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Otto-Maigler-SeeKurzsommer im Strandbad

Lesezeit 3 Minuten

Der weiße Strand und das kühle Nass des Otto-Maigler-Sees lockten am Mittwoch mehr als 3000 Besucher an.

Hürth – Es ist Mittwoch, kurz vor halb zwölf. Das Thermometer zeigt knapp 30 Grad. Auf der Zufahrtsstraße zum Otto-Maigler-See geht es nur im Schritttempo voran. Dabei sitzen heute statt einem sogar zwei Männer unterm Sonnenschirm und kassieren die Parkgebühren. Die Sonne brennt vom Himmel, das Strandbad lockt, die Gäste strömen in Scharen herbei. Eine Dunstglocke liegt über dem Parkplatz. Autoreifen wirbeln den sandigen Staub auf. Junge Männer in orangefarbenen Westen weisen den Weg. Die Schlange an der Kasse hält sich noch in Grenzen. Ein Frühschwimmer verlässt das Bad. Auf der Wiese empfängt ein brummendes Motorengeräusch den Besucher, eine Familie bläst mit einer elektrischen Pumpe Schlauchboot, Schwimminsel und Luftmatratze auf.

Die Liegen auf dem weißen Sand des Beach-Clubs sind schon gut belegt, knapp 30 Zentimeter Abstand sind es von Liege zu Liege, die schattigen Plätze unter den Sonnenschirmen sind als Erstes weg. Von der Bar erklingt Musik, rhythmische Beats, immer im Viervierteltakt. Der Strand füllt sich, die meisten Frauen im Bikini, nur ganz vereinzelt welche oben ohne. Tattoos werden sichtbar, mal mehr, mal weniger groß. Die Bademeister haben Stellung auf dem Ausguck bezogen, einer fährt mit dem Motorboot über den See.

Das Wasser ist kalt, im ersten Moment erschreckend, dann angenehm erfrischend. „Julian“, ruft ein Vater und winkt dem Sohn mit der Schwimmbrille. Der See scheint mittlerweile zu brodeln. Ein langer Schlauch, der als Badeinsel dient, ist sehr begehrt. Am Ufer spielen Kinder, einige haben Wasserpistolen dabei, die aussehen wie aus einem Science-Fiction-Film. Ein Pärchen steht eng umschlungen im Wasser. Wären nicht die Fabriken von Knapsack am Horizont, die Illusion vom Urlaub am Meer wäre perfekt. Eine Frau sprüht Sonnenmilch auf den Rücken ihres Partners und malt ein Herz. Verliebte Blicke, ein langer Kuss. Nebenan suchen zwei muskelbepackte Jungs das Gespräch mit zwei Blondinen.

Ein paar Meter weiter geht es weniger idyllisch zu. „Typisch deutsch“, murrt Carinna Anthon. Die 23-jährige Altenpflegerin ist mit Freundinnen aus Bonn gekommen und ärgert sich über die Nachbarn. „Denen sind wir anscheinend zu nah auf die Pelle gerückt.“ Mittlerweile ist später Nachmittag und kein Fleckchen mehr frei. Kai Förster ist nach Dienstschluss bei der Chemiefirma Basell mit seinen Kumpels da. Einer steht wippend vor ihm und animiert ihn zum Tanzen. „Los, dann machen alle mit.“ Kai hat eine Saisonkarte. „Ich treffe hier viele Leute.“ Marianne Drißner aus Frechen genießt mit Ehemann und Bekannten die Atmosphäre. „Es ist anders als im Freibad, das hier hat Urlaubsfeeling: die Musik, der Strand.“

Hinter der Theke steht Pächterin Melanie Hausmann. Sie hat alle Hände voll zu tun. 80 Mitarbeiter sind im Einsatz. 3000 Gäste sind es an einem heißen Tag, am Wochenende mehr. Die Musik wird lauter. „Wir wollen ja, dass die Leute hier Gas geben“, sagt Hausmann und lacht. Mittlerweile ist es sechs. Der Strand leert sich, die Gäste verziehen sich auf die weißen Sofas in der Lounge. Der Alkoholkonsum steigt, die letzte Schicht im Beachclub beginnt.