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„Dann steige ich aus“Vereinslokale in Rhein-Erft stehen wegen Corona kurz vor dem Aus

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Auf dem Platz wird schon seit Wochen kein Fußball mehr gespielt.

Rhein-Erft-Kreis – Wie schon der erste Lockdown ein gravierender Einschnitt war, wird auch der Zweite an den Gastronomen im Rhein-Erft-Kreises nicht spurlos vorbeigehen. Besonders hart trifft es dabei in diesem Jahr gerade die Pächter des Bewirtungsbetriebs in den Vereinsheimen, da diese von den Sportveranstaltungen an ihren Gaststätten abhängig sind. Somit fiel das Geschäft in diesem Jahr im Frühling erst aus, und in den Sommermonaten war es auch noch sehr schleppend.

„Im Sommer konnten wir zwar öffnen, aber ich durfte aufgrund der Abstandsregeln nur 15 Personen ins Vereinsheim lassen“, liefert Michael Kubiak, Pächter des Vereinsheims vom BC Stotzheim, einen Grund, warum sein Geschäft auch im Sommer schlecht lief. Zusätzliche Gäste konnte und kann er zwar mit Getränken und Grillgut auch im Außenbereich verpflegen, doch für ihn war und ist spürbar, dass die meisten Leute vorsichtiger geworden und lieber zu Hause geblieben sind. „Viele der Fußballer, die hier auch unter der Woche trainieren, trinken normalerweise auch noch abends ein Kölsch bei mir. Aber die Leute konnten ja nicht einmal bleiben, um zu duschen“, musste Kubiak feststellen.

Rhein-Erft-Kreis: Vermieter verzichtet komplett auf Miete

Auch Hannelore Lorenz, Pächterin der Sportgaststätte Fairplay und des Tennis-Clubhauses im Pulheim Sportpark, hat es momentan nicht leicht. Auch sie holt eigentlich ihre Einnahmen durch die Events im Sommer rein. „Wenn der Pulheimer SC hier am Wochenende Tennis spielt, werden die Gäste immer zum Essen und Trinken eingeladen. Ein paar Spiele fanden im Sommer zwar statt, aber vieles ist ausgefallen“, erklärt die Wirtin, weshalb sie ebenfalls kein gutes Sommergeschäft zu verzeichnen hatte.

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Ihren Bilanzen kommen in diesem Jahr dabei noch zugute, dass die eigentlichen Eigentümer der Vereinsheime zum Teil auf ihre Mieteinnahmen verzichten. Während Kubiak in Stotzheim im Verlaufe des Lockdowns nichts zahlen muss, braucht Hannelore Lorenz für das PSC-Klubhaus in dieser Saison gar nichts mehr berappen.

Pulheimer SC erlässt Miete, Stadt Pulheim verlangt weiter Geld

Dafür hat die Gastronomin aber Probleme mit ihrer zweiten Gaststätte, dem Fairplay, welches der Stadt Pulheim gehört: „Während der PSC mir sehr entgegenkam, muss ich weiterhin die volle Miete für die Sportgaststätte der Stadt zahlen.“ Grund dafür seien die 9000 Euro, die sie vom Staat als Hilfe bekommen hat: „Aber das Geld habe ich ja für beide Gastronomien bekommen, um die laufenden Kosten zu decken.“ Die Stadt bot Lorenz zwar an, die Pacht später in Raten abzubezahlen, „aber bevor ich das mache“, sagt sie, „steige ich aus dem Geschäft aus. Das wäre ein Loch ohne Boden.“

Ohne Aktive auf den Plätzen und Gästen auf Terrasse oder im Lokal versucht es Michael Kubiak mit Lieferservice, zu dem er Pizzabrötchen verschenkt.

Damit die Ausfälle die beiden Gastronomen am Ende nicht ruinieren, verlassen sie sich aber nicht nur auf die Politik und die Vereine. Beide packen weiterhin selbst an. Mit Essenslieferungen versuchen sie, ihre Ausfälle zu kompensieren, wobei Kubiak und Lorenz auf Personal verzichten, ihre Mitarbeiter befinden sich bereits in Kurzarbeit.

In Stotzheim versucht sich Kubiak in diesem Winter allerdings zum aller ersten Mal als Lieferservice und kann daher noch nicht absehen, ob sich sein Angebot am Ende lohnen wird. In Pulheim hingegen wird schon seit dem ersten Lockdown die Stammkundschaft beliefert. „Die Speisen, die ich momentan ausliefere, reichen nicht wirklich aus, um meine Kosten zu decken. Für den Rest lege ich was von meinem Ersparten dazu“, muss die Wirtin allerdings schon ernüchtert feststellen. Damit in Stotzheim das Geschäft gut anläuft, gibt Kubiak seinen Kunden selbst gemachte Pizzabrötchen mit und will bald handgefertigte Pizza verkaufen.

„Wo ist denn da die Vorsicht, damit alles kontrolliert wird?“

Letztendlich wäre es aber beiden am liebsten, wenn sie ihre Gäste im Lokal bedienen könnten – auch unter den Einschränkungen und Regelungen. So hatten sie es auch für den Winter geplant, weshalb in Pulheim noch ein größerer Betrag investiert wurde, damit die Gäste durchgehend kommen können. Zwar verstehen die Gastleute, dass es Regelungen geben muss, allerdings zweifeln sie gerade die Beschränkungen für ihr Gewerbe an.

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„In einen Bus steigen über 30 Personen ein, und keiner weiß, wer sich darin aufhält. Eine Nachverfolgung ist dort unmöglich. Ich hatte hier einen Corona-Fall, habe mich selbst in Quarantäne geschickt und konnte innerhalb eines Tages alle Personen kontaktieren, die sich zu dem Zeitpunkt hier aufgehalten haben“, zeigt der Stotzheimer Kubiak sein Konzept auf, und Lorenz fügt an: „Wenn ich hier auf mein abgesperrtes Gelände komme, habe ich oft genug Scherben rumliegen, die wohl Jugendliche hinterlassen haben, die hier feiern. Wo ist denn da die Vorsicht, Polizei oder Ordnungsamt, damit alles kontrolliert wird? Hätte ich offen, würden die jüngeren und auch älteren Herrschaften hier Corona-konform sitzen können.“

Jetzt hoffen beide auf ein schnelles Ende der Pandemie, damit die Veranstaltungen an ihren Gaststätten wieder zurückkommen und eine Sportsaison regulär verlaufen kann. Aber ein längerer Lockdown bis weit in den Frühling würde für beide wahrscheinlich das Aus bedeuten. „Denn eigentlich geht schon jetzt nichts mehr“, so Michael Kubiak.