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NS-TerrorOpfer wurden gefangen, verschleppt und in Frechen getötet

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild ist der Entwurf der Gedenkestätte zu sehen.

Skulpturen aus Cortenstahl werden die Zentrale Gedenkstätte für die Opfer von Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft bilden.

Der Rat hat die Inschriften der neuen Gedenkstätte für die Opfer von Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft beschlossen, sie soll im Oktober fertig werden.

Mit nur spärlicher Kleidung und ohne warme Schuhe wurden sie im Winter beim Bau der Aachener Straße in Königsdorf oder im Tagebau der Braunkohlegruben eingesetzt. Ihre Nahrung war trotz körperlicher Schwerarbeit offiziell auf knapp 2000 Kalorien begrenzt.

Rund 2000 Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter sowie Kriegesgefangene waren in Frechen eingesetzt

Sie mussten den Bauern bei der Rübenernte helfen, in den Brikett- und Steinzeugfabriken schuften und arbeiteten auch in kleineren Unternehmen oder sogar in Einrichtungen der Kirche wie dem Katharinenhospital: Rund 2000 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen sowie Kriegsgefangene wurden von dem Nazi-Regime zwischen 1939 und 1945 auf dem Gebiet der heutigen Stadt Frechen eingesetzt.

Sie wurden in ganz Europa gefangen genommen, nach Frechen verschleppt und ausgebeutet. Der größte Teil von ihnen stammte aus Polen und der Sowjetunion, aber auch aus Frankreich, den Niederlanden und Italien.

Alles zum Thema Aachener Straße (Köln)

Erste Arbeiten haben begonnen

Die Stadt Frechen lässt nun eine neue Gedenkstätte für die Opfer von Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft auf der Grünfläche an der Ecke Franz-Hennes-Straße/Matthiasstraße vor dem Schützenhaus errichten. Mithilfe eines Künstlerwettbewerbs wurde die Gestaltung ausgeschrieben, die Künstler Franz und Michael Münzing aus Berlin siegten mit ihrem Entwurf. Das Duo, Vater und Sohn, plant, die Gedenkstätte im Oktober fertig zu stellen, erste Erdarbeiten und Absperrungen auf der Fläche haben bereits begonnen.

Sie errichten vier, je rund 2,50 Meter hohe Cortenstahlskulpturen entlang eines Kieswegs. Der Rat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig den Text und das Layout einer Informationstafel an dem Gedenkort sowie die Inschriften der vier Skulpturen beschlossen.

Die Inschriften werden aus dem Stahl der Skulpturen herausgeschnitten

Im Rahmen einer Videokonferenz hatten Vertreter der Verwaltung, der Ratsfraktionen, der Jury des Wettbewerbs sowie lokalhistorisch engagierte Frechener und die Künstler über die Texte beraten. Auf allgemeine Texte sollte verzichtet werden, ein inhaltlicher und lokaler Bezug hergestellt werden. Da es keinerlei Aufzeichnungen über Zitate der Opfer gibt, wurden vier Inschriften entwickelt. Sie werden aus dem Stahl der Skulpturen herausgeschnitten.

Die westlichste Skulptur soll das Wort „gefangen“ erhalten, die östlichste, die nahe der Informationstafel platziert ist, die Inschrift „getötet – auch hier“ bekommen. Die beiden anderen werden mit „verschleppt nach Frechen“ und „ausgebeutet – auch hier“ gekennzeichnet. Die Reihenfolge der Ereignisse soll den Besucher von den Skulpturen zu der Informationstafel leiten.

Der ausführliche Text der Tafel wurde von Stadtarchivarin Isabell Porschen und Heimatforscher Dr. Jochen Menge zusammengestellt. Dort gibt es allgemeine Erläuterungen zu den grausamen Schicksalen der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, aber auch spezifische Hinweise auf ihre Schicksale in Frechen.

Auf dem Bild ist das Portrait einer russischen Zwangsarbeiterin zu sehen.

Auf der Infotafel der neuen Zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft in Frechen sind auch die Portraits zweier Opfer zu sehen.

Auch zwei Porträtfotos bringen die Opfer in Erinnerung: Die Russin Natascha Andaruschena, die in Buschbell bei Jakob Schlösser eingesetzt war, sowie der Pole Jan Cieslak, der in der Bachemer Grube Schallmauer arbeiten musste, sind auf eindringlichen Schwarz-Weiß-Fotos zu sehen.

Auf dem Bild ist das Portrait eines Kriegsgefangenen zu sehen.

Auf der Infotafel der neuen Zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft in Frechen sind auch die Portraits zweier Opfer zu sehen.

Viele der Opfer starben in Frechen, unter anderem auch, weil sie als „fremdvölkische“ Menschen bei Bomben- und Tieffliegerangriffen nicht in die Luftschutzkeller durften, sondern noch während der Angriffe zum Bombenräumen oder zur Bergung von deutschen Opfern abkommandiert wurden, erläutert die Informationstafel. Auf ihr findet sich auch ein QR-Code, der auf die Internetseite des Stadtarchivs in Form einer „digitalen Gedenkstätte“ verweist.