Wesseling/Köln – Monika Engels-Welter ist 56 Jahre alt und verheiratet. Sie hat vier Kinder großgezogen und hat ein Enkelkind. In Wesseling ist sie geboren und aufgewachsen, auch heute lebt sie noch dort. Seit 1992 ist Engels-Welter Mitglied in der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 1998 engagiert sie sich im Vorstand, zunächst innerhalb der Gemeinde, wenig später aber auch auf Dekanatsebene.
Heute ist sie geistliche Begleitung der kfd St. Germanus und Sprecherin des kfd-Dekanats Wesseling, das auch Urfeld, Keldenich und Berzdorf umfasst. Außerdem ist sie Pfarrgemeinderatsvorsitzende im Seelsorgebereich Wesseling. Über die angekündigte Rückkehr des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki aus der Zwangspause, die ihm Papst Franziskus verordnet hatte, sprach Margret Klose mit der engagierten Katholikin.
Der kfd-Diözesanverband Köln wünscht einen Neuanfang im Erzbistum, auch um an den Machtstrukturen etwas zu ändern. Wie sehen Sie das als Sprecherin des Dekanatsbereichs Wesseling?
Engels-Welter: Ich stehe 100-prozentig hinter der Entscheidung und Haltung des Diözesanverbands. Ich persönlich kann mir eine weitere Zusammenarbeit mit Kardinal Rainer Maria Woelki gar nicht mehr vorstellen. Das Vertrauen ist zerstört. Das unterstreichen auch die vielen Gespräche, die ich mit den Frauen und Männern unserer Gemeinden geführt habe.
Warum ist das Vertrauen zerstört?
Es kommt hier viel zusammen. Die Geschichte um das Gutachten im Missbrauchsskandal ist ja nur ein Teil der Sache. Die Herausforderungen zur zukünftigen Gestaltung unserer Gemeinden ist ein weiterer Bestandteil der Problemlage. Hier habe ich nicht das Gefühl, bei der Planung gehört zu werden. Das Gutachten hat aber auch gezeigt, dass sich das System Kirche ändern, dass die Hierarchie aufgebrochen und die Kirche von oben aus völlig neu aufgestellt werden muss.Es kann in der heutigen Zeit und in Anbetracht des Missbrauchsskandals nicht sein, dass nur ein kleiner Kreis von Klerikern Informationen erhält, um sie wie in der Vergangenheit bewusst zurückzuhalten. Wie soll man solchen Männern weiterhin vertrauen?
Welche Änderungen schlagen Sie vor?
Wir als kfd haben bereits in den 70er- und 80er-Jahren eingefordert, dass Frauen angemessen beteiligt und zu allen Ämtern in der katholischen Kirche zugelassen werden sollen. Ebenso haben wir eingefordert alle Lebensformen gleichwertig anzunehmen. Heute, 40 Jahre später, zeigt sich, dass durch die damals eingeforderten Veränderungen wahrscheinlich viele Missbrauchstaten hätten verhindert werden können. Aber Kardinal Woelki denkt meiner Meinung nach gar nicht so weit. Er vermittelt mir das Gefühl, dass er meint, er als Hirte müsse mir sagen, wo es langzugehen hat. Dabei macht er auch noch den Fehler, nicht inmitten seiner Herde zu stehen, sondern vorneweg zu schreiten, ohne sich umzudrehen.
Wie meinen Sie das?
Er schaut gar nicht auf die Bedürfnisse seiner Herde. Deswegen kann ich mir für ihn und für die kfd nur wünschen, dass Rainer Maria Woelki an Aschermittwoch seinen Rücktritt als Erzbischof von Köln bekannt gibt.
Wäre dieser Schritt nicht eine Nummer zu groß? Was weckt in Ihnen die Hoffnung, der Kardinal könnte eine solche Konsequenz ziehen?
Seine Akzeptanz in der Diözese ist nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden. Eigentlich müsste er das auch selbst erkennen. Außerdem bezweifele ich sehr, dass er als Erzbischof sein Amtsverständnis soweit ändern kann, dass wir mit ihm den synodalen Weg weitergehen können. Dazu müsste er ja quasi über seinen eigenen Schatten springen.
Wie finden Sie seine Entscheidung, am Aschermittwoch doch nicht im Kölner die Messe zu feiern?
Erst einmal bin ich erleichtert. Alles andere hätte auf mich befremdlich gewirkt, wie eine Selbstinszenierung, wie eine erneute Thronbesteigung, die so gar nicht zum Thema dieses Tages gepasst hätte.
Wie finden Sie es, dass es nun nur eine schriftliche Rückkehr geben soll?
Eigentlich kann und darf das auch nicht sein. Ich frage mich allerdings, welcher öffentliche Anlass jetzt geeignet sein könnte, um auch leiblich zurückzukehren. Dabei finde ich, dass alle Gottesdienste viel zu wichtig sind, um sie zu politischen, beziehungsweise kirchenpolitischen Medienereignissen zu machen. Ich denke, derzeit hilft nur Geduld. Abwarten, welche Botschaft von ihm oder aus Rom am Aschermittwoch kommt. Alle Reden sind gehalten. Die Themen und die Fronten sind klar.
Brauchen die katholischen Christen überhaupt noch einen Erzbischof?
Wenn dieses Amt, diese Leitung, gut gelebt und ausgeübt wird, ist es eine sehr wichtige Arbeit, die die Christen zusammenhält und zusammenführt. Ein Kardinal müsste heutzutage ein Moderator sein, der mit den Christen unterwegs ist.
Was wünschen Sie sich als Perspektive für die kfd in Ihrem Dekanat?
Ich wünsche mir eine Person , die aufgeschlossen ist und mit uns den synodalen Weg geht. Eine Person, die ruhig auch eine Frau sein könnte, mit der Gabe, Menschen auf Basis der christlichen Botschaft und deren Werteverständnis zusammenzuführen um mit uns und dem Christentum mutig neue Wege zu finden und zu gehen.
Ich wünsche mir, dass die männlich geprägten Machtstrukturen der katholischen Kirche aufgebrochen werden und sie sich entwickelt zu einer Kirche, die Männer und Frauen miteinander auf Augenhöhe gestalten – kritisch, aber ohne sich gegenseitig zu verletzen.