Drei alte Gebäude auf dem denkmalgeschützten Alten Friedhof in Bad Honnef sind akut sanierungsbedürftig.
Fehlende WirtschaftlichkeitBad Honnef erwägt Abriss von drei Denkmälern auf dem Alten Friedhof
Im Bad Honnefer Rathaus gibt es Überlegungen, drei Denkmäler, deren Eigentümer die Stadt ist, dem „kontrollierten Verfall“ zu überlassen. Oder sie gleich ganz abzureißen. Der Grund für diese sicher außergewöhnlichen Gedankenspiele einer Behörde: Die Sanierung des Mausoleums der Mila Röder, der Friedhofskapelle und der Aussegnungshalle würden rund 1,36 Millionen Euro kosten.
Alle drei Gebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert und stehen auf dem komplett denkmalgeschützten Alten Friedhof. „Diesen Kosten stehen weder ein realer wirtschaftlicher Nutzen der Gebäude noch Erträge für die Stadt entgegen“, hieß in der Vorlage für die jüngste Sitzung des Planungsausschusses.
„Kontrollierter Verfall“ würde mit rund 277.000 Euro zu Buche schlagen
Dabei würde nach Darstellung der Fachverwaltung sogar der „kontrollierte Verfall“ mit rund 277.000 Euro zu Buche schlagen, weil über die ganze Zeit hin die Verkehrssicherheit gewährleistet sein müsste. „Egal was man tut, es wird immer teuer“, brachte Berthold Rothe, der Geschäftsbereichsleiter Städtebau, das Dilemma auf den Punkt.
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Dabei ist das Ganze schon jetzt kostspielig gewesen. Seit Beginn der Untersuchungen der drei Gebäude im Jahr 2021 sind laut Rothe bereits 334.000 Euro ausgegeben worden, 109.000 Euro davon für die Arbeit von verschiedenen Gutachtern.
Jerald Birenfeld (CDU) reagierte angesichts dieser Summe empört („eine riesige Masse an Geld“), weil der Stadtrat erst jetzt zum ersten Mal über den Stand der Dinge informiert werde. Sein Fraktionskollege Folkert Milch, Vorsitzender des Ausschusses, sagte aus seiner beruflichen Erfahrung als Rechtsanwalt: „109.000 Euro für so kleine Gebäude ist schon heftig.“
Um diese Gemäuer geht's:
Das Mausoleum der Mila Röder wurde laut Vorlage der Verwaltung bereits 1986 unter Denkmalschutz gestellt (der Friedhof insgesamt im Jahr 2000). Es weise eine sehr aufwendige Ausmalung von Adolf Schmitz Corlenburgh von 1889 aus. Es handele sich um einen Kuppelbau in byzantinisch anmutendem Stil mit Apsis, Vorhalle und einer Krypta mit drei Särgen. Zu den festgestellten Schäden gehören unter anderem fehlender Fugenmörtel, schadhafte Dachschiefer, ein statischer Riss in der Kuppel sowie Risse in den Pfeilerfüßen und eine Schadstoffbelastung in der Krypta.
Bleiverglasungen der Friedhofskapelle in Bad Honnef von hoher Qualität
Die Friedhofskapelle ist das neugotische kapellenähnliche Mausoleum der Familie Weyermann. Es besitze eine aufwendig bemalte Holzdecke. „Handwerklich qualitätsvoll“ umgesetzt seien etwa die Bleiverglasung der Fenster, der Altar oder die große Grabplatte im Boden des Langhauses. Zu den Schäden in diesem Gemäuer zählen laut Vorlage etwa Undichtigkeiten an Dach und Dachrinne, eine feuchte Steinkuppel der Apsis und ausgewaschenes Giebelmauerwerk.
Die Aussegnungshalle sei ein Backsteinbau mit Zierfugen in Pietra-Rasa-Technik; der verputzte Innenraum sei mit einer zeittypischen Dekorationsmalerei versehen. Einige Schäden an der Halle, die bis heute als Lagerort für die Friedhofsgärtner genutzt werde: eine schadhafte Dachholzkonstruktion, fehlender Putz, ausgewaschen Mauerwerksfugen oder undichte Fenster.
Neben den drei „Erhaltvarianten“ hat die Verwaltung auch den Abriss aller drei Gebäude geprüft. Ein erster Antrag von Dezember 2023 sei von der Denkmalbehörde abgelehnt worden, ein zweiter vom April werde gerade geprüft, laut Landschaftsverband Rheinland aber „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ auch abgelehnt werden.
Die Stadt argumentiert vor allem mit der fehlenden Wirtschaftlichkeit und ihrer angespannten Haushaltslage. Alternative Nutzungen beispielsweise als Kolumbarium oder als öffentliche Veranstaltungsräume scheitern an der Größe der Gebäude; das Mausoleum Mila Röder beispielsweise hat nur 18,8 Quadratmeter Fläche.
Auch ein Verkauf sei unwahrscheinlich, weil sich die Gemäuer wegen ihrer Lage auf dem Friedhof kaum anders nutzen ließen als für eine private Grab- oder Andachtsstelle.
Angesichts der Abrissüberlegungen war es im Ausschuss an Isabelle Plate (Grüne), „eine Lanze für den Denkmalschutz zu brechen“. Die Gebäude müssten erhalten werden, ein Abriss könne nur „die allerletzte Möglichkeit“ sein, betonte sie.
Er wolle die Gebäude „keinesfalls plattmachen“, stellte auch Jerald Birenfeld klar, der gleichwohl die Höhe der bisherigen Kosten kritisierte. Allein für die Miete der Gerüste müssen laut Verwaltung vorerst weiterhin 36.000 Euro im Jahr aufgebracht werden.
Kosten für Sanierung der Gebäude auf Bad Honnefer Friedhof sollen sinken
Auf Antrag der CDU beschloss der Ausschuss am Ende einstimmig, das die Verwaltung prüfen solle, wie die Kosten für eine Sanierung gesenkt werden könnten. Außerdem solle sie ein Nutzungskonzept vorlegen, wie die Gebäude vielleicht als Urnengrab oder öffentliche Gedenkstätte genutzt werden könnten. Dabei sollten Vereine wie der Heimat- und Geschichtsverein Herrschaft Löwenburg einbezogen werden.
Und schließlich solle sich die Stadt um Fördermittel beim NRW-Ministerium für Heimat und Kommunales sowie der NRW-Stiftung bemühen. Allerdings hatte die Verwaltung nach eigenen Angaben bereits Anträge bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und bei einem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes gestellt – erfolglos.
Die Varianten
Die vollständige denkmalgerechte Sanierung einschließlich Rekonstruktion einzelner Gebäudeteile würde für alle drei Gemäuer zusammen laut Stadtverwaltung rund 1,36 Millionen Euro kosten. „Von Seiten des Denkmalschutzes ist eine Nachbildung von Bauelementen nicht gewünscht.“
Die Sicherung des Ist-Zustandes und der Stopp weiteren Verfalls würde für alle Objekte zusammen etwa 709.000 Euro kosten. „Die untere Denkmalbehörde befürwortet diese Variante und den Substanzerhalt.“
Die Verkehrssicherung der Umgebung und der kontrollierte Verfall der Gebäude kostet demnach rund 277.000 Euro. „Denkmalfachlich wird diese Betrachtung von der unteren Denkmalschutzbehörde nicht befürwortet.“ (csc)