Fußball-MittelrheinligaKenan Akalp glänzt auf fremder Position
Hennef – Spontanen Eingebungen sollte man folgen. Sascha Glatzel legte sich bei der Suche nach einem Ersatz für Innenverteidiger Yannick Genesi (Muskelfaserriss) erst am Abend vor der Partie beim SV Breinig fest. „Nach dem Abschlusstraining hatte ich eigentlich schon einen Entschluss gefasst“, verrät der Trainer des Fußball-Mittelrheinligisten FC Hennef 05. „Am nächsten Tag habe ich den Plan aber wieder verworfen und mich für Kenan Akalp entschieden.“
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Mit diesem Schachzug hatten die wenigsten gerechnet. Denn zum einen entspricht der 1,74 Meter große Türke nicht dem klassischen Bild eines Innenverteidigers. Zum anderen hatte er noch nie zuvor auf dieser Position gespielt. Trotzdem sollte sich der 22-Jährige als würdiger Genesi-Ersatz erweisen. „Er hat die Rolle anders interpretiert“, sagt Glatzel. „Aber er hat sie genauso zuverlässig ausgefüllt.“
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Clevere Zweikampfführung
Beim 5:0 glänzte der etatmäßige Mittelfeldakteur nicht zuletzt als Spieleröffner. „Er hat immer wieder überragende Diagonalbälle eingestreut“, so Glatzel. Außerdem habe er „jeden Zweikampf unter Schulterhöhe gewonnen“. Auf Luftduelle mit Stoßstürmer Nico Dautzenberg ließ sich Akalp indes gar nicht erst ein. „Entweder hat er die Kopfballverlängerung clever antizipiert oder er war zur Stelle, nachdem Nico den Ball runtergepflückt hatte“, so Glatzel.
Akalp habe ihm im Abwehrzentrum „genauso gut gefallen wie auf der Sechser-Position“. Trotzdem könnte der Coach am Sonntag umdisponieren, schließlich empfängt man mit Viktoria Glesch/Paffendorf (3.) einen Gegner mit vielen groß gewachsenen Spielern. „In Breinig hatten wir mit Michael Hasemann und Ernesto Jimenez nur zwei Kopfballexperten auf dem Feld“, erklärt Glatzel. „Das könnte diesmal zu wenig sein bei den Standards.“
Ausbildung beim 1. FC Köln
Nicht ausgeschlossen also, dass Glatzel bei der Suche nach einem Genesi-Ersatz diesmal auf Größe setzt. Dann würde Akalp wieder ins defensive Mittelfeld rücken. „Er ist nicht wegzudenken aus der Startelf“, betont der Trainer.
Dabei hatte Akalp nach seinem Wechsel 2019 vom Regionalliga-Absteiger TV Herkenrath etwas Anlaufzeit benötigt. „Die muss man Spielern wie ihm aber auch einräumen“, sagt Sportchef Dirk Hager. „Kenan hatte acht Jahre lang beim 1. FC Köln gespielt und dort bereits fünf Regionalliga-Einsätze für die U 21 verbucht. Wenn man Stadien wie das an der Essener Hafenstraße gewohnt ist, fällt der Gang in die Oberliga nicht leicht.“
Hager hatte Akalp im Frühjahr 2019 im Duell mit RW Oberhausen (1:2) persönlich unter die Lupe genommen – und war prompt begeistert. Auch sein damaliger Trainer Giuseppe Brunetto, mittlerweile Coach des Hennefer Ligarivalen 1. FC Düren, schwärmt: „Kenan hat in Herkenrath oft als alleiniger Sechser agiert. Das traut man nur einem sehr schlauen und fleißigen Spieler zu. Ich wollte ihn damals mit nach Düren nehmen, aber Hennef war leider schneller.“
Duell zweier Freunde
Siegburg 04 gehen vor der Partie in Freialdenhoven die Rechtsverteidiger aus. Neben Ju-yong Jo (Schulter-OP) fällt auch Dennis Eck bis auf Weiteres aus. Der Kapitän zog sich im Duell mit Frechen (1:2) erneut einen Muskelfaserriss zu. Für ihn dürfte Florian Diehl sein Startelf-Debüt geben. Recep Kartal erhielt für seinen Schubser nach Abpfiff eine Sperre von zwei Spielen.
SSV-Coach Bünyamin Kilic freut sich auf das Wiedersehen mit seinem Trainerkollegen Kevin Kruth, mit dem er die B-Lizenz in Hennef absolvierte: „Wir sind gut befreundet und tauschen uns regelmäßig aus. Nur diesmal war er nicht so auskunftsfreudig. Er hat mir nicht mal verraten, ob wir auf Rasen oder Kunstrasen spielen.“
Der Gegner siegte am Mittwoch im Kreispokal-Halbfinale gegen Arnoldsweiler (5:1) und muss auf den Gelb-Rot-gesperrten Mark Szymczewski verzichten. (tim)
Dort ist Akalp, dessen Bruder Erkan (20) nach wie vor beim 1. FC Köln II spielt, längst angekommen. Lediglich eine Sache vermisst Glatzel an seinem Allround-Talent: „Er darf ruhig auch Tore schießen oder vorbereiten – das gilt aber auch für die anderen Sechser. Ein Typ wie Leon Goretzka fehlt uns noch.“
Kanli trifft und trifft und trifft
Für Torgefahr beim Tabellenzweiten sorgen andere, allen voran Celal Kanli. Er wurde im Sommer vom linken Flügel auf die Zehner-Position beordert – und blüht dort regelrecht auf. In Breinig erzielte er bereits seinen zweiten Hattrick. „Celal ist endlich mal verletzungsfrei; er hat seinen Rhythmus gefunden“, sagt Glatzel. Kanli sei ein „kreativer Freigeist, den man offensiv von der Leine lassen muss“.
Im Spiel gegen den Ball gibt es aber klare Regeln – und an die hält sich der 26-Jährige. „Wir haben nicht zufällig erst zwei Gegentore kassiert“, sagt Glatzel. Und nicht zufällig noch immer kein Spiel verloren.