Die Vorfälle mit den Hunden am Otto-Maigler-See in Hürth nehmen zu. Ein Reh verendete nach einer Hetzjagd.
Tierschützer sind alarmiertFrei laufende Hunde hetzen in Hürth trächtiges Reh zu Tode
Vier Hunde haben am Otto-Maigler-See in Hürth, nahe dem Kloster Burbach, ein mit Zwillingen trächtiges Reh gehetzt – so lange, bis es zusammenbrach. Dann haben sie ihm in die Kehle gebissen und so schwer verletzt, dass es wenig später auf dem Weg zur Tierärztin gestorben ist.
„Das war ganz grausam“, berichtet die Gleueler Tierärztin Linda Schmitz (54). Ein Passant habe die Szenen beobachtet. Erst als das Reh blutüberströmt am Boden gelegen habe, hätten die Hunde von ihm abgelassen. Da habe es noch gelebt.
„Es hat vor Schmerzen geschrien“, weiß die Tierärztin von dem Passanten, der das Wildtier zum Auto getragen und zu ihr gebracht habe. „Als er wenige Minuten später hier ankam, war das Reh tot“, berichtet Schmitz. Die Schreie des Tieres hätten dem Finder zugesetzt. „So etwas vergisst man nicht.“
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Sie wolle sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn ein Hunderudel sich über ein gestürztes Kind hermache, weil die Tiere es als Beute sähen. „Hunde, die im Wald freilaufen, müssen aufs Wort gehorchen“, betont die Tierärztin.
Generell gelte: „Hunde gehören im Wald auf die Wege und am besten an die Leine. Den Tieren des Waldes steht doch auch ein unbeschwertes Leben zu.“ Gerade jetzt im beginnenden Frühjahr würden zudem die Bodenbrüter aktiv. Wenn ein Hund sie in ihren Nestern aufscheuche, könne es passieren, dass diese Vögel nicht wieder zu ihrem Nest zurückkehrten. „Dann ist die Brut eines ganzen Jahres zerstört“, warnt Schmitz.
Die Vorfälle mit Hunden nehmen zu
Seit 22 Jahren ist sie Tierärztin in Gleuel mit eigener Praxis. Im vergangenen Jahr hat sie ein nur wenige Wochen altes Kitz bei sich aufgenommen und mit der Flasche großgezogen. Auch das sei das Opfer einer Hundeattacke gewesen.
„Die Vorfälle mit den Hunden nehmen zu“, weiß auch Sabrina Heide (42). Seit 2013 ist sie Jagdpächterin am Otto-Maigler-See. Sie sieht es als ihre Aufgabe, einen gesunden und artenreichen Wildbestand im Wald zu erhalten. Um Überpopulationen und damit auch den Gefahren von Krankheiten, Seuchen und Inzucht vorzubeugen, habe die Jagd ihre Berechtigung.
„Doch inzwischen werden mehr Tiere durch Hunde totgebissenen als bei der Jagd erlegt“, sagt Heide. In den vergangenen zehn Monaten habe sie sieben totgebissene Rehe im Wald gefunden. „Rehe sind Kurzzeitflüchter“, erklärt sie.
Sie flöhen eigentlich nur eine kurze Strecke. Würden sie aber gehetzt, liefen sie bis zum Zusammenbruch. Daran könnten sie sterben, auch ohne Hundebisse. „Wir haben auch schon tote Rehe gefunden, die bei ihrer Flucht in Zäunen hängengeblieben oder an ihrem Erbrochenen regelrecht erstickt sind“, erklärt sie. Es sei deswegen ein Trugschluss zu denken, dass, wenn Hunde ohne Blut an der Schnauze aus dem Wald zurückkämen, auch nichts passiert sei.
Schäferhund beißt Chihuahua tot
Mehrmals musste die Jagdpächterin Tiere mit einem Gnadenschuss erlösen, die unter anderem durch Hunde schwer verletzt wurden. Sie habe deswegen schon einige Male Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. „Die Lage ist inzwischen richtig bedrohlich“, sagt sie. Einige der freilaufenden Hunde seien auch nicht nur hinter Rehen her.
Tatsächlich hat, wie jetzt bekannt wurde, ein nicht angeleinter Schäferhund kürzlich einen Chihuahua im Wald bei Hürth-Kendenich angegriffen und totgebissen. Der Schäferhund sei meterweit vorgelaufen und habe den kleinen Hund von hinten attackiert. Der Chihuahua sei noch am Ort des Angriffs seinen Verletzungen erlegen. Am Otto-Maigler-See hat Heide auch schon Frischlinge, Hasen und Kaninchen halbtot und totgebissen im Wald gefunden.
Auf ihrer Homepage informieren auch die Försterinnen und Förster in Nordrhein-Westfalen über das richtige Verhalten im Wald: Dazu gehört Respekt vor den Tieren und Pflanzen des Waldes, um die Artenvielfalt zu erhalten und zu schützen.