aufzubringen seien. Vom Erzbistum wünscht sich der Frechener Pfarrer, sich für den Abschluss eines neuen Pauschalvertrages mit der GEMA einzusetzen, in welcher Form auch immer.
Denn der zusätzliche bürokratische Aufwand und die finanzielle Unsicherheit seien für ihn und seine hauptamtlichen sowie für die ehrenamtlich engagierten Gemeindemitglieder kaum zumutbar. „Bei allen Strukturreformen der Pastoralen Einheiten soll doch das Gemeindeleben vor Ort gefördert oder gar intensiviert werden? Gibt es Protestbriefe aus den Chören und von den Musikern? Oder schweigen wir für immer ...?“