Bei einem Zugunglück in Hürth werden zwei Bauarbeiter getötet. Sie wurden bei Arbeiten im Gleis von einem Zug erfasst.
Zwei Tote bei Zugunglück nahe KölnNotfallsanitäter berichten von schrecklichen Szenen am Hürther Unglücksort
Um 11.19 Uhr passiert der Intercity 2005, der von Emden nach Koblenz unterwegs ist, mit Tempo 160 den Bahnhof Hürth-Kalscheuren. Wenige Hundert Meter weiter stehen die sieben Arbeiter einer Tief- und Kabelbaufirma, die offenbar im Auftrag der Deutschen Bahn Reparaturen durchführen, im Gleis. Dann geht alles blitzschnell.
Der Zug nähert sich mit hoher Geschwindigkeit den Arbeitern. Einige Mitarbeiter springen zur Seite, andere sollen geschrien haben, doch für zwei ihrer Kollegen kommt die Warnung zu spät. Die Männer müssen mit ansehen, wie ihre Kollegen vom Intercity erfasst werden.
Zugunglück bei Köln: Einige Mitarbeiter springen noch zur Seite, für andere kommt die Warnung zu spät
Die Feuerwehr-Leitstelle löst Großalarm aus. Rettungsfahrzeuge aus der ganzen Umgebung eilen an den Marktweg. 50 Personen sitzen im Zug, alle bleiben körperlich unverletzt. Der Lokführer erleidet einen Schock. Er hat vergeblich versucht, durch eine Notbremsung die Tragödie zu verhindern. Der lokbespannte Zug mit den fünf Doppelstockwagen kommt nach mehreren Hundert Metern zum Stehen.
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Feuerwehrleute und Notfallsanitäter sprechen von schrecklichen Szenen. Die Polizei sperrt großräumig die Unfallstelle ab. Notfallseelsorger kümmern sich um die Opfer und Angehörigen, aber auch um Einsatzkräfte. Rund 50 Reisende im Zug werden ebenfalls psychologisch betreut.
Sie müssen mehrere Stunden in dem Intercity ausharren, bis die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abgeschlossen sind. Zunächst prüft die Bahn laut Polizeiangaben, ob sie den Zug anschließend mit den Passagieren bis zum nächsten Bahnhof bringen kann. Später fällt die Entscheidung, die Menschen zu evakuieren und mit Bussen zum Brühler Bahnhof zu bringen. Von dort können sie die Reise fortsetzen.
2 Tote bei Zugunglück in Hürth: Landrat Frank Rock trauert um die Verstorbenen
Hürths Bürgermeister Dirk Breuer eilt zur Unglücksstelle und zeigt sich betroffen über den schrecklichen Unfall. „Das ist eine Tragödie. Der Tod von zwei Menschen macht sehr betroffen. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen.“
Auch Landrat Frank Rock besucht den Unglücksort: „Ich bin zutiefst betroffen. Ich war vor Ort, um mir ein Bild von der Lage zu machen und den Verletzten sowie den Betroffenen mein Mitgefühl auszusprechen. Wir trauern um die Verstorbenen und sind in Gedanken bei den Verletzten und ihren Familien.“
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) bekunden auf Twitter den Angehörigen ihr Beileid und danken den Einsatzkräften an der Unfallstelle. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Verstorbenen und bei ihren Kollegen, die diese schlimme Tragödie miterleben mussten“, heißt es auf Wüsts Account.
Die Polizei will den Familien die schrecklichen Bilder ersparen
Schreckliche Szenen spielen sich an der Absperrung unweit der Unglücksstelle ab, als Angehörige der Opfer kommen und von der Polizei zurückgehalten werden müssen. Die Beamten wollen den Familienmitgliedern die schrecklichen Bilder auf dem Gleis ersparen.
Bei den Ermittlungen zur Unglücksursache kreist ein Hubschrauber, um die Beamten der Spurensicherung aus der Luft zu unterstützen.
Hubschrauber kreise über Unglücksstelle in Hürth bei Köln
An der Unglücksstelle kommen schnell Fragen auf. Wie konnte das Unglück passieren? War die Baustelle genehmigt und richtig abgesichert? Mit welcher Geschwindigkeit durfte der Intercity den Baustellenbereich passieren?
Konkrete Antworten gibt es am Donnerstag keine, weder von der Polizei noch von der Deutschen Bahn. Beide verweisen auf die laufenden Ermittlungen.
Deutsche Bahn: Strenge Sicherheitsvorschriften bei Arbeiten im Gleis
Grundsätzlich gilt, dass Arbeiten im Gleisbereich nur erlaubt sind, wenn alle Mitarbeitenden zuvor nach einem standardisierten Sicherungsplan eine Sicherheitseinweisung erhalten haben. Dort ist unter anderem detailliert geregelt, wann der Gleisbereich bei einer Warnung verlassen werden muss. Auch das Verhalten beim Einsatz automatischer Warnsysteme ist genau festgelegt. Unternehmen, die im Auftrag der Bahn Bauarbeiten im Gleis durchführen, müssen den Beginn und das Ende der Arbeiten so rechtzeitig anmelden, dass die für den Bahnbetrieb zuständige Stelle rechtzeitig die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen anordnen kann. Bevor das nicht geschehen ist, darf mit den Arbeiten nicht begonnen werden.
Die Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn blieb am Donnerstag bis in die Abendstunden gesperrt, die Fernzüge wurden zwischen Köln und Koblenz umgeleitet und verspäteten sich um 20 Minuten. Die Halte in Bonn, Remagen und Andernach entfielen. Als Ersatz wurde ein neuer Stopp in Bonn-Beuel eingerichtet.