AboAbonnieren

HambachKerpener BUND fordert Nachbesserungen am Braunkohlenplan – Kritik an Photovoltaik in Manheimer Bucht

Lesezeit 3 Minuten
Der Tagebau Hambach.

Neun Milliarden Kubikmeter Rheinwasser sollen in den Tagebau Hambach fließen.

Für eine Kerpener BUND-Naturschützerin bleiben im neuen Braunkohlenplan noch viele Fragen offen.

Einige Nachbesserungen fordert die Stadt Kerpen im Entwurf des Braunkohlenplans der Bezirksregierung Köln. Die harte Linie der Stadt kommt auch gut bei den Naturschützern vom BUND an. Aus Sicht von Jutta Schnütgen-Weber von der Kerpener BUND-Ortsgruppe müssten aber noch einige Punkte ergänzt werden.

Einen 250 Meter breiten Waldstreifen zwischen Steinheide und Hambacher Forst fordert die Stadt in ihrer Stellungnahme. Laut dieser soll die Bedeutung der Waldvernetzung stärker hervorgehoben werden. Sie leiste einen erheblichen Beitrag zur Erhaltung gefährdeter Lebensräume und Arten. „Positiv ist auch, dass die grüne Fraktion beantragt hat, in der Präambel des Braunkohlenplans die fehlende Verbindlichkeit der Erläuterungskarten zu verankern“, sagt Schnütgen-Weber. Die Karten, die ursprünglich aus dem Rahmenplan stammen, sind im Braunkohlenplanentwurf rechtlich nicht bindend.

Das Thema Trinkwasser soll in den Braunkohlenplan

Schnütgen-Weber übt aber auch Kritik an der Stellungnahme der Stadt. Sie stört sich vor allem an der Forderung der Kerpener nach einem Seezugang mit „intensiver Freizeitnutzung“. Diese soll sich über die gesamte Bucht im Süden des geplanten Tagebausees erstrecken. Mit ihrem Elsdorfer BUND-Kollegen Jens Billaudelle hatte Schnütgen-Weber bereits in der Vergangenheit den Fokus auf eine touristische Nutzung des künftigen Tagebausees kritisiert. „Wie gleichzeitig eine qualitative ökologische Vernetzung der Bürgewälder gelingen soll, bleibt rätselhaft“, sagt Schnütgen-Weber.

Auch fehlen der Naturschützerin einige Details in den Absätzen über die Wasserwirtschaft. Hier gilt es für sie, gleich zwei Probleme zu lösen: Zum einen die Wasserversorgung der Natur, aber auch die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser. Wenn RWE damit beginnt, den Tagebau mit Wasser zu füllen, soll laut Schnütgen-Webers Meinung ein kontinuierliches Monitoring der Seewasserqualität erfolgen.

Photovoltaik könnte Trockenstress erhöhen

„Von den knapp neun Milliarden Kubikmetern Rheinwasser, die während der ganzen Füllzeit in das Tagebauloch einlaufen, werden fünf Milliarden Kubikmeter versickern beziehungsweise in die Grundwasserleiter eintreten“, sagt sie. Diese könnten gleich für mehrere kommende Generationen Trinkwasserquelle sein. „Dafür braucht es ein kompetentes Monitoring, das direkt dem Umweltministerium NRW zuzuordnen ist.“

Ein Risiko für die ohnehin schon von Trockenheit geplagte Manheimer Bucht sieht die Naturschützerin in der „nahezu vollständigen Belegung der Bucht mit Photovoltaikanlagen“. „Diese stellen in heißen Sommern einen enormen Hotspot dar und sind für die Abkühlung der Landschaft völlig ungeeignet. In diesem Zusammenhang fehlt eine Klimafolgenbewertung“, erläutert Schnütgen-Weber.

Solarmodule wandeln nur einen Teil des Sonnenlichts in Energie um. Der Rest entweicht in die Umwelt als Wärme. Wie groß dieser Effekt ist, ist bisher aber noch nicht gut erforscht. In einer US-amerikanischen Studie fanden Forscher der Universitäten von Maryland und Arizona heraus, dass zumindest großflächige Anlagen ihre Umwelt ähnlich stark aufheizen wie Industrie oder Großstädte.