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RecyclingPulheim setzt sich für Verbrennungsanlage für Klärschlamm ein

Lesezeit 3 Minuten
Klärschlamm

Spätestens ab 2029 muss Phosphor aus Klärschlamm zurückgewonnen werden.

Pulheim/Rhein-Erft-Kreis – Der Druck, neue Wege zu gehen, kommt von zwei Seiten. Pulheim hat jetzt den ersten Schritt getan: Der Rat hat einstimmig beschlossen, dass die Stadt mit dabei ist, wenn die GmbH „KLAR“ (Klärschlammverwertung am Rhein) gegründet wird.

Bisher hat die Stadt den Schlamm aus ihren Kläranlagen in privatwirtschaftlich betriebenen Anlagen entsorgt. Doch die Klärschlammverordnung, die 2017 in Kraft getreten ist, schreibt vor, dass spätestens ab 2029 Phosphor aus dem Schlamm zurückgewonnen werden muss. Das ist der Druck von der einen Seite, auf der anderen Seite drückt der anstehende Ausstieg aus der Braunkohleverstromung. Dann wird es nicht mehr möglich sein, Klärschlamm in den Kraftwerken mit zu verbrennen.

Natürliche Vorräte fast erschöpft

Alle Organismen brauchen Phosphor. Das chemische Element „P“ ist Bestandteil von DNA und RNA, vor allem aber von Knochen und Zähnen. Dazu ist Phosphor einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe. Im Wasser allerdings kann zu viel davon zur Eutrophierung führen und die Algen wuchern lassen. In der Natur kommt Phosphor ausschließlich als Phosphat (das sind die Salze der Phosphorgruppe) in der Erdkruste vor. Die größten Vorkommen finden sich in Afrika, China und den USA, sie reichen nur noch für wenige Jahrzehnte. Auch im Kot von Meeresvögeln, Guano genannt, kommt Phosphor vor. Aber auch diese Vorräte auf Inseln im Pazifischen Ozean sind fast erschöpft. Rund 100 Millionen Tonnen Phosphor werden weltweit jährlich gefördert, etwa 90 Prozent davon werden zu Düngemitteln verarbeitet. (uj)

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Pulheim hat sich deshalb schon 2019 mit zwölf weiteren Kommunen, dem Wasserverband Eifel-Rur, dem Erftverband, dem Niersverband, der Stadt Bonn und den Stadtentwässerungsbetrieben Köln zur Klärschlammkooperation Rheinland (KKR) zusammengeschlossen. Mittlerweile nennt sich der Zusammenschluss Klärschlammkooperation Pool GmbH (KKP).

Diese KKP soll sich nun mit einem Gesellschafteranteil von 24 bis 29 Prozent an der Gründung der GmbH „KLAR“ beteiligen. Die soll eine Klärschlammverbrennungsanlage errichten. Ein Standort dafür ist bereits gefunden, nämlich auf dem Gelände des Heizkraftwerks in Köln-Merkenich.

Das ist das ÖPP-Modell

Während die Kommunen dort ihren Klärschlamm entsorgen wollen, gehen die Wasserverbände einen eigenen Weg. Sie wollen über ein ÖPP-Modell, also mit einem privatwirtschaftlichen Partner, eine Verbrennungsanlage bauen.

In der Vorlage für die Ratssitzung hat die Stadtverwaltung die Vorteile der GmbH für Pulheim erläutert. Die Kommunen könnten ihren Klärschlamm verwerten lassen, ohne dafür einen Auftrag ausschreiben zu müssen. Weitere Vorteile seien Entsorgungssicherheit und Preisstabilität. In den vergangenen zwei Jahren seien die Preise für die Entsorgung stark gestiegen – dieses Risiko wäre damit für Pulheim vom Tisch. Auch die Vorteile des Standorts in Merkenich beschreibt die Pulheimer Stadtverwaltung. Die Abwärme könnte ins Fernwärmenetz eingespeist werden, Stromüberschuss ins Stromnetz.

Ziel: Reines Phosphor

Die Phosphorgewinnung ist auch an anderen Stellen im Kreis ein Thema. Am Kraftwerk Niederaußem gibt es eine Versuchsanlage, RWE, das Fraunhofer-Institut Umsicht und die Ruhr-Uni Bochum sind Partner in dem Projekt mit dem Namen Multi Fuel Conversion. Ziel ist es, möglichst reinen Phosphor zu gewinnen.

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Auf dem Knapsacker Hügel in Hürth investiert RWE Power einen zweistelligen Millionenbetrag in zwei Anlagen zum Trocknen und Verbrennen von Klärschlamm. 2017 und 2019 hatte das Unternehmen dort zwei Lagerhallen für den Schlamm in Betrieb genommen. Die Filterasche wird zunächst deponiert, später kann daraus Phosphor gewonnen werden.