Bonn – Das Rheinufer in Bonn wird in Höhe der Bonner Innenstadt vom Spätsommer an autofrei. Und das vermutlich dauerhaft. Den Beschluss auf Antrag der neuen Bonner Ratskoalition aus Grünen, SPD, Linkspartei und Volt fasste am späten Mittwochabend der Ratsausschuss für Mobilität und Verkehr.
Demnach wird die Rheinuferstraße, konkret das Fritz-Schroeder-Ufer, Erzbergerufer, Brassertufer und Rathenauufer, zwischen Rosental und Zweiter Fährgasse auf einer Länge von 1,6 Kilometern für den motorisierten Verkehr gesperrt. Wörtlich heißt es in dem Beschluss: „Die Verwaltung wird beauftragt, die Verkehrsführung am Rheinufer auf der linksrheinischen Seite kurzfristig bis zum Spätsommer 2021 wie folgt zu ändern: Der gesamte Bereich der Rheinuferpromenade zwischen Rosental und Zweiter Fährgasse ist grundsätzlich den Fußgänger*innen und Radfahrer*innen vorzubehalten.“
„Wir freuen uns über den Beschluss“, sagte in einer ersten Reaktion Bernhard Meier, zweiter Vorsitzender des ADFC Bonn/Rhein-Sieg. Meier sitzt als sachkundiger Einwohner im Verkehrsausschuss. „Wir hatten das ja angeregt, das Rheinufer bereits jetzt kurzfristig vom motorisierten Verkehr zu befreien, damit das nicht dauert, bis der Architektenwettbewerb in einigen Jahren umgesetzt wird. Das Rheinufer ist viel zu schade dafür, dass da nur Autos parken.“
Bereits im Mai hatte der Bonner Stadtrat die Autofreiheit für das Rheinufer grundsätzlich beschlossen und zugleich einen Ideenwettbewerb für die Neugestaltung der Uferpromenade in Auftrag gegeben. Die Umsetzung dieser Neugestaltung wird aber frühestens 2022 beginnen.
Ausnahmen für Reisebusse sind vorgesehen
In einigen Ausnahmen wird das Rheinufer in Bonn aber auch nach dem Spätsommer noch motorisiert befahrbar bleiben. So dürfen Anlieger, deren Häuser und Wohnungen nur über das Rheinufer erreichbar sind, dafür auch weiterhin das Auto nutzen, Reisebusse dürfen weiterhin zu den Anlegestellen der Rheinschifffahrt vorfahren, das Gleiche gilt für Fahrten für Menschen mit Gehbehinderungen. Die Tiefgarageneinfahrt der Bonner Oper am Rheinufer soll künftig nur noch aus Richtung Norden (Josefstraße) angesteuert und in Richtung Süden wieder verlassen werden können.
Schließlich wird der gesamte motorisierte Verkehr, der aus Richtung Beuel kommend über die Kennedybrücke in Richtung Süden auf die Adenauerallee gelangen will, künftig dafür nicht mehr über das Brassertufer fahren können und stattdessen den Weg über Bertha-von-Suttner-Platz, Kölnstraße, Stiftsplatz, Welschnonnenstraße, Sandkaule und Belderberg nehmen müssen.
Meier erwartet, dass es ab dem Spätsommer „über die Sperrung für Autos am Rheinufer sicherlich große Diskussionen geben wird. Aber vielleicht ja auch in der Richtung: Warum haben wir das nicht schon zehn Jahre früher gemacht?“
Die Sperrung des Bonner Rheinufers für den motorisierten Verkehr hat im Übrigen keine Frist. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird also Autoverkehr an den Ruinen der alten Synagoge, unterhalb des Alten Zolls und zu Füßen des Ernst-Moritz-Arndt-Hauses in wenigen Monaten in Bonn bis auf Ausnahmen definitiv der Vergangenheit angehören, vorausgesetzt der Hauptausschuss stimmt dem Beschlussvorschlag in Vertretung des Stadtrates in seiner Sitzung Mitte Juni ebenfalls zu, woran es aber keinen Zweifel gibt. Die ehemalige Hauptstadt vollzieht damit einen Schritt nach, den andere Großstädte am Rhein wie etwa Köln und Düsseldorf schon vor vielen Jahren vollzogen haben.