Der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf lehnt den Teilabriss der unteren Kapelle auf dem Waldfriedhof ab. Ihre Komplettsanierung wird eine teure Sache.
Bad HonnefBürgerverein fordert Erhalt der Kapelle auf dem Waldfriedhof Rhöndorf
Der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf warnt vor einem „unwiederbringlichen Verlust an kultureller und historischer Substanz“. Zugleich befürchtet er einen symbolischen und emotionalen Schaden für die Bürgerinnen und Bürger, wie Vorsitzender Patrick Pieper in einem „Offenen Brief“ an Bürgermeister Otto Neuhoff und die Mitglieder des Stadtrates schreibt.
Der Anlass: Den Kommunalpolitikern liegen seit einer Weile Pläne und Überlegungen vor, die untere oder neue Kapelle auf dem denkmalgeschützten Waldfriedhof zu sanieren. Zwei von drei Varianten sehen einen Teilabriss des maroden Gebäudes vor. Die Stadtverwaltung ist für solch eine Lösung, die 207 000 beziehungsweise 173 000 Euro kosten würde.
„Kapelle auf dem Waldfriedhof ist ein Ort der Trauer und des Trostes"
Der Bürger- und Ortsverein plädiert dagegen für die Komplettsanierung, für die nach Angaben der Stadt rund 353 000 Euro ausgegeben werden müsste. „Die Kapelle ist ein bedeutendes historisches und kulturelles Erbe unseres Waldfriedhofes in Rhöndorf. Sie hat nicht nur architektonischen Wert, sondern ist auch ein Ort des Gedenkens, der Trauer und des Trostes für viele Rhöndorferinnen und Rhöndorfer“, so Patrick Pieper.
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Der Stadtrat hat das Thema in seiner jüngsten Sitzung von der Tagesordnung genommen, nachdem zuvor auch der Ausschuss für Stadtentwicklung zunächst keine Entscheidung getroffen hatte.
Gebäude ist schon seit 2017 gesperrt und kann nicht mehr genutzt werden
Die „neue Kapelle“ ist wegen baulicher Mängel seit 2017 gesperrt und kann seither nicht mehr genutzt werden. „Eine fehlerhafte Entwässerung und eine mangelhafte Abdichtung waren ursächlich dafür“, schreibt die Verwaltung in der Vorlage für die Politik, „dass regelmäßig vom Hang abfließendes Wasser ins Erdgeschoss der Kapelle eindrang, über die Wendeltreppe ins Untergeschoss lief und dort wieder aus dem Gebäude in Richtung Löwenburgstraße austrat.“
Schäden an der Bausubstanz und Schimmelbildung seien die Folge gewesen. Zudem seien die außenliegenden Holzstützen der Turm-Dach-Konstruktion marode gewesen, sodass Bedenken wegen der Standsicherheit bestanden hätten. Dringend erforderliche statische Sicherungsmaßnahmen seien zwar erfolgt. Nun ist die Frage, wie es weitergehen soll.
Nach Angaben der Stadt wird bei rund der Hälfte aller Beerdigungen auf den Bad Honnefer Friedhöfen die jeweilige Trauerhalle genutzt. Die Zahlen seien insgesamt rückläufig. Sie schätze, dass die Nutzung mittelfristig bei nur noch einem Drittel liegen werde.
Auf dem Waldfriedhof finden laut Verwaltung rund 60 Beerdigungen im Jahr statt. Die untere Kapelle hat laut Landschaftsverband Rheinland keine Denkmalbedeutung; sie stammt dem LVR zufolge aus dem Jahr 1966.
Im Untergeschoss soll eine barrierefreie Toilettenanlage entstehen
Die Verwaltung hat daher vorgeschlagen, die Kapelle ab dem Erdgeschoss komplett abzureißen, die Wendeltreppe ins Untergeschoss (UG) zu beseitigen und zu verschließen und die dann freiliegende Decke des UG abzudichten. Im Untergeschoss solle die vorhandene WC-Anlage zu einer barrierefreien Toilette umgebaut werden, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stünde. Geschätzte Baukosten: 207 000 Euro.
Der Bürger- und Ortsverein plädiert „nach intensiver Auseinandersetzung mit den vorgeschlagenen Optionen“ für die Komplettsanierung, die eine weitere Nutzung der Trauerhalle ermöglichen würde. Dafür müssten aber laut Sitzungsvorlage unter anderem die Dachflächen saniert und die Fensteranlagen um den Hauptraum erneuert werden.
Zudem seien Erd- und Abdichtungsarbeiten nötig, um künftig das Eindringen von Wasser zu verhindern. Auch bei dieser Variante würde im Untergeschoss eine barrierefreie Toilette gebaut. Geschätzte Baukosten hier: rund 353 000 Euro. Die dritte Variante – Abriss der Kapelle und zudem Rückbau der Toilette – ist aus Sicht des Bürgervereins „inakzeptabel“. Es sei „unvorstellbar, dass auf einem Friedhof dieser Größe und Bedeutung keinerlei sanitäre Anlagen mehr zur Verfügung stehen sollen“.
Probleme mit Gebäude auch dem alten Friedhof in Bad Honnef
Die Kapelle in Rhöndorf ist zurzeit nicht die einzige „Friedhofsbaustelle“ der Stadt. Gerade hat der Ausschuss für Stadtentwicklung beschlossen, das Röder-Mausoleum, die Weyermann-Kapelle und die Aussegnungshalle auf dem unter Denkmalschutz stehenden Alten Friedhof nicht weiter verfallen zu lassen, sondern über drei Jahre hinweg zu sanieren und zu sichern. Rund 709 000 Euro soll das voraussichtlich kosten.
Anders als die neue Kapelle in Rhöndorf stehen die drei Gebäude auf dem alten Friedhof, die aus dem 19. Jahrhundert stammen, selbst unter Denkmalschutz.
Der Waldfriedhof
Der Waldfriedhof wurde Anfang der 1920er Jahre nach Plänen des Bildhauers Karl Menser (1872–1929) an einem ehemaligen Weinberg angelegt, schreibt die Bürgerstiftung Bad Honnef. Von Menser stammen demnach auch die 1930 erbaute Kapelle zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und die Totenleuchte am Eingang.
Seit 1948 befindet sich das Grab der Familie Adenauer auf dem Waldfriedhof. Dort wurde der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer 1967 beigesetzt. „Der ab 1919 entstandene Friedhof ist insgesamt eine Anlage von hoher ästhetischer Qualität. Dies ist nicht zuletzt auf das Engagement des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) zurückzuführen“, heißt es auf der Kulturlandschaftswebsite www.kuladig.de des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR).
Seit 2011 steht der Waldfriedhof unter Gartendenkmalschutz. Etwa von 2010 bis 2016 investierte die Stadt Bad Honnef knapp 430 000 Euro in eine aufwendige Sanierung. So wurden der Teich in Schuss gebracht und ein neues Bachlaufsystem aufgebaut, die Treppenanlagen erneuert und die Wege befestigt. Der Friedhof erhielt damals einen stabilen Wildschutzzaun. Zudem wurde die Holzbrücke im Wald erneuert, die den alten Friedhofsteil (1920er Jahre) mit dem neuen Teil (1960er Jahre) verbindet.