Rhein-Sieg-Kreis – Die Zahl der Corona-Infektionen steigt auch in der Region. Der Kurvenverlauf bei der Sieben-Tage-Inzidenz weist wieder nach oben. „Die Zahlen steigen auch im Rhein-Sieg-Kreis“, bestätigt Antonius Nolden, Pressesprecher des Kreises auf Anfrage dieser Zeitung. Zudem stelle man fest, dass mehr Menschen bei Bürgertests ein positives Ergebnis erhielten.
Den Daten der Kreisverwaltung zufolge waren Ende Mai noch weniger als fünf Prozent der durchgeführten Bürgertestungen positiv – in der vergangenen Woche waren es schon mehr als neun Prozent. Der Kreis verweist auch auf viele Infektionen bei jüngeren Menschen. Die meisten Infektionen gebe es derzeit in der Altersgruppe 20 bis 39.
Corona-Lage in Rhein-Sieg: Lage in Krankenhäusern noch entspannt
„Wir haben es ganz bestimmt mit einer Welle zu tun“, urteilt Elke Cremer, stellvertretende Vorsitzende der Kreisstelle Rhein-Sieg der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Dabei bildeten die aktuellen Zahlen längst nicht das wirkliche Infektionsgeschehen ab, erläutert die Ärztin aus Troisdorf.
„Die Leute scheuen den Gang ins Testzentrum oder zum Arzt. In die Praxis kommen fast ausschließlich Menschen, die wirklich Symptome haben.“ Cremer verweist zudem auf die Meldeverzögerungen an den Feiertagen. „Es wurde sehr wenig getestet und gemeldet – die Zahlen hinken also noch deutlich hinterher.“
Derzeit, so die Ärztin, sei die Situation für die Krankenhäuser im Kreis aber noch kontrollierbar. „Omikron ist zwar sehr infektiös, die Verläufe sind aber glücklicherweise meist mild.“ Das bestätigen auch die Krankenhäuser im Kreisgebiet. „Bei uns liegen zurzeit nur zwei Kinder auf Station“, berichtet Bernadette Rolla, Pressesprecherin der Asklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin.
Das Durchschnittalter der Corona-Patientinnen und Patienten liegt im mittleren Alter von 60 Jahren
„Die Auslastung unserer Intensivkapazitäten durch Corona-Patientinnen und -Patienten ist nach wie vor sehr niedrig in unseren beiden Standorten in Sieglar und Troisdorf", so Philipp Heistermann, Kaufmännischer Direktor der beiden GFO-Kliniken. Die Anzahl läge in einem niedrigen zweistelligen Bereich, das Durchschnittsalter der Corona-Patienten liege im mittleren 60er Bereich. Aktuell befänden sich auch keine Corona-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen. „Allerdings nehmen die Fälle auf den Normal-Stationen in den letzten Wochen und Tagen wieder leicht zu", so Heistermann. Man müsse aber dazu sagen, dass ein erheblicher Teil dieser Patienten nicht „wegen Corona“ ins Krankenhaus käme, sondern vielmehr „mit Corona“. Das heißt, der Aufnahmegrund sei in der Regel ein anderer. Über die entsprechenden Testungen bei uns vor Ort, werde dann, zusätzlich zum eigentlichen Aufnahmegrund, eine Corona-Infektion festgestellt.
„Corona-Sommerwelle“: Medizinerin warnt vor Sorglosigkeit
Auch das Helios-Klinikum in Siegburg verzeichnet keinen Anstieg. „Aktuell können wir keine signifikanten Zunahme der Covid-19-Fälle in unserem Haus beobachten und verzeichnen derzeit auch keinen intensivpflichtigen Covid-19-Patienten“, teilt Pressesprecherin Janina Decker mit. Sorge, so Elke Cremer, bereite ihr derzeit trotzdem der „zu lässige Umgang“ mit der Pandemie. „Die Krankheit hat ein bisschen ihren Schrecken verloren“, sagt die Ärztin.
Dennoch sei die Belastung für die Arztpraxen im Rhein-Sieg-Kreis ungebrochen groß. „Nach zwei Jahren im Ausnahmezustand kommen jetzt wieder deutlich mehr Corona-Patienten in die Praxis. Die Entlastung kommt immer noch nicht.“
Was sie Menschen in der aktuellen Situation rät? „Wir sollten wieder sorgfältiger mit der Pandemie umgehen, wieder häufiger die Maske tragen“, betont Cremer. „Das schützt uns selbst – aber auch die Menschen um uns herum.“