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Serie „Unser Wasser“So ist die Gewässerqualität der Seen im Rhein-Erft-Kreis

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann an einem See hält eine Flasche in der Hand.

Stefan Müller kontrolliert auf Geruch, Aussehen und Geschmack. Die Rhein-Energie macht die Laboruntersuchung.

Stefan Müller ist Hygienekontrolleur des Rhein-Erft-Kreises und kontrolliert die fünf Badeseen im Kreisgebiet auf Verunreinigungen.

Die Gummistiefel gehören zur Arbeitsbekleidung von Stefan Müller. Im Sommer, wenn es warm sei, könnte er die Probenentnahme im sauberen Wasser der Seen mit kurzer Hose auch barfuß machen, räumt der Hygienekontrolleur des Rhein-Erft-Kreises ein. Aber nicht immer spiele das Wetter mit, es könne morgens ganz schön kalt sein, da trage er lieber lange Hosen.

Fünf Proben ziehe Müller gemäß der EU-Badeseenverordnung in monatlichen Abständen in den fünf ausgewiesenen EU-Badeseen des Rhein-Erft-Kreises in der Badesaison vom 15. Mai bis 15. September. Eine zusätzliche „Entprobung“ gebe es zwei Wochen vor Beginn der offiziellen Badesaison.

Einen weiteren Zweck erfüllten die Gummistiefel, erläutert Müller. Der Wasserstand am Schaft signalisiere ihm, wann er die richtige Tiefe für die Probenentnahme erreicht habe: Die liege bei 30 Zentimeter unter dem Wasserspiegel. So tief tauche er die Probenflasche an den Greifern seiner Teleskopstange ein. Am Strandbad des Liblarer Sees, aber auch an den anderen Stränden, gehe er immer von der Mitte des Sandstrandes ins Wasser, eben dort, wo auch der Badebetrieb stattfinde.

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Rhein-Erft: Seen haben „sehr gute Gewässerqualität“

Eine Sichtprüfung des Wassers an der transparenten Flasche nimmt Stefan Müller gleich vor Ort vor, er achtet auf ungewöhnliche Färbung und Gerüche. Auch der Geschmack einer Probe könne zur ersten Verdachtsklärung von Verunreinigungen nötig sein. Bei der „sehr guten Gewässerqualität“ an den Seen sei das nicht nötig. Auch die Blaualge müsse man nicht fürchten.

Vom Steg am Rande des Badebereiches des Strandbades Liblarer Sees lässt er eine runde, weiße Scheibe am Seil mit Metermarkierungen für eine Tiefensichtprüfung in den See hinab. An anderen Seen steige er dafür auch schon mal ins Boot. Da gehe es um grobe Daten,ob die Sicht in der Tiefe bis zwei Metern oder darüber hinaus bestehe. Daten, die auch für die Lebensretter der DLRG von Interesse seien, wenn es um die Suche nach vermissten Personen geht.

Ein Mann nimmt eine Gewässerprobe aus einem See.

Die Gummistiefel bewahren Stefan Müller nicht nur vor nassen Füßen, sondern geben auch Anhaltspunkt über die Wassertiefe.

Außerdem nimmt er Temperatur und den PH-Wert des Wassers. In der Kühlbox auf dem Rücksitz seines Autos verstaut er die Proben, die er noch am gleichen Tag in das Labor der Rhein-Energie AG im Norden Kölns bringt. Die einmal ermittelten Eckdaten gebe er in die EU-weit einsehbare Datenbank für Badegewässer ein.

Seit 1991 ist Stefan Müller auf der Spur der „meldepflichtigen Infektionskrankheiten“. Als „Zertifizierter Probennehmer“, mit wiederkehrenden Lehrgängen und Prüfungen im Fünfjahresrhythmus, kontrolliert er auch Trinkwasserbrunnen und Schwimmbäder, aber auch Warmwasseranlagen in Mietshäusern. Besichtigungen in Altenheimen, Krankenhäusern, Kindergärten und ambulanten Pflegediensten gehören ebenfalls zu Stefan Müllers Aufgabenbereich.

Habe jemand aus Gründen der Sparsamkeit an der Temperatureinstellung gedreht und die Temperatur sinke auf unter 60 Grad, vermehrten sich möglicherweise Legionellen. Damit steige die Gefahr einer Infektion der Atemwege. Denn Legionellen könnten als Aerosol eingeatmet werden. Müller empfiehlt beispielsweise, wenn er ein Hotelzimmer beziehe, alle Wasserhähne und den Duschkopf in Höhe des Ablaufes bei der höchsten Wassertemperatur für zehn Minuten laufen zu lassen.


Die Überprüfung der Seen

Eine regelmäßige Überprüfung der Gewässerqualität an Badeseen sieht die EU-Badegewässerrichtlinie vor. Dazu werden Proben an allen ausgewiesenen Badegewässern im Rhein-Erft-Kreis von Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes entnommen, also am Liblarer See, Heider Bergsee, Otto-Maigler-See, Bleibtreusee und Zieselsmaarsee. Im Labor werden die Proben auf die Darmerreger Escherichia coli und intestinale Enterokokken untersucht. Die Bakterien sind Indikatoren für fäkale Verunreinigungen.

Es sind in der Regel harmlose Bakterien, die im Darm von Menschen und Tieren vorkommen und gelangen oft mit fäkal belastetem Abwasser in die Gewässer. Werden erhöhte Konzentrationen der Bakterien festgestellt, steigt auch das Erkrankungsrisiko für die Badegäste. Manche der Bakterienarten können Krankheiten auslösen. Bei Enterokokken zählen dazu gefährliche Blutvergiftungen, Herzbeutelentzündungen und Harnwegsinfektionen. Bei Escherichia coli sind es Darmentzündungen mit schweren Durchfällen und ebenfalls Harnwegsinfektionen.

Hauptquellen der Bakterien in unseren Seen sind Verunreinigungen durch Warmblütlerfäkalien von Menschen, Nutztieren und Wasservögeln. Bei Analyse der Wasserproben im Laborverfahren werden die sogenannten „Kolonie bildenden Einheiten“ auf einer Nährlösung gezählt und als KbE pro 100 Milliliter Wasser verzeichnet. Unter 500 KbE gilt für Binnengewässer die Note „Ausgezeichnete Wasserqualität“. Ein Qualitätsstandard, den dieses Jahr alle fünf Seen des Rhein-Erft-Kreises erfüllen.

Die Untersuchungsergebnisse werden an die EU weitergeleitet und können in der Badegewässerkarte NRW eingesehen werden. Zum Schutz der eigenen Gesundheit und Sicherheit, aber auch aus Gründen des Naturschutzes und der allgemeinen Hygiene empfiehlt das Gesundheitsamt das Baden in natürlichen Gewässern nur an den ausgewiesenen Badestränden der fünf Seen. Nur dort werde die Wasserqualität überwacht und eine entsprechende hygienische Infrastruktur für Abfallentsorgung und Toiletten sei vorhanden. Vom Füttern der Wasservogelbestände rät das Gesundheitsamt ab. Die Vögel könnten für Probleme im Hinblick auf die Badewasserqualität sorgen. (otr)