Brühl – Die Stadt Brühl mit ihren 45.000 Einwohnern gilt nicht wenigen als schönste Kommune des Kreises. Die historische Innenstadt, der Schlosspark, Wald und Badeseen sorgen für Attraktivität. Die gute Anbindung an Köln und Bonn tun ein übriges. Das hält die Bürger in der Stadt und lockt weitere an. Doch die Entwicklung stößt in vielerlei Hinsicht an Grenzen. Denn bei allem Schönen, was die Stadt hat, eines hat sie nicht: Platz. Dies gilt für die Ausweisung von großzügigen Gewerbeflächen genauso wie für die Schaffung von Wohnraum.
Weite Teile des vergleichsweise kleinen Stadtgebietes sind rekultivierte Tagebauflächen und stehen unter Naturschutz. Viele einstige Ackerflächen wurden in den vergangenen Jahrzehnten bebaut. Große Freiflächen oder nennenswerte Industriebrachen gibt es nicht. Das führt zu steigenden Mieten und Immobilienpreisen und zu Interessenkonflikten.
Wächst die Hochschule weiter?
Eine Diskussion wird daher mit großer Intensität in Brühl geführt: Ob die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung wachsen darf oder nicht. Die Gegner, denen Grüne, Piraten, Linke und inzwischen auch die SPD eine Stimme verleihen, sagen, mit dem Bau von 500 Studentenapartments und Hörsälen durch einen Investor ginge ökologisch wertvoller Raum verloren. Zudem befürchten sie durch die Versiegelung der Flächen überschwemmte Keller nach Starkregenereignissen und eine Beeinträchtigung der Frischluftversorgung der Innenstadt.
Obschon er jüngst betonte, das Projekt sei mangels Bedarf wohl vom Tisch, gehörte mit Bürgermeister Dieter Freytag auch ein Sozialdemokrat stets zu den Ausbau-Befürwortern. Die FDP wackelt in dieser Hinsicht nicht. Sie sieht vor allem die Chancen für die Stadt. Zusätzliche Studierende, so die Gleichung, verleihen dem Einzelhandel und der Gastronomie Impulse. Zudem befürchtet man, mangelnde Erweiterungsmöglichkeiten könnten langfristig zum Fortzug der Hochschule und damit dem Verlust gut bezahlter Arbeitsplätze führen. Noch nicht festgelegt hat sich die CDU.
Neuer Mieter für Kaufhof nicht in Sicht
Um den Erhalt von Freiräumen sorgt man sich auch in Schwadorf. Der nach Heide bislang einwohnerschwächste Stadtteil befindet sich nach der Ausweisung von Neubaugebieten auf Wachstumskurs. Doch zumindest den nordöstlichen Ortsrand wollen einige Einwohner gern unverändert wissen, denn dort prägen mit der Schallenburg und dem Strauchshof historische Bauten die Ansicht. Ein anderes Gebäude im Herzen der Stadt macht ebenfalls vielen Brühlern Sorge – auch wenn der Bau nicht ganz so schmuck ist: der Kaufhof am Steinweg. Seit fünf Jahrzehnten ist das Warenhaus nicht nur wichtiger Arbeitgeber, sondern auch die Adresse des Einzelhandels der Stadt. In wenigen Wochen wird der Warenhauskonzern allerdings die Filiale aufgeben. Und ein neuer Mieter ist nicht in Sicht. Es sind Ideen gefragt, denn ein langer Leerstand würde das Image Brühls als Einkaufsstadt weiter schädigen. Schon heute warten viele Geschäftshäuser in der Innenstadt auf neue Mieter. Und auch die vielen Kneipen, Cafés und Restaurants in der Innenstadt brauchen das Wechselspiel mit dem Einzelhandel, um Gäste zu finden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Und da wäre noch ein Thema, das die Stadt in den kommenden Jahren beschäftigen dürfte: der Ausbau von Parkmöglichkeiten entlang der Bahnstrecken. Es braucht ein umfassendes Konzept, die Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern wie der HGK und dem Land. Große Meinungsverschiedenheiten sind dabei noch nicht in Sicht. Denn allen ist klar, dass Brühl auch in diesem Punkt an seine Grenzen stößt.