- Bürger und Politiker fordern schon seit langem eine bessere Anbindung Pulheims an den Nahverkehr.
- Nun könnte es bald einen 20-Minuten-Takt geben.
Pulheim/Rhein-Erft-Kreis – Seit Jahrzehnten gibt es den Wunsch vieler Pulheimer Bürger nach einer Ausweitung des Zugverkehr-Angebots zwischen Stommeln und Köln. Berufspendler beklagen zu Stoßzeiten regelmäßig überfüllte Waggons, und vor allem junge Bürger wünschen sich eine höhere Taktzahl vor allem abends und am Wochenende. Dann fährt von den beiden jeweils halbstündig verkehrenden Regionalbahnen RE 8 und RB 27 nur noch der Regionalexpress 8 und hält lediglich eine stündliche Verbindung in die Domstadt aufrecht – allerdings nur bis 1.30 Uhr nachts.
Eigener Nachtbus
Auch die Lokalpolitik entdeckte das Thema für sich. Schon vor etwa 30 Jahren organisierten die Grünen einen eigenen Nachtbus, der die Transportlücke zwischen dem Stadtbahnhof Bocklemünd und Pulheim mit einer privaten Pendelinitiative füllte – und so vor allem jungen Leuten die teuren Taxifahrten ersparte. Vor sechs Jahren startete die SPD noch einmal einen Vorstoß zur Realisierung einer S-Bahn-Verbindung, um die Taktfrequenz zu erhöhen.
Jetzt scheinen die Bemühungen endlich Früchte zu tragen: Im kürzlich verabschiedeten neuen Nahverkehrsplan, den die Nahverkehr Rheinland (NVR) GmbH als Dachverband alle fünf Jahre auf den neuesten Stand bringt, ist bis 2025 die Umwandlung der Regionalbahnlinie 27 zwischen Mönchengladbach und Koblenz in eine S-Bahn-Verbindung vorgesehen. Sie soll zwischen Köln-Hauptbahnhof und Stommeln im 20-Minuten-Takt fahren. Unklar ist allerdings noch, ob und wenn ja, zu welchen Uhrzeiten dieser Takt möglicherweise ausgedünnt wird.
Ab Stommeln bis Mönchengladbach ist bisher lediglich eine stündliche Verbindung geplant. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der für diesen Bereich zuständig ist, habe aber bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die Taktfrequenz zu erhöhen, wie die Pressestelle auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte.
Die zukünftige S-Bahn-Linie S6 soll zwischen Stommeln und Hauptbahnhof über die Haltestellen Pulheim, den neu zu schaffenden Stopp Pulheim-Gewerbegebiet, Köln-Bocklemünd, Köln-Müngersdorf/Technologiepark, Köln-Ehrenfeld und Köln-Hansaring führen und dann weiter über Deutz/Messe, Mülheim und Leverkusen bis nach Essen. Der rechtsrheinische Teil der bisherigen RB 27-Strecke deckt dann die S13 über Deutz, Köln/Bonn Flughafen bis Bonn-Oberkassel ab. Die Umstellung soll schrittweise erfolgen und bis 2030 abgeschlossen sein, wie NVR-Sprecher Holger Klein erklärte.
Kein Regionalverkehr
Nach Etablierung der neuen S-Bahn-Linie wird Pulheim nach den bisherigen Plänen allerdings wohl gar nicht mehr vom Regionalverkehr angefahren, denn auch der Regionalexpress RE 8 soll dann nur noch in Mönchengladbach, Rheydt Hbf, Grevenbroich, Köln-Bocklemünd, Ehrenfeld und Köln Hbf halten. Pulheim bliebe außen vor. Die heute noch bestehende Möglichkeit, ab Stommeln ohne Umsteigen bis zum Konrad-Adenauer-Flughafen zu fahren, wird es dann nicht mehr geben.
Dafür sieht der Nahverkehrsplan für die Zeit ab 2030 eine neue S-Bahn-Linie S18 vor, die wechselweise von Brühl und Bonn-Hauptbahnhof direkt zum Flughafen pendeln soll. Das allerdings setzt den Bau einer neuen Rheinbrücke zwischen Wesseling und Niederkassel voraus, die der Plan jedoch als gegeben ansieht.
Weitere geplante neue S-Bahn-Linien führen – ebenfalls ab 2030 oder später – über Klettenberg und Hürth-Fischenich nach Brühl und Bonn (S17), über Klettenberg und Fischenich, Kierberg und Erftstadt bis Euskirchen und Kall (S23), sowie über Königsdorf, Horrem, Quadrath-Ichendorf, Zieverich, Paffendorf und Glesch bis Bedburg (S12). Dazu allerdings, so Klein, müsse diese Strecke zunächst elektrifiziert werden.