Kerpen-Manheim-neu – Mit den Worten „Guten Morgen, Exzellenz“ öffnete der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Albert Memmersheim, Kardinal Rainer Maria Woelki die Pforte zur neuen Kapelle. Mit dem Pochen seines Bischofsstabes an die massive Tür des Neubaus hatte Woelki am Sonntagmorgen an der Spitze von Kommunionkindern, Messdienern, Schützen, Mitgliedern der Kolpingfamilie und Pfarrer Ludger Möers Einlass verlangt. Es war der Auftakt für die Weihe der neuen Kapelle.
Als Zeugnis für die „Gegenwart Gottes und als Ort der Geborgenheit“ stellte Memmersheim dem Kardinal das Haus vor. Mit einem Zeremoniell, dem Entzünden der Taufkerze, mit Weihwasser und Chrisam für Wände, Ambo und die Apostelleuchten und der Altarweihe beging die Gemeinde St. Albanus und St. Leonhardus die Einweihung.
Kerpen: Altar stammt aus Kirche in Manheim-alt
Im Altar, der aus der alten Kirche stammt, bestattete Woelki Reliquien der Heiligen Ursula und Gereon. Dann ölte er die Altarplatte und entzündete mit Kerzendochten und Räucherharz zum Chorgesang des Kirchenchores St. Martinus fünf Feuer auf der Steinplatte. Erst danach deckten Gemeindeglieder den Altar für das Abendmahl.
Nach knapp zwei Jahren Bauzeit übergab Woelki das Gemeindezentrum mit Kapelle, Gemeindesaal, Café und Pfarrgarten seiner Bestimmung. Noch am Samstag hatten die Gemeindemitglieder der Kirchengemeinde St. Albanus und St. Leonhardus in Erwartung des hohen Besuches letzte Hand angelegt.
Manheimer begleiteten Baufortschritt
Die Manheimer Bevölkerung habe den Baufortschritt mit Anteilnahme begleitet, erzählt Pfarrer Möers. Zustimmung, aber auch Kritik habe der Bau nach Plänen der Kölner Architekten Dirk Waldmann und Berthold Jungblut geerntet. Als die erste Wand aus 40 Zentimeter dickem Porenbeton zur Kapelle entstanden sei, hätten einige gefragt, „ob es ein Bunker“ werden würde, und habe er einiges erklären müssen. Nämlich wie licht und offen sich das Kirchengebäude mit seinem rund 29 Meter hohen Glockenturm präsentieren werde.
Eine Glaswand verbindet die Kapelle auf ganzer Breite Richtung Pfarrgarten mit der Hopfenbuche. Weite Fenster öffnen Gemeindesaal zum Garten. Und das Fenster der Bibliothek, wo auch das Hüttencafé seinen Platz finden soll, ermöglicht den Blick auf die Veloroute, die durch den Umsiedlungsort führt, und auf den vorgelagerten Marktplatz. Hier könne man nach draußen sehen und gesehen werden, sagte Möers.
Gemeindemitglieder können endlich einziehen
Endlich könnten die etwa 900 Gemeindemitglieder in die Mitte des Ortes einziehen, in die „Herzensmitte“. Bis auf Kleinigkeiten sei das neue Gemeindezentrum rechtzeitig fertig geworden, freute sich auch Ortsvorsteherin Loni Lambertz.
Reich geschmückt zeigt sich die Kapelle mit Teilen der alten Kirche Manheims, wie dem Altar, Holzkreuz, Taufbecken von 1862, den Statuen der Schutzpatrone, dem Ewigen Licht und vielem mehr. Dem Tabernakel verhalf die Manheimer Kirchenmalerin Alice Lüttkemeier in ehrenamtlicher Arbeit zu neuer Vergoldung. Die Wand gegenüber des Eingangs zieren die drei Spitzfenster aus dem alten Altarraum mit Bibelmotiven, neu gefasst in Stahl und hinterleuchtet. Im Kirchturm schlagen die alten Manheimer Glocken.
Im barrierefrei zugänglichen Gebäude gibt es eine neue Küche und einen Wickelraum, moderne Heiz- und Lüftungstechnik, eine Fußbodenheizung in der Kapelle. Sitzheizungen, die sich bei Kontakt einschalteten, sorgen für angenehme Wärme, erläuterte Johannes Lambertz vom Kirchenvorstand die Vorzüge des Baus.
Was wird aus der ehemaligen Kirche St. Albanus und Leonhardus in Manheim-alt?
Während im Umsiedlungsort Manheim-neu die Einweihung der neuen Kapelle gefeiert wird, ist weiterhin unklar, was mit der ehemaligen Kirche St. Albanus und Leonhardus in Manheim-alt passiert. Eigentlich war geplant, das dortige Gotteshaus wie das ganze Dorf abzureißen. Doch im Zuge der Kohleproteste rückte dann auch die rund 120 Jahre alte, neugotische Backsteinkirche in den Fokus, die an einer Stelle steht, an der vorher schon eine andere Kirche gestanden hatte.
Erst forderten Kohlekritiker, das Gebäude zu erhalten, dann schlossen sich etwa auch der Kerpener Heimatverein und schließlich der Stadtrat dieser Forderung an. Das Gebäude ist bereits im Jahre 2019 entwidmet worden und steht seitdem leer. Die Kirchenfenster und andere Teile wurden ausgebaut.
Ob die Kirche stehen bleibt, hängt auch davon ab, wieweit der Ort Manheim-alt noch abgebaggert werden soll. Zudem müsste geklärt werden, wer für die Unterhaltung aufkommt und wie das Gebäude genutzt werden könnte, möglicherweise für kulturelle Veranstaltungen oder als Museum und Erinnerungsort für die Auseinandersetzungen rund um den Tagebau. (wm)