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Aktivisten in ErdlöchernWieder Großeinsatz der Polizei im Hambacher Forst

Lesezeit 3 Minuten
Hambacher Forst erneut Krawalle

Im Hambacher Forst kam es erneut zu einem Polizeieinsatz.

Kerpen – Richtig etwas geboten bekam eine Gruppe von Landwirten des Bioland-Verbandes, die am Montagmorgen durch den Hambacher Forst geführt wurde. „Wir wollen uns mal den für die Umweltbewegung wichtigen Wald anschauen“, erklärte eine Teilnehmerin.

Dabei gerieten die Biobauern jedoch gleich in eine groß angelegte Polizeiaktion. Wie zuletzt schon kurz vor Weihnachten sollten Rettungs- und Einsatzwege im Wald von Barrikaden frei gemacht werden, die die zur linksautonomen Szene zählenden Waldbesetzer dort errichtet hatten.

Mehrere Hundert Polizisten im Einsatz

Mehrere Hundert Polizisten, dazu Rettungskräfte, Feuerwehrleute, Höhenretter und und RWE-Mitarbeiter waren mit schwerem Gerät im Einsatz, der auch am Abend nicht beendet war. Die Öko-Aktivisten hatten sich auf den Einsatz vorbereitet. So saßen etwa drei Menschen auf einem „Tripod“, einem dreibeinigen Gestell aus langen Baumstämmen, das schwer zu räumen ist.

Fünf bis sechs Menschen sitzen auf diesem „Tripod“, das für die Polizei nicht so leicht zu räumen ist.

Ein Mann hatte sich in einem drei Meter tiefen Erdloch verschanzt, das mitten auf einem Waldweg gegraben war. Bevor sie den Mann aus der Grube holten, legten die Einsatzkräfte eine Sauerstoffleitung, da wohl Einsturzgefahr herrschte. Der Mann soll noch am Abend in der Grube gesessen haben. Auf einem weiteren Tripod im Wald saßen dann sogar fünf bis sechs Menschen, die heruntergeholt werden mussten.

Während hinten Polizei und Einsatzkräfte bei der Arbeit sind, beobachten Aktivisten – vermutlich junge Leute – vermummt das Geschehen.

Die im Wald an vielen Stellen errichteten Baumhäuser, die teilweise bewohnt sind, ließ die Polizei hingegen unangetastet, genauso wie die Wiese am Waldrand, auf der ebenfalls Aktivisten leben. Sie soll zeitweise umstellt gewesen sein. Es gehe, so die Polizei, bei der aktuellen Aktion nur darum, die Wege freizuräumen.

SPD-Abgeordnete waren vor Ort

Mit Lautsprecherdurchsagen in mehreren Sprachen hatte sie die Aktion schon frühmorgens im Wald angekündigt, berichtete Polizeisprecher Paul Kemen von der Polizei Aachen. Er schätzte die Zahl der im Wald und am Wald lebenden Aktivisten auf rund 150.

In einer drei Meter tiefen Grube hat sich ein Mann verschanzt. Von oben können die Einsatzkräfte mit ihm Kontakt aufnehmen.

Mehr als ein Dutzend wurde während der Räumungsaktionen in Gewahrsam genommen und nach Aachen zur erkennungsdienstlichen Behandlung gebracht. Inwieweit die Leute strafrechtlich belangt werden können – etwa wegen Nötigung – ist offen.

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Nicht ganz so zufällig wie die Biobauern wurden andere zu Beobachter der Polizeiaktion: Fünf Landtagsabgeordnete der SPD waren vor Ort, darunter Guido van den Berg. Man habe ohnehin mal den Wald besichtigen wollen und hätte dafür Polizeischutz gebraucht. Da habe es nahe gelegen, die Besichtigung zeitgleich mit der Räumungsaktion durchzuführen, um Personalkapazitäten bei der Polizei einzusparen, so van den Berg. Es gehe den Aktivisten wohl darum zu zeigen: „Das ist unser Wald.“ Da dürfe der Rechtsstaat aber natürlich nicht nachgeben.

Eine Gruppe vom Bioland-Verband gerät in die Räumungsaktion. Die Biobauern wollen sich eigentlich nur mal den Wald ansehen.

Die Initiative „Buirer für Buir“ verwies auf den gerichtlich durchgesetzten Rodungsstopp im Wald und rief beide Seiten zur Besonnenheit auf. RWE-Sprecher Guido Steffen sprach von einer „leider notwendigen Aktion“. Rettungswege im Wald müssten freibleiben.