AboAbonnieren

MordprozessTäter prügelten offenbar brutal auf 85-jährigen Pulheimer ein

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt, wie einer der Angeklagten in den Gerichtssaal gebracht wird.

Einer der Angeklagten wird in den Gerichtssaal gebracht. Am Montag begann der Prozess gegen zwei Männer, die einen 85-jährigen Pulheimer zu Tode geprügelt haben sollen.

Prozess gegen zwei Mordverdächtige aus Osnabrück begann mit schrecklichen Details

Kurz vor Ende des ersten Prozesstages um einen mutmaßlichen Mord an einem 85-Jährigen aus Pulheim wurden im Gerichtssaal schwer erträgliche Fotos vom Tatort gezeigt. Darunter auch Aufnahmen von dem Senior, wie er tot und mit Klebeband geknebelt auf dem Fußboden zwischen Hobbyraum und Waschküche im Keller seines Hauses liegt.

Für die beiden Söhne des Opfers, die in dem Prozess vor dem Kölner Landgericht als Nebenkläger auftreten, ein fürchterlicher Anblick. Einer der beiden wandte dann auch seine Augen ab, schaute hinüber zu einem der Angeklagten. Die Blicke der beiden Männer trafen sich nur kurz, aber so intensiv, dass der 20-Jährige das nicht lange aushielt, den Kopf senkte und auf die Tischplatte starrte.

Das Bild zeigt mehrere Polizeibeamte in weißen Schutzanzügen vor dem Haus des Opfers.

Anfang September wurde der 85-Jährige leblos in seinem Haus gefunden. Die Polizei ging sofort von einem Verbrechen aus.

Seit Dienstag wird vor der 4. Großen Strafkammer als Jugendstrafkammer vor dem Landgericht gegen zwei Männer (20 und 21) aus Syrien wegen Mordes und versuchten Raubes mit Todesfolge prozessiert. Laut Anklage sollen die Männer am 7. September 2023 mit zwei bislang flüchtigen Mittätern gezielt aus Osnabrück zur Adresse des 85-jährigen Pulheimers gefahren sein, wo der 20-Jährige und die flüchtigen Mittäter geklingelt haben sollen.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Zungenbein gebrochen

Als der 85-Jährige die Haustür geöffnet habe, sollen die Männer ihm sogleich Faustschlägen ins Gesicht versetzt haben und ihn so zurück in die Wohnung gedrängt haben. Bei der ersten Attacke habe das Opfer einen Nasenbeinbruch erlitten, sagte die Staatsanwaltschaft. Der 21 Jahre alte Angeklagte soll währenddessen im Auto gewartet haben, „um die ungehinderte und sofortige Flucht zu ermöglichen“, wie die Staatsanwältin bei der Anklageverlesung sagte.

Im Haus sollen die Täter dann nach Geld gesucht haben. Den aufgrund des Nasenbeinbruchs stark blutenden Senior sollen die Täter die Treppe hinunter in den Keller geschleift haben, wo er mit Panzertape geknebelt wurde. Weiter hieß es in der Anklage: „In den Räumlichkeiten des Kellers entdeckten sie einen in die Wand eingebauten Tresor und versuchten ihn erfolglos mittels zweier Schraubendreher und eines Hammers des Geschädigten zu öffnen.“

Sollte der 85-Jährige gezwungen werden, den Tresor zu öffnen?

Der 20-Jährige soll währenddessen weiter auf den Pulheimer eingeprügelt haben. „Dabei übte er so lange stumpfe Gewalt gegen den Hals des Geschädigten aus, dass dessen Zungenbein brach.“ Diese Verletzung war letztlich die Todesursache. Ob mit der Gewalt gegen den Senior die Öffnung des Tresors erzwungen werden sollte, darüber schwieg die Anklage. Nachdem Tod des Opfers seien die Täter geflohen. Beide Angeklagten teilte bei Prozessbeginn mit, sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern zu wollen. Jan Khatib, Verteidiger des 20-Jährigen, ergänzte aber, dass sein Mandant sich einlassen werde, dies aber „nicht geständig im Sinne der Anklage“.

Rätselhaft an dem Fall ist bislang, warum zwei junge Männer und ihre Mittäter offensichtlich gezielt aus Osnabrück für einen Überfall nach Pulheim angereist waren. Der Vorsitzende Ansgar Meimberg machte Andeutungen, dass ein Zusammenhang mit einer im August gestellten Strafanzeige des 85-Jährigen gegen fahrende Dachdecker bestehen könne.

Hintergrund der Anzeige ist dem Vernehmen nach, dass die Dachdecker Leistungen abrechneten, die sie nicht erbracht haben sollen. In diesem Zusammenhang hieß es aus Justizkreisen gegenüber dieser Zeitung weiter, dass aufmerksame Nachbarn das Kennzeichen der Dachdecker notiert hatten. Diese Spur soll die Ermittler schließlich nach Osnabrück zu den Angeklagten geführt haben. Der Prozess wird Anfang Juni fortgesetzt.