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Kommentar

Kommentar zum Strafmaß
Urteil gegen Hürther Todesfahrer ist erklärungsbedürftig

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Lesezeit 2 Minuten
Auf dem Foto ist der Eingang zum Gerichtsgebäude in Köln zu sehen.

Im Gerichtsgebäude in Köln wurde ein 21-Jähriger verurteilt, der 2023 für den Tod eines Beifahrers verantwortlich gewesen ist.

Ein 21-Jähriger hat einem Menschen das Leben genommen. Ins Gefängnis muss er dafür nicht. Angehörige des Opfers sind fassungslos.

Wut und Unverständnis entluden sich in dieser Woche auf dem Flur vor dem Saal des Kölner Amtsgerichts: schon in einer Pause der Verhandlung gegen einen 21-Jährigen, der im April 2023 in Hürth am Steuer eines Autos mit erheblichen technischen Mängeln einen Unfall verursacht hatte.

Ein 44-Jähriger, dem er den zuvor gekauften Wagen mit einem satten Gewinn verkaufen wollte, starb. Ein 13-jähriger Junge erlitt schwere Verletzungen, leidet noch heute an den Folgen des Erlebten. Beim Blick auf die Fotos – ein Ampelmast hatte sich in den Wagen gebohrt – kommt es einem Wunder gleich, dass er und der Fahrer überlebt haben.

Strafe wurde für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt

Doch der damals 20-Jährige hat nicht nur überlebt, er hat nicht nur den Jungen und den schwer verletzten Beifahrer ihrem Schicksal überlassen, sondern ist mit Hilfe von Helfern von der Bonnstraße geflohen. Und im Krankenhaus täuschte er vor, dass seine Verletzungen von einem Angriff auf ihn herrühren. Doch die Lüge flog schnell auf.

Allein dem Umstand, dass er zum Zeitpunkt des Unfalls 20 Jahre alt gewesen ist, verdankt der Todesfahrer, dass er nach Jugendstrafrecht verurteilt worden ist – zu 20 Monaten Haft. Die muss er aber nicht antreten, wenn er sich in den kommenden drei Jahren nichts zuschulden kommen lässt.

Die Angehörigen können dieses Urteil schwer akzeptieren

Das scheinbar milde Urteil begründete das Gericht damit, dass der Mann nicht vorbestraft sei und keine schädlichen Neigungen zeige. Zumal bei Verfahren vor einem Jugendgericht sowieso stets der Erziehungsgedanke im Vordergrund steht.

Für die Hinterbliebenen des 44-Jährigen ist das schwer zu akzeptieren. Immer wieder rief eine Schwester des Getöteten: „Sein neunjähriger Sohn muss jetzt ohne Vater aufwachsen!“ Für das Leid der Opfer haben Gerichte nicht immer Antworten oder Trost parat.