Kerpen – Wie eine Trutzburg wirkte jahrelang der Stützpunkt, den der RWE-Werkschutz im Hambacher Forst betrieb. Am Ende der ehemaligen Landesstraße 276, gleich am Rand der Grube, war dafür eine Wand aus aufgestapelten Containern hufeisenförmig errichtet worden. Dahinter konnten sich Mitarbeiter des Werkschutzes samt ihrer Geräte und Fahrzeuge regelrecht verschanzen, wenn es im Wald mal wieder ungemütlich wurde. Mehrfach, so berichtete immer wieder die Polizei, sei der Stützpunkt auch angegriffen und mit Steinen und sogar Brandsätzen beworfen worden.
Doch nun ist er sozusagen über Nacht aufgelöst und zurückgebaut worden. Man brauche ihn nicht mehr, teilt dazu RWE-Power-Sprecher Guido Steffen mit. Das könne man auch als einen Beitrag des Unternehmens zur weiteren „Deeskalation“ im Wald verstehen.
Steffen stellt klar: Ganz friedlich sei es im Wald immer noch nicht. „Es gibt deshalb immer noch eine Bewachung mit Patrouillenfahrten von uns. Wir müssen wirklich noch präsent sein.“ Gerade erst vor einigen Tagen seien Scheiben an RWE-Fahrzeugen eingeschlagen worden. Dennoch reiche es aus Sicht des Unternehmens nun aus, wenn der Werkschutz mobil im Wald unterwegs sei, ohne dort einen eigenen Stützpunkt zu haben.
Hambacher Forst: Immer noch viele Aktivisten vor Ort
Dass sich die Situation im Hambacher Forst „relativ“ entspannt hat, bestätigt auch die Polizei in Aachen. „Auch wenn immer noch Aktivisten vor Ort sind.“ Bei einem Rundgang durch den Wald sind diese jedenfalls nicht zu sehen. Viele Baumhäuser, die nach der großen Räumung 2018 schnell wieder errichtet wurden, wirken verlassen. Manche sollen auch schon abgebaut worden sein.
„Wir sollten froh sein, dass sich die Lage im Wald beruhigt hat“, meint auch Antje Grothus von der kohlekritischen Initiative „Buirer für Buir“, die nun auch Landtagskandidatin der Grünen ist. Gleichzeitig weist sie daraufhin, dass die Waldbesetzung in diesem Frühjahr seit zehn Jahren bestehe und deshalb zu diesem Anlass möglicherweise wieder mehr Aktivitäten zu erwarten seien. Auch sei es so, dass sich der Fokus der Aktivistenszene vom Tagebau Hambach hin zum Tagebau Garzweiler verlagert habe.
In Bezug auf den Hambacher Forst müsse jetzt der Blick nach vorn gerichtet werden, fordert Antje Grothus. Für die Gestaltung der Zukunft des Waldes lägen bereits verschiedene Konzepte auf den Tisch. „Auch von mir.“